Wetter Sturm über Thüringen: Unfälle, Schäden, Stromausfälle
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Mit heftigen Böen ist ein Sturmtief über Thüringen hinweggezogen. So gab es in mehreren Landesteilen Sturmschäden, Unfälle und Stromausfälle. Auch der Bahnverkehr wurde durcheinander gewirbelt - zeitweise ging im Regionalverkehr nichts mehr. Am Freitag soll es nach einer ruhigen Nacht stürmisch bleiben. Zum Abend hin soll der Wind aber abflauen.

- In Thüringen ist der Regionalverkehr der Bahn vorübergehend wegen Sturmtief "Ignatz" eingestellt worden.
- In vielen Teilen des Landes kam es zu Stromausfällen, seit dem frühen Donnerstagabend sind die wieder beseitigt.
- Das Unwetter hat in Thüringen zu zahlreichen Unfällen und Schäden geführt.
- Die Rettungsleitstelle in Jena war zeitweise überlastet.
- Am Donnerstag blieben mehrere Einrichtungen wie Tierparks und Friedhöfe gesperrt.
Thüringen hat einen stürmischen Donnerstag erlebt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte für fast alle Landkreise eine Amtliche Unwetterwarnung der Stufe 3 herausgegeben, für den gesamten Freistaat warnten die Meteorologen vor schweren Sturmböen.
Bahnverkehr eingestellt
Wegen des Sturmtiefs ist in Thüringen vorübergehend der Regionalverkehr der Bahn eingestellt worden. Dagegen lief der Fernverkehr unter erschwerten Bedingungen weiter. Während des Sturms war die Höchstgeschwindigkeit auf allen Strecken zunächst auf 80 Kilometer pro Stunde gesenkt worden. Bundesweit kommt es wegen des Unwetters zu Verspätungen und Zugausfällen. Am Nachmittag rollte der Bahnverkehr in Thüringen schrittweise wieder an, wie die Deutsche Bahn mitteilte.
Stromausfälle in ganz Thüringen
Herbststurm "Ignatz" führte am Donnerstag landesweit zu Ausfällen im Stromnetz. Laut Informationen des landesweit wichtigsten Netzbetreibers Thüringer Energienetze GmbH (TEN) waren zeitweise bis zu 20.000 Thüringer Haushalte ohne Stromversorgung. Grund waren beschädigte Stromleitungen durch umgestürzte Bäume und herabfallende Äste. Bis zum Abend will der Netzbetreiber versuchen, alle heruntergerissenen Leitungen wieder zu reparieren. Die Stromversorgung war am frühen Abend wieder sichergestellt.
Besonders betroffen war der Kreis Sömmerda - dort waren 77 Orte ohne Strom. Auch im Saale-Orla-Kreis gab es zu Spitzenzeiten 55 Orte ohne Stromversorgung. Deutlich weniger betroffen waren demnach Süd- und Westthüringen. Laut TEN-Sprecher Martin Schreiber waren nur einzelne Teile des Thüringer Waldes kurzzeitig von der Stromversorgung abgeschnitten. Den Angaben nach werden seit dem frühen Abend wieder alle Haushalte mit Strom versorgt. Ab Freitag sollten noch von Sturmschäden betroffene Fotovoltaik-Anlagen und Windräder in Reparatur-Angriff genommen werden.
Sturm: Umgestürzte Laster und verletzte Autofahrer
Am Donnerstag ist die Feuerwehr wegen des Sturms landesweit im Dauereinsatz. Auf der B2 bei Gera und auf der B7 bei Nohra stürzten Lastwagen um. Die B2 wurde wegen der Bergungsarbeiten gesperrt, auf der B7 wurde der Verkehr an der Unfallstelle vorbeigeleitet. Es bildeten sich Staus.
Auch in Nordthüringen kam es zu Unfällen und Schäden. Wie eine Polizeisprecherin MDR THÜRINGEN sagte, musste ein Autofahrer in Kloster Zella im Unstrut-Hainich-Kreis verletzt ins Krankenhaus gebracht werden, nachdem ein Ast in die Windschutzscheibe gekracht war. Zu einem weiteren Unfall kam es auf der B249 bei Katharinenberg. Dort fiel ein Baum vor ein Auto. Verletzt wurde niemand.
Weiterhin meldete die Polizei umgestürzte Bäume in weiten Teilen Thüringens sowie Äste auf den Straßen, so auf der A4 bei Gotha, auf der B7 bei Weimar und im Ilm-Kreis zwischen Gräfinau-Angstedt und Pennewitz. Auf der A4 zwischen Weimar und Apolda wurde ein Mann verletzt, nachdem er auf regennasser Straße die Kontrolle über sein Auto verloren hatte.
Hildburghausen: Solaranlage vom Dach geweht
Im Landkreis Hildburghausen war die Feuerwehr ebenfalls wegen Sturmschäden im Einsatz: Wie eine Polizeisprecherin sagte, wurden vielerorts Bäume und Äste gemeldet, die auf den Straßen lagen - so bei Gerhardtsgereuth, Gießübel, Streufdorf und Themar. In Hildburghausen musste der Kaufland-Parkplatz gesperrt werden. Der Sturm hatte vom Dach des Supermarktes Platten einer Solaranlage geweht, die dort installiert werden sollte. Kunden durften den Einkaufsmarkt vorübergehend nicht verlassen. Verletzt wurde niemand. Auch von Schäden an Fahrzeugen ist bisher nichts bekannt.
