MDR THÜRINGEN-Sommerinterview Höcke hält sich Kandidatur für AfD-Bundesvorstand offen

13. August 2021, 13:45 Uhr

Thüringens AfD-Vorsitzender Björn Höcke hat sich im Sommerinterview mit MDR THÜRINGEN zu seiner Partei, zum Klimawandel und zur Corona-Pandemie geäußert. Schüler sollten nach den Ferien "nicht in Watte gepackt" werden, sagte er zur Debatte um eine Testpflicht an den Schulen. Den Regierungen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen warf er Versagen im Hochwasserschutz vor und erneuerte seine Kritik am Verfassungsschutz. Ob er für den AfD-Bundesvorstand kandidieren will, ließ er offen.

Thüringens AfD-Landesvorsitzender Björn Höcke hält sich eine Kandidatur für den Bundesvorstand seiner Partei offen. Derzeit sei man in der "heißen Phase" des Bundestagswahlkampfs, sagte Höcke am Freitag im Sommerinterview von MDR THÜRINGEN. Ob er im Dezember für den AfD-Bundesvorstand kandidieren werde, darüber werde er sich später Gedanken machen.

Höcke sagte weiter, Landesverband und Landtagsfraktion der Thüringer AfD hätten sich immer wieder in Programmdebatten der Partei eingebracht. "Ich kann doch trotzdem aus Thüringen heraus wirken", sagte er. "Wenn ich erkenne, dass es notwendig ist, die Partei in eine programmatische Richtung zu bringen, dann werde ich das tun."

"Verfassungsschutz unterwandert die Opposition"

Höcke erneuerte in dem Interview auch seine Kritik am Verfassungsschutz. Es sei auffällig, dass dieser "immer die Landesverbände in den Blick nimmt, die besonders erfolgreich sind", sagte er mit Blick auf die Einstufung des Thüringer Landesverbandes durch den Landesverfassungsschutz als "erwiesen rechtsextrem". Die Regierungsbehörde unterwandere die Opposition, deshalb müsse sie reformiert werden. Der Verfassungsschutz sei "auf dem linken Auge blind".

Die jüngst von der Thüringer Polizeiführung vorgenommene Belehrung der Beamtinnen und Beamten über ihre Pflicht zur Verfassungstreue nannte Höcke "mafiöse Methoden". Der Verfassungsschutz müsse "eigentlich die Regierung beobachten, die das Recht gebrochen hat".

Zu dem von der AfD-Bundespartei beschlossenen Auftrittsverbot mit dem aus der Partei ausgeschlossenen ehemaligen brandenburgischen Landesvorsitzenden Andreas Kalbitz sagte Höcke, er werde sich an diesen Beschluss halten. Jedoch lasse er sich den Kontakt zu Kalbitz, den er sehr schätze, nicht verbieten.

Debatte um Corona-Testpflicht: "Schüler nicht in Watte packen"

Zur Debatte um eine Corona-Testpflicht an Thüringer Schulen zu Beginn des nächsten Schuljahres sagte Höcke, Kinder und Jugendliche sowie Schulen seien keine Pandemietreiber. "Da müssen wir uns also keine Sorgen machen und die Kinder nicht in Watte packen." Wichtig sei, dass an den Schulen so schnell wie möglich zur Normalität zurückzukehren. Die in den vergangenen anderthalb Jahren durch die Corona-Maßnahmen-Politik entstandenen Lerndefizite bei den Schülern seien schon jetzt "nicht so schnell abzuarbeiten".

"Thüringen kann nicht das Weltklima retten"

Zum Thema Klimawandel sagte Höcke, man könne in Thüringen "nicht das Weltklima retten". Die jüngsten Hochwasserkatastrophen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen seien eher ein Versagen des Katastrophenschutzes in den betroffenen Ländern. Der hohe Grad an Überschwemmungen sei auch durch Flächenversiegelung zustande gekommen, durch die Bebauung von Uferbereichen, die nicht hätte erfolgen dürfen.

"Was wir vor allem tun können, ist nachhaltiger zu leben und die falsch angelegte Globalisierung zu hinterfragen", sagte der AfD-Politiker. Notwendig sei eine Regionalisierung von Wirtschaftskreisläufen. Auch das E-Auto sei auf lokaler Ebene "sicher eine interessante Alternative", für den Überlandverkehr oder den Winter halte er sie jedoch nicht für ausgereift.

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Quelle: MDR THÜRINGEN/dr

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 13. August 2021 | 19:00 Uhr

120 Kommentare

goffman am 14.08.2021

@ Tacitus: Ok, ich versuche es mal anders.
Wir haben zwei Probleme. Eins benennt Herr Höcke sogar im Interview. Mediensucht und ein primär nicht kindgerechtes Medium, dass trotzdem von Kindern benutzt wird.
Wie will die AFD
1. Kinder vor pathologischem Medienkonsum schützen?
2. Kinder vor Manipulation schützen (z.B. durch Influencer)?
3. Kinder zu reflektierenden Menschen heranwachsen lassen, die mit digitalen Medien verantwortungsbewusst und sicher umgehen können?

Und das bitte vor dem Hintergrund, dass Kinder privat schon deutlich vor dem 10. Lebensjahr digital unterwegs sind (min. über das Smartphone des älteren Bruders), dass das Internet global ist, die Hard- und Software meist im Ausland hergestellt wird und Ihr ja aber auch eher Kleinstaaterei wollt, das heißt global kaum Einfluss nehmen könntet? Alles verbieten bis das Kind 18 ist?

Wahrscheinlich ignoriert die AFD das Problem, weil sie von Fakenews im Netz und Menschen die daran glauben profitiert.

Fakt am 14.08.2021

@aus Elbflorenz:

Es wurde ja nicht gefragt, gegen was er geimpft sei, sondern ob er geimpft sei. Selbst wenn Covid-19 eventuell nicht explizit erwähnt wurde, weiß jeder, der etwas Grips im Hirn hat, welche Impfung momentan gemeint ist. Natürlich ist es sein gutes Recht, die Frage nicht zu beantworten. Es ist aber mehr als dumm, denn raus kommt es ohnehin: Ist er geimpft, muss er über kurz oder lang irgendwo den Impfnachweis vorzeigen; ist er nicht geimpft, muss er einen aktuellen Test vorlegen. Macht er beides nicht, kommt er demnächst so gut wie nirgendwo rein.
Viele Geschäftsleute, Veranstalter, Gastronomen etc. pp. hoffen nun bestimmt, dass er beides nicht macht.

aus Elbflorenz am 14.08.2021

Ergänzung (bin jetzt durch mit dem Video):
so ca. 28:00 antwortet Höcke ebenso wie Chrupalla:
Gegen was er geimpft sei, sei seine Privatsache und die Sache seines Arztes.
Mit der Antwort widerspricht Höcke zugleich die in der Frage anklingenden Idee einer moralischen Impflicht.

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