Eine Person steht auf einem Steg an einem See. 2 min
Zum Anhören: Die Einwohner von Roth sind sauer darüber, dass ihr Stausee zu großen Teilen abgelassen wurde. Bei einem Treffen mit Landrat, Umweltminister und Vertreter der Fernwasserversorgung soll eine Lösung gefunden werden. Bildrechte: MDR/Bettina Ehrlich
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Die Einwohner von Roth sind stinksauer darüber, dass ihr Stausee zu großen Teilen abgelassen wurde. Bei einem Treffen mit Landrat, Umweltminister und Vertreter der Fernwasserversorgung soll eine Lösung gefunden werden.

MDR THÜRINGEN - Das Radio Di 15.04.2025 18:00Uhr 02:24 min

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Hochwasserschutz Ärger um Stausee Roth: Wasser einfach abgelassen - so soll es jetzt weitergehen

16. April 2025, 15:46 Uhr

Die Aufregung war groß: Der Wasserstand des Stausee Roth im Kreis Hildburghausen war im Frühjahr plötzlich drastisch gesenkt worden - aus Hochwasserschutz-Gründen. Doch dies passierte offenbar, ohne das Landratsamt vorher zu informieren. Auch die Anwohner sind unzufrieden über den Zustand des Sees. Nun könnte es einen Kompromiss geben.

Für die Menschen in der Region ist der Rother Stausee inzwischen Kulturgut. In den 60er-Jahren für die Landwirtschaft gebaut, ist er heute ein beliebtes Ausflugsziel. Auch wenn baden eigentlich verboten ist, wird es toleriert. Ganze Generationen in der Gleichbergregion haben hier schwimmen gelernt. Groß war daher die Aufregung im Februar, als vom Teich nur noch ein Tümpel übriggeblieben war.

Ein leerer See mit Baumstümpfen
Der Wasserstand im Stausee war im Frühjahr so niedrig, dass der Grund teilweise zu sehen war. Die Anwohner protestierten daraufhin gegen den Zustand des Sees. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Die Thüringer Fernwasserversorgung hat im Auftrag der Stauaufsichtsbehörde im Umweltlandesamt den Wasserstand drastisch gesenkt. Nach neuen Berechnungen ist der Ablauf des Sees zu klein, bei Starkregen könnte es zu Überflutungen kommen.

Sie können nicht einfach Tatsachen schaffen, ohne mit uns vorher zu reden.

Landrat Sven Gregor

Jetzt soll ein Kompromiss allen Seiten Rechnung tragen: Den Menschen, den Tieren und dem Schutz vor Hochwasser. Dafür gab es am Dienstag einen Vor-Ort-Termin.

Stausee Roth abgesenkt: Landrat aufgebracht

Auch die Naturschutzbehörde im Landratsamt war von der Aktion am Rother Stausee völlig überrumpelt worden. Hildburghausens Landrat Sven Gregor (Freie Wähler) muss sich deshalb mächtig zurückhalten: "Sie können nicht einfach Tatsachen schaffen, ohne mit uns vorher zu reden", sagt Gregor sichtlich geladen. "Wenn Bürger irgendetwas an Biberdämmen machen, sind sie sofort dran. Was hier passiert ist, kann man doch niemandem erklären", so der Landrat.

Menschen stehen in einem Wald im Kreis.
Am Dienstag trafen sich alle Beteiligten zur Aussprache. Dabei wurde auch ein Kompromissvorschlag für den See diskutiert. Bildrechte: MDR/Bettina Ehrlich

Wir haben uns nicht mit Ruhm bekleckert.

Thomas Dirkes Geschäftsführer der Thüringer Fernwasserversorgung

Die Botschaft scheint inzwischen angekommen zu sein. "Wir haben uns nicht mit Ruhm bekleckert", gibt Thomas Dirkes - der Geschäftsführer der Thüringer Fernwasserversorgung - zu. "Das hätten wir früher ankündigen müssen, auch den Behörden hätten wir Bescheid sagen müssen." In Zukunft solle so etwas nicht mehr passieren.

Umweltminister Tilo Kummer (BSW) spielt eine Art Vermittlerrolle. "Gehandelt hat die Fernwasserversorgung hier, weil sie die Sicherheit der Bevölkerung im Blick hatte", sagt der Minister. Das dürfe man bei aller Aufregung nicht vergessen. "Aber wir brauchen bei der Trockenheit aktuell jeden Tropfen Wasser, den wir zurückhalten."

