Eine Bewohnerin eines Pflegeheims wird von einer Pflegerin einen Gang entlang geschoben.
Die Eigenbeteiligung fürs Pflegeheim im Alter steigt weiter. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Marijan Murat

3.000 Euro im Bundesschnitt Eigenbeteiligung fürs Pflegeheim steigt in Thüringen um 400 Euro

06. Februar 2025, 18:29 Uhr

Ein Platz im Pflegeheim wird von Jahr zu Jahr teurer. Nun steigen die Kosten erneut deutlich. Für viele Menschen dürfte das kaum mehr zu stemmen sein.

Für einen Platz im Pflegeheim müssen die Menschen in Thüringen deutlich tiefer in die Tasche greifen. Binnen einem Jahr stieg die Eigenbeteiligung für das erste Jahr im Heim um rund 400 Euro auf 2.796 Euro, wie der Verband der Ersatzkassen mitteilte.

Die Zahlen enthalten zum einen den Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung. Für Heimbewohner kommen dann noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen in den Einrichtungen hinzu.

Pflegefachkraft und Bewohnerin in einem Pflegeheim
Für einen Platz im Pflegeheim müssen Menschen in Thüringen immer tiefer in die Tasche greifen. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jens Kalaene

Mehr Pflegebedürftige erhalten Sozialhilfe

Die Zahl für Thüringen lag zu Jahresbeginn unter dem Bundesschnitt von 2.984 Euro. Die steigenden Beiträge dürften allerdings für viele Menschen gerade im Freistaat eine erhebliche Belastung sein. In Thüringen lag der Medianlohn für Vollzeitbeschäftigte laut Bundesarbeitsagentur im Jahr 2023 bei 3.109 Euro. Das war der zweitniedrigste Wert in Deutschland. Und bei den Altersrenten belegte der Freistaat im selben Jahr laut Deutscher Rentenversicherung den letzten Platz: durchschnittlich blieben 1.509 Euro brutto.

Was ist der Median?

Der Median ist der Wert, der genau in der Mitte der anderen Werte liegt - wenn man die Zahlen von der kleinsten bis zur größten Zahl sortiert, liegt er genau in der Mitte. Die eine Hälfte der Daten liegt dann unter dem Wert, die andere darüber. Beispiele: 5,6,7,9,10,11,15: Der Median ist 9. 2,2,2,2,20: Der Median ist 2. 4,6,8,10,12,14: Der Median ist 9 (8 und 10 liegen um die Mitte – die Summe 18 verteilt auf 2 ist 9)

Zugleich rutschen immer mehr Pflegebedürftige in die Sozialhilfe. In der stationären Pflege erhielten im Jahr 2023 laut Statistischem Landesamt 1.625 Menschen Hilfe zur Pflege und damit ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Sozialverbände weisen immer wieder darauf hin, dass rund 80 Prozent der Menschen zu Hause gepflegt werden - unter anderem, weil sie sich das Heim nicht leisten können.

Eine Frau hilft ihrer 93-jährigen Mutter beim Aufstehen und Ankleiden.
Viele Menschen werden zu Hause gepflegt - unter anderem weil ein Platz im Heim zu teuer ist. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / epd

Sinkende Beiträge bei steigender Aufenthaltsdauer

Je länger jemand in einem Pflegeheim ist, desto mehr Zuschüsse gibt es für den Eigenanteil für die reine Pflege. Die Zuzahlungen sinken daher mit der Aufenthaltsdauer: Im zweiten Jahr mussten Thüringer zu Jahresbeginn 2.537 Euro bezahlen, im dritten Jahr 2.191 Euro und im vierten Jahr 1.759 Euro.

"Den ständigen Aufwärtstrend konnten weder die von der Pflegekasse gezahlten Zuschläge bremsen, die mit zunehmender Dauer des Heimaufenthalts ansteigen, noch die Erhöhung der Pflegeleistungen um 4,5 Prozent zum 1. Januar 2025", erläuterte der Verband der Ersatzkassen. Er forderte die Parteien auf, im Falle einer Regierungsbeteiligung die Pflege verlässlich und bezahlbar zu gestalten. Die Eigenbeteiligung müsse klar begrenzt werden.

MDR (lh)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 06. Februar 2025 | 09:00 Uhr

19 Kommentare

Nudel81 vor 6 Wochen

@Camper: Das Thema ist Pflege- bzw Altersheime nicht Krankenhäuser. Seit 2018 ist der Umsatz um ca 6% gewachsen. Das heißt der Branchenumsatz war 2024 ca 9 Mrd€. Die Gewinnmarge liegt 15,4% (2023).

Da verdient man gut als Aktionäre!


Quelle: ibisworld

part vor 6 Wochen

Pflegeanbieter, man kann von Konzernstrukturen sprechen, erhöhen permanent die Preise, halten Standards immer weniger ein, verringern die Leistungsstruktur und lassen ihr Personal nicht am Gewinn teilhaben. Eine bundesweite Aufsichtsbehörde dazu gibt es nicht, alles eine Sache der Krankenkassen, die munter zahlen bis zur Belastungsgrenze. Der MDK kündigt sich bei Kontrollen vorher an und erscheint als zahnloser Tiger. Leidtragend sind die Rentner, mit wenig Taschengeld und schleichenden Enteignung ihres Restvermögens, da auf Sozialhilfe angewiesen.

camper21 vor 6 Wochen

Wissen Sie,was das Beste an der Sozialversicherung ist? Sie können sich mit einem geringen prozentualen Satz von der Rente kranken versichern und bekommen bis auf die Chefarztbehandlung die gleichen Leistungen wie privat versicherte, die im Monat 1000 Euro steigend bezahlen müssen. Und kommen Sie demnächst in die neu geplante Eichsfeldklinik nach Heiligenstadt bekommen Sie sogar ein Einzelzimmern. Ist das nicht herrlich, Sie versichern sich für 200 Euro und bekommen die gleiche Leistung wie jemand der über 1.000 Euro zahlt? Ich gönne es ihnen, für mich trifft es ja ebenfalls zu.

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