Im Wartburgkreis stürzten Bäume und Äste unter anderem auf die B285 zwischen Langenfeld und Urnshausen, die B250 bei Volteroda, die B84 bei Hütscheroda und die B62 bei Vacha. Die Feuerwehren mussten herabgefallene Äste und Dachziegel beseitigen und die Gefahrenstellen sichern. Die Landesstraße von der Grundecke bis Gräfen-Nitzendorf wurde nach Angaben der Stadt Bad Salzungen vorsorglich komplett gesperrt.
Jena: Bäume auf Straßenbahn-Oberleitung gefallen
In Jena kam es zu Problemen im Straßenbahn- und Busverkehr. Herumwirbelnde Gegenstände und Äste auf Straßen und Schienen führten nach Angaben des städtischen Nahverkehrsbetriebs zu Einschränkungen. Die Stadtteile Lobeda und Winzerla waren bis zum Abend nicht mehr mit der Straßenbahn zu erreichen, stattdessen sollen Fahrgäste auf Busse ausweichen. Wie die Polizei MDR THÜRINGEN mitteilte, waren am Donnerstagmittag in Oberaue drei Bäume auf die Oberleitung der Straßenbahn gefallen. Menschen wurden nicht verletzt. Die Verkehrsbetriebe arbeiten nach eigenen Angaben daran, die Schäden zu beseitigen.
Erfurt: Baugerüst drohte umzustürzen - Straßenbahnverkehr zeitweise gestört
In der Bahnhofstraße in Erfurt drohte wegen des starken Sturms ein Baugerüst einzustürzen. Polizei und Feuerwehr sperrten am Vormittag die Straße. Eine Polizeisprecherin sagte MDR THÜRINGEN, betroffen war ein Gerüst am Gebäude der Bundespolizei. Da viele Straßenbahn- und Buslinien durch die Bahnhofstraße führen, gab es erhebliche Probleme im Nahverkehr. Die Erfurter Verkehrsbetriebe informierten darüber, dass die Straßenbahnlinien 1, 2, 3, 5 und 6 zeitweise umgeleitet würden. Die Stadtbusse 9, 51 und 60 konnten den Bahnhofstunnel nicht anfahren und verkehrten über den Busbahnhof.
Die A71 war schon am Mittwoch zwischen Ilmenau-West und Gräfenroda vorsorglich für Wohnwagen und andere hohe Fahrzeuge gesperrt worden. Die Windstärke werde regelmäßig kontrolliert, so die Polizei.
Jena: Rettungsleitstelle überlastet
Das Sturmtief Ignatz brachte auch die Rettungsleitstelle in Jena zeitweise an ihre Grenzen. Die Warn-App Nina meldete am Donnerstagmittag eine Überlastung des Notrufes 112 für die Stadt Jena und die Landkreise Saalfeld-Rudolstadt und Saale-Holzland. Als Grund wurde das Sturmtief angegeben. Am Nachmittag gab die App dann Entwarnung für die überlastete Rettungsleitstelle. Seit Anfang Juli übernimmt Jena auch die Aufgaben der ehemaligen Rettungsleitstelle in Saalfeld. Seitdem wird immer wieder von Unstimmigkeiten und Kommunikationsschwierigkeiten berichtet.
Tierparks und Friedhöfe wegen Sturm gesperrt
Die Friedhöfe in Gera und Weimar bleiben am Donnerstag gesperrt. Die Verwaltungen beider Städte riefen außerdem dazu auf, die Park- und Grünanlagen zu meiden, da Bäume umstürzen könnten. So seien die teilweise mehr als 200 Jahre alten Bäume in Weimar oft geschädigt, was äußerlich nicht immer zu sehen sei. Der Stadtwald in Gera sollte in den kommenden beiden Tagen gar nicht betreten werden, hieß es aus dem Rathaus.
Der Tierpark Gotha ist wegen des Sturms nicht nur am Donnerstag, sondern auch am Freitag geschlossen. Die Stadt habe dies laut einer Sprecherin entschieden, um Unfälle zu vermeiden und die entstandenen Schäden zu beseitigen. Am Samstag soll der Tierpark wieder öffnen. Auch der Thüringer Zoopark in Erfurt blieb am Donnerstag geschlossen. Am Freitag kann er noch nicht öffnen, sondern bleibt ebenfalls geschlossen, wie die Stadt am Freitag mitteilte. Wegen des Sturmtiefs geschlossen blieb zudem der Tierpark Suhl am Donnerstag.
Orkanartige Böen am Donnerstag
Schon im Laufe des Mittwochs hatte der Wind nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Thüringen verbreitet Geschwindigkeiten bis 60 Kilometer pro Stunde erreicht, in Kamm- und Gipfellagen des Thüringer Waldes stürmte es.
Sturm-Warnung des DWD in Thüringen
Für den Donnerstag hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) für fast alle Landkreise in Thüringen eine Unwetterwarnung vor orkanartigen Böen herausgegeben. Sie wurde am frühen Nachmittag aufgehoben. Bis zum Abend waren allerdings verbreitet schwere Sturmböen möglich. Passanten sollten auf herabstürzende Äste, Dachziegel oder Gegenstände achten, so der DWD. Bis zum Freitag bleibt es windig und teilweise noch stürmisch, zum Wochenende schwächt der Wind wieder ab.
Quelle: MDR THÜRINGEN/maf,fno,mam
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 21. Oktober 2021 | 08:00 Uhr