Personen stehen an einem See.
Umweltminister Tilo Kummer (BSW, Mitte) und Landrat Sven Gregor (Freie Wähler, Zweiter von rechts) waren beim Treffen am Stausee Roth mit dabei. Bildrechte: MDR/Bettina Ehrlich

Bei diesem abgesenkten Wasserstand könne es nicht bleiben. "Weil das am Ende zwar den Hochwasserschutz sichergestellt hätte, aber das Gewässer nicht mehr als Gewässer erlebbar gewesen wäre", sagt der Umweltminister in versöhnlichem Ton.

Wir brauchen bei der Trockenheit aktuell jeden Tropfen Wasser, den wir zurückhalten.

Umweltminister Tilo Kummer

Ursprünglich hatte der See einen Wasserstand von etwa fünf Metern. Bei einem Starkregen müsste der Ablauf nach neuen Berechnungen mindestens 35 Kubikmeter pro Sekunde schaffen. Durch den im See passen aber gerade mal zwei Kubikmeter. Sollte es sintflutartig regnen, könnte der See überlaufen.

Vorschlag: Stausee soll neuen Überlauf bekommen

Der Wasserstand im See wurde deshalb abgesenkt. Aktuell liegt er bei etwa vier Metern und 30 Zentimeter. Um wieder mehr Wasser anstauen zu können, soll neben dem Damm ein neuer Überlauf geschaffen werden. Dafür müsste eine Mauer an einer Seite um einen Meter abgetragen werden - das Wasser würde dann in die Breite in den Wald hineinlaufen.

Die Kosten liegen schätzungsweise bei einer halben Million Euro. Minister Kummer ist optimistisch, dass die Arbeiten bis zum Herbst abgeschlossen werden können. Der Stausee könnte dann wieder auf etwa vier Meter und 50 Zentimeter angestaut werden.

Ein See.
Aktuell liegt der Wasserstand des Stausees bei etwa vier Metern und 30 Zentimeter. Mit dem neuen Konzept könnte er um weitere 50 Zentimeter steigen. Bildrechte: MDR/Bettina Ehrlich

Kompromiss gefunden? Unterschiedliche Reaktionen

Veit Hermann vom Angelverein kann damit gut leben. "Alles ist besser, als den Stausee zu verlieren", sagt er. "Und man muss ja auch kompromissfähig sein. Die Behörden müssen schließlich abwägen bei ihren Entscheidungen und da spielen Sicherheit und der Naturschutz eine Rolle."

Kreisrat Andreas Hummel von den Freien Wählern ist nicht zufrieden. Er will weiter um den alten Wasserstand kämpfen. "Hier geht es beispielsweise auch um die Brutplätze für die Vögel." Die alten Ufer, so wie sie gewesen sind, müssten wiederhergestellt werden.

Alles ist besser, als den Stausee zu verlieren.

Veit Hermann Angelverein Römhild

Das Ufer sei außerdem wichtig für die vielen Amphibien, die dort ihren Laich ablegen, so Hummel. Geschützte Tiere wie der Biber, die Fledermaus, die Erdkröte, der Bergmolch, der Grasfrosch und die Teichmuschel leben in und am Rother Stausee.

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MDR (bee/fno)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 15. April 2025 | 18:00 Uhr

16 Kommentare

MalNachdenken vor 6 Tagen

"Diese Lösung ist doch gefunden."
Eben, und darüber schrieb ich. Und über die Einschätzung des Geschäftsführers der Thüringer Fernwasserversorgung, das man vielleicht früher reden hätte können. Ich schrieb weder, das die Maßnahme nicht gerechtfertigt war noch leugnete ich auftretende, unvorhergesehene Wetterereignisse.
Ich finde, das Kommunikation über alle Ebenen zu weniger Unmut bei diesen führt.
Das es immer Besserwisser gibt ist dabei unbestritten!

ElBuffo vor 6 Tagen

Diese Lösung ist doch gefunden. Trotzdem werden die Badesee- und Angelfans nachher schon vorher gewusst haben, dass der Wasserpegel hätte abgesenkt werden müssen. Jedenfalls jene, wo dieser Überschuss dann vorübergehend im eigenen Keller oder gar Wohnzimmer stand.

ElBuffo vor 6 Tagen

Also 2022 war in meiner Gegend zwischen Mulde und Elbe höchste Waldbrandstufe, weil es seit Wochen recht warm und trocken war. Gleichzeitig sind sie ringsum abgeworfen und bei uns war immer noch alles furztrocken.
Das mit dem Ablauf wollte niemand so recht bemerken, weil es ja so ein schöner Angel- und Badeteich war. Merkt man ja jetzt, wie aufgeregt die Leute reagieren. Da sind sicher nicht wenige bei, die sich dann auch sofort über den gleichen Staat erregen würden, wenn ihnen der Keller absäuft. Wie oft müssten eigentlich solche Ereignisse erstmal eintreten, bevor man dann reagiert?

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