Pfleger legt einem Mann ein Lätzchen an im Pflegeheim Heidelberg
Könnte eine Vier-Tage-Woche Pflegeberufe attraktiver machen? Das meinen Gesundheitspolitikerinnen der SPD. (Symbolbild) Bildrechte: imago images/Shotshop

Gesundheitspolitik Gegenwind für SPD-Vorschlag zu Vier-Tage-Woche in der Pflege

12. April 2023, 00:23 Uhr

Oppositionsparteien und Arbeitergeberverbände haben den Vorschlag der SPD kritisiert, eine Vier-Tage-Woche in der Alten- und Krankenpflege einzuführen. Die Sozialdemokraten betonen hingegen die Vorteile der verkürzten Arbeitszeit und verwiesen auf Modellprojekte in anderen Ländern.

Die Thüringer SPD hat für ihren Vorschlag, eine Vier-Tage-Woche in der Alten- und Krankenpflege einzuführen, Kritik von den Oppositionsparteien und Arbeitgeberverbänden geerntet. Verkürzte Arbeitszeiten würden das System endgültig sprengen, das schon jetzt an seine Grenzen stoße, sagte der Unions-Gesundheitsexperte Christoph Zippel. Die AfD forderte, die Arbeitsbedingungen in den Pflegeheimen insgesamt zu verbessern, um mehr Beschäftigte zu gewinnen.

Auch der Geschäftsführer der Parität Thüringen, Stefan Werner, hält eine Vier-Tage-Woche für unrealistisch. Schon jetzt seien in Thüringen rund 1.400 Stellen für Pflegerinnen und Pfleger unbesetzt. Werner zufolge bedeuten kürzere Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich höhere Kosten. Patienten und deren Familien dürften nicht noch mehr belastet werden. Ein Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner in Seniorenheimen sei auf Sozialhilfe angewiesen.

SPD verweist auf positive Effekte für Pflegeberufe

Thüringer SPD-Gesundheitspolitiker hatten das Thema Vier-Tage-Woche in der Pflege in der vorigen Woche erneut angesprochen. Hintergrund sind die aktuellen Diskussionen über eine Vier-Tage-Woche in der Stahlbranche. Die Reduzierung der Arbeitszeit auf 30 Stunden bei vollem Lohnausgleich sei weder utopisch noch kontraproduktiv, sagte die stellvertretende Landesvorsitzende der SPD-Arbeitsgemeinschaft Gesundheit, Tina Rudolph.

Tina Rudolph, SPD
Tina Rudolph von der SPD spricht sich für eine Vier-Tage-Woche im Pflegesektor aus. Bildrechte: Tina Rudolph

Rudolph verwies auf Modellprojekte in anderen Ländern. Diese hätten gezeigt, dass eine verkürzte Arbeitszeit dem Personalmangel entgegenwirke. Außerdem werde die Pflege damit für Auszubildende interessanter. Auch die SPD-Gesundheitspolitikerin Cornelia Klisch macht sich für eine 30-Stunden-Woche stark.

MDR (cfr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 11. April 2023 | 16:00 Uhr

6 Kommentare

Paul Johannes am 12.04.2023

Man kann nur schmunzeln über diesen SPD Vorschlag...da haben einige da wieder mehr Ahnung von der Theorie als es andere in der Praxis umsetzen sollen !. Eine 4 Tage Woche für Pflegearbeiter hiese, das dann die Heime an 3 Tagen in der Woche DICHT machen.oer wie soll das laufen...nicht falsch verstehen...man kann gerne über 4 Tage Wochen reden, wenn man genügend Personal !!! hat um dies dann entsprechend über eine 7 Tage Woche verteilen zu können.Alles andere ist Geschwätz , völlig am Grundproblem des Personalmangels vorbei !Das gesamte Gesundheitssystem inklusive Pflege muss vom gewinnorientierten marktwirtschaftlichen System abgekoppelt werden.Das heisst aber auch, das Menschen, die keine Kinder haben auch mehr für ihre Gesundheit und für ihre zukünftigen Pflegekosten bezahlen müssen und Menschen mit Kindern entlastet werden müssen, weil sie zukünftigen Generationen die Fachkräfte stellen.Und von diesen Kräften profitieren gerade im Alter auch Menschen ohne KInder.Heisses Eisen!

Ludwig58 am 12.04.2023

Frau Rudolph verweist auf Modellprojekte in anderen Ländern zur Untermauerung ihrer Forderung.
Das Problem dabei ist:
Modellprojekte sind Leuchttürme, der Regelbetrieb sieht meist trüber aus. Und: was in anderen Ländern stattfindet, kann nicht ohne Weiteres 1:1 hier umgesetzt werden.
So verlockend die Forderung der SPD auch sein mag, sie ist völlig unrealistisch. Ich habe Jahrzehnte an verantwortlicher Stelle in einem Wohlfahrtsverband gearbeitet, einem, der eine gewisse Nähe zur ehemaligen Arbeiterpartei hat.
Da habe ich tagtäglich den Wunsch der Beschäftigten nach verbesserten Arbeitsbedingungen mit dem, was die Sozialkassen oder öffentliche Zuschussgeber bezahlt haben, versucht in Einklang zu bringen. Und dann waren ja auch noch die Betreuten oder deren Angehörige, die ein Höchstmaß an Leistung verlangt haben. Das war ein Spagat und ist es sicher heute noch. Da sind Forderungen, wie sie die SPD hier erhebt, völlig unrealistisch. Das ist Politik fern jedweder Realität.

salzbrot am 12.04.2023

Es wäre hilfreich, wenn es im Artikel auch den Standpunkt der Interessenvertretungen der Pflegeberufe gebe, z.B. Gewerkschaften oder Betriebsräte. Das ist allerdings auch das große Manko im Bereich Pflege, das es dort bislang kaum Betriebsräte gibt, was wahrscheinliuch auch daran liegt, dass dort soviele Frauen arbeiten, und die die Bedeutung von betrieblichen Interessenvertretungen entweder bislang nicht erkannt haben oder sich nicht selbst für ihre Interessen einsetzen wollen.

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