In Arnstadt gefunden Riesiger Saurierknochen: Neues Ausstellungsstück auf Schloss Bertholdsburg
Hauptinhalt
Bei einer Ausstellung auf Schloss Bertholdsburg ist nun ein gigantischer Saurierknochen zu sehen. Die Knochen eines Mastodonsaurus wurden bereits 2003 an der ICE-Trasse bei Arnstadt-Nord gefunden. Nun sind sie ins Naturhistorische Museum in Schleusingen eingezogen.

Im Naturhistorischen Museum Schloss Bertholdsburg in Schleusingen ist ein neues Ausstellungsstück eingezogen: Der 1,25 Meter lange Unterkieferknochen sowie ein Teil des Schädeldachs des Mastodonsaurus giganteus, einem krokodilähnlichen Riesenlurch. Bereits 2003 hatten ihn die Hobby-Fossiliensammler Ramona und Wolfram Witter an der ICE-Trasse bei Arnstadt-Nord gefunden. Nun ist er in der Ausstellung "300 Millionen Jahre Thüringen" zu sehen.
Flach ragt der Kopf aus dem Wasser hervor. Bedrohlich lauern seine grünen Augen über der Oberfläche. Sein Unterkiefer zeigt eine Reihe spitzer Zähne und vorne steht ein großer Reißzahn. Sofort ist zu erkennen: Mastodonsaurus giganteus ist ein wahrer Fleischfresser. Mit 1,25 Meter Länge ist sein Unterkieferknochen beinah so groß wie der eines T-Rex. Kaum zu glauben, dass der Riesenlurch heute am ehesten noch mit den Salamandern verwandt ist, wie Dr. Ralf Werneburg, Direktor des Naturhistorischen Museums Schloss Bertholdsburg, erklärt.
Der Gigantische - Die größte Amphibie aller Zeiten
Drei bis sechs Meter lang konnte ein ausgewachsenes Mastodonsaurus-Exemplar werden, vergleichbar mit unseren heutigen Krokodilen. Auch sonst erinnert beim Anblick des Modells vieles an die uns bekannten Raubtiere: Die kleinen, seitlichen Augen, das breite, lange Maul und der massive Körper mit den kleinen Beinen und dem langen Schwanz. "Mastodonsaurus hat auch gelebt und sich ernährt wie die heutigen Krokodile, ist aber trotzdem ein Amphib", erklärt Werneburg.
Und zwar die größte Amphibie aller Zeiten - so steht es auf dem Schild, das dem Kieferknochen beigelegt wurde. Doch trotz der beeindruckenden Größe haben Mastodonsaurus und seine Artgenossen nicht überlebt und seine nächsten Verwandten, die Schwanz- und Froschlurche, erreichen nicht annähernd die Maße von Mastodonsaurus.
Ein besonderer Fund - nicht nur für die Fossiliensammler
Für Ramona und Wolfram Witter sind die Mastodonsaurus-Überreste der wohl größte Fund ihrer Laufbahn. "So einen Fund hat man nur einmal im Leben", sagt Wolfram Witter. Das Ehepaar aus Schönbrunn widmet sich in seiner Freizeit seit vielen Jahren der Mineralien- und Fossiliensuche. Der Einschnitt der ICE-Trasse bei Arnstadt-Nord ist den beiden sofort aufgefallen. "Wir haben uns gedacht, da müsste man mal nach Fossilien suchen", erinnert sich Wolfram Witter. Gedacht - getan. Da der Bauabschnitt pausierte, konnten Witters sich in Ruhe den Gesteinsschichten widmen.
Nach etwa einem Jahr, im August 2003, stieß Ramona Witter auf die ersten Mastodonsaurus-Fragmente. "Ich bin dann zu meinem Mann gegangen und meinte, schau mal hier, das sieht irgendwie komisch aus", erzählt Ramona Witter. Bei den anschließenden Grabungen entdeckte das Ehepaar weitere Knochen, legte eine Grabungsfläche an und dokumentierte die einzelnen Fundorte der Knochen. "Dann haben wir die Stücke ungefähr ein Jahr lang zu Hause präpariert und uns dann an das Museum gewendet", berichtet Wolfram Witter.
Skelett-Exemplar eines der größten
Auch Ralf Werneburg sei von dem Fund beeindruckt gewesen, erzählt das Ehepaar Witter. Insgesamt wurden 20 Kisten mit Knochen an das Museum übergeben und über viele Jahre präpariert und wieder zusammengesetzt. Dass es sich bei dem Fund um einen Teil des Schädeldaches und einen Unterkiefer handelt, ist besonders erfreulich, denn Schädelteile seien bei Paläontologen besonders begehrt, erklärt Wolfram Witter. "So einen Fund behält man nicht in der eigenen Vitrine, sondern muss ihn mit der Welt teilen", sagt er.
So einen Fund behält man nicht in der eigenen Vitrine, sondern muss ihn mit der Welt teilen.
Für Ralf Werneburg ist besonders die Größe der Knochen eindrucksvoll. "Mastodonsaurus-Funde sind an sich nicht besonders selten", sagt er. "Aber ein Skelett-Exemplar von dieser Größe gibt es in Deutschland oder gar europaweit nur zwei Mal", merkt Werneburg an. Und eines davon liegt nun im Museum in Schleusingen.
Museum aktuell geschlossen Wegen der angespannten Corona-Lage im Landkreis Hildburghausen muss das Naturhistorische Museum derzeit bis auf Weiteres für Gäste geschlossen bleiben. Grundlage ist die neue Allgemeinverfügung des Kreises, die am 14.12.2021 in Kraft getreten ist.
Quelle: MDR (mw)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 15. Dezember 2021 | 19:00 Uhr
Stealer vor 33 Wochen
Kleine Korrekturen: Mastodonsaurus war vermutlich nicht das größte (bekannte) Amphibium. Er hatte auch keinen sonderlich langen Schwanz.
Aber in jedem Fall ein schöner Fund und eine tolle Sache, dass er ausgestellt wird. In Kleinwelka gab (oder gibt) es eine Nachbildung, die an einem Teich sitzt - die hat mich damals als Kind ziemlich beeindruckt.
Harka2 vor 33 Wochen
Mein Respekt gilt zuallerst den sachkundigen Hobbyarcheologen. Sie hätten diese Stücke auch für viel Geld an einen Sammler irgendwo auf der Welt verhökern können, haben aber statt dessen an die Allgemeinheit gedacht. Vielen Dank dafür.