Drei Männer und zwei Frauen stehen nebeneinander.
Anja Siegesmund (2. von links) in Berlin, hier mit Ingbert Liebig vom Verband kommunaler Unternehmer, Bundesumweltministerin Steffi Lemke, Peter Kurth, Geschäftsführender Präsident des BDE, und Markus Steilemann, Präsident des Verbands der Chemischen Industrie. Bildrechte: MDR/Loréne Gensel

Wirtschaft Entsorger wählen grüne Ex-Ministerin Siegesmund zur Präsidentin

26. Mai 2023, 18:03 Uhr

Bis zum 1. Juni 2024 muss sie warten, dann darf Anja Siegesmund als neue Präsidentin des Entsorgerverbandes BDE antreten. Als ehemalige Thüringer Umweltministerin muss sie eine Karenzzeit von 16 Monaten einlegen.

Thüringens frühere Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) wird neue Chefin des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Abfall- und Kreislaufwirtschaft (BDE). Das haben die Mitgliedsunternehmen des BDE am Donnerstag auf ihrer Verbandsversammlung in Berlin entschieden.

Siegesmund bekam in einer offenen Wahl keine Gegenstimmen bei zwei Enthaltungen. Nach Informationen von MDR THÜRINGEN wurde auf der Mitgliederversammlung des BDE offiziell gesagt, dass die Vorentscheidung für die Nominierung von Siegesmund durch das Präsidium bereits im November 2022 gefallen war. Offiziell war sie Ende April 2023 nominiert worden.

Siegesmund hatte einen Tag vor Weihnachten 2022 ihren Rücktritt angekündigt, dafür persönliche Gründe angegeben und angekündigt, sie wolle nach einer langen Auszeit Angebote für eine berufliche Perspektive prüfen.

Neue Aufgaben im "Maschinenraum" der Recyclingwirtschaft

Antreten kann Siegesmund ihr neues Amt erst am 1. Juni 2024. Das Thüringer Kabinett hat ihr auf der Basis des Thüringer Ministergesetzes eine Wartezeit von 16 Monaten auferlegt zwischen ihrem Rücktritt als Ministerin und einem Wechsel in die Wirtschaft. Der Verband wollte die Spitzenposition ursprünglich zum 1. Oktober 2023 neu besetzen.

Nach der Entscheidung über die Karenzzeit für Siegesmund wurde eine interne Lösung zur Überbrückung gefunden. In den Reihen des Verbandes hatte das vor der Wahl vereinzelt für Irritationen gesorgt.

Keine rechtlichen Schritte gegen Karenz-Entscheidung

In ihrer Vorstellungsrede sagte Siegesmund, sie würde lieber heute als morgen ihre Arbeit beim Verband aufnehmen. Die 16 Monate Karenzzeit seien aber zu akzeptieren. Auf Nachfrage von MDR THÜRINGEN kündigte sie an, juristisch nicht gegen die Entscheidung der Regierung in Erfurt vorgehen zu wollen. Auf die Frage, warum sie mit der Vorentscheidung des BDE vom November 2022 für ihre Nominierung beim Rücktritt nicht offen umgegangen sei, sagte Siegesmund, sie habe überlegen müssen, wann sie welche Schritte gehe.

Angesichts mehrerer Angebote habe sie auch nach ihrem Rücktritt noch überlegt, ob es der BDE wird oder nicht. Grundsätzlich halte sie es allerdings für legitim, "nach 20 Jahren Politik im Sinne einer nachhaltigen Wirtschaft zu überlegen, ob man nicht in den Maschinenraum der Wirtschaft gehen möchte." Der BDE habe mit ihrer Wahl den Mut gehabt, eine Grüne und eine Frau, die für Transformation und Veränderung stehe, zur Präsidentin zu machen. Außerdem würde auch ihre eigene Partei immer wieder mehr ostdeutsche Frauen in Führungspositionen fordern. Siegesmund hatte am Donnerstag auch ihren Arbeitsvertrag beim BDE unterschrieben.

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MDR (log/mm)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 25. Mai 2023 | 16:00 Uhr

88 Kommentare

martin vor 47 Wochen

@emlo: Die Suggestivwirkung wie von Ihnen beschrieben ist sicher da und vermutlich im konkreten Fall durchaus auch genauso gewollt. So deute ich jedenfalls ihre Äußerung, dass der Wechsel zwar angedacht aber für sie noch nicht entschieden gewesen sein soll. Aber klar, es kann auch eine schlichte, bewusste Verschleierung gewesen sein.

Aber unabgängig davon bleibt für mich der geplante Wechsel des Arbeitgebers eine persönliche Entscheidung und die ursprüngliche, öffentliche Begründung ist daher meiner Meinung nach zumindest keine Lüge gewesen.

ElBuffo vor 47 Wochen

Nur falls es nicht angekommen sein sollte: Das Bundesumweltministerium ist kein Unternehmen, kann also nicht Mitglied sein, womit auch die Stimmberechtigung fehlt.

emlo vor 47 Wochen

@martin: Das sehe ich ganz genauso. Wenn allerdings jemand von "persönlichen Gründen" spricht, speziell ein Politiker, so suggeriert das für gewöhnlich familiäre oder gesundheitliche Gründe. So habe ich das zumindest interpretiert. Wenn sich dann herausstellt, zumindest steht das im Raum, dass bereits zu diesem Zeitpunkt der Wechsel an die Spitze des Entsorger-Verbands geplant war, so kann man das durchaus kritisieren.
Die geheuchelte Empörung so mancher Kommentarschreiber hier, ist allerdings trotzdem völlig überzogen.

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