Hohe GaspreiseNeue Schmelzwanne bei Wiegand-Glas startet vier Monate später
Die hohen Gaspreise haben den Start des neuen Glasofens bei Wiegand-Glas in Schleusingen im Landkreis Hildburghausen verzögert. Doch während das Unternehmen mit den stark gestiegenen Energiepreisen umgehen muss, gibt es zugleich auch mehr Aufträge für den Thüringer Glashersteller.
Aufgrund der hohen Gaspreise hatte das Unternehmen Wiegand-Glas im Januar die geplante Inbetriebnahme der neuen Glaswanne im Werk Schleusingen verschoben. Seit Ende März fließt jetzt trotzdem das erste Glas aus der neuen Schmelzwanne.
Hohe Gaspreise sprechen eigentlich weiter gegen Start
Vier Monate später als geplant lodern die Gasflammen im neuen Glasofen im Schleusinger Werk im Landkreis Hildburghausen. Eigentlich sprechen die anhaltend hohen Gaspreise weiter gegen das Anheizen der Glaswanne. Die Belastung des Unternehmens durch die explodierenden Strom- und Energiepreise hat sich durch den Krieg in der Ukraine nochmals verstärkt. Dennoch ist Wiegand-Glas mit der zweiten Wanne am Standort Schleusingen in Betrieb gegangen.
"Sowohl die Verträge mit den Kunden, als auch die mit den Lieferanten, die die Rohstoffe für die Produktion liefern, müssen erfüllt werden", sagt Mitgeschäftsführer Oliver Wiegand. Das Unternehmen ist überzeugt, dass es die derzeitige Krisensituation zusammen mit den Kunden, den Geschäftspartnern und den Mitarbeitern des Werkes bewältigen kann.
Mehr Aufträge durch Ukraine-Krieg
An Aufträgen fehlt es dem Unternehmen derzeit nicht. Viele Kunden, die in der Ukraine oder in Russland Glas bestellt haben, würden sich aufgrund der gestörten Lieferkette jetzt an das Unternehmen wenden. Zwar erhöht sich dadurch die Zahl der Aufträge bei Wiegand-Glas, aber die entstandenen Mehrkosten könnten dennoch nicht gedeckt werden, so Wiegand.
Bei Gasknappheit droht Produktionsstop
Sollte Gas tatsächlich knapp werden oder gar ausgehen, müsste die komplette Produktion eingestellt werden. Am Standort Schleusingen würden dadurch 2,3 Millionen Glasbehälter pro Tag nicht mehr hergestellt werden. Der Produktionsstillstand würde aber auch die Anlagen beschädigen. Wenn die teuren Schmelzwannen erst einmal abgekühlt sind, sind sie irreparabel kaputt.
Um künftig nicht mehr von Gasimporten abhängig zu sein und nachhaltiger Glas schmelzen zu können, braucht es Alternativen zum Gas. "Wir sind eine Industrie, die auch voll elektrisch schmelzen könnte", sagt der Chef. Aber dafür müssten die notwendigen Technologien erst noch weiterentwickelt werden. Eine komplette Umstellung auf Elektro-Schmelzwannen, würde noch ein paar Jahre dauern.
Fast 2.000 Mitarbeiter in vier Werken
Wiegand-Glas betreibt neben dem Werk in Schleusingen noch zwei Thüringer Glasschmelzen in Ernstthal und Großbreitenbach sowie ein Werk in Steinbach am Wald in Bayern. Hergestellt werden Glasflaschen und Glasverpackungen für Lebensmittel.
Rund acht Millionen Glasbehälter für die Getränke- und Lebensmittelindustrie werden nach eigenen Angaben in dem Familienunternehmen jeden Tag hergestellt. Das Unternehmen beschäftigt knapp 2.000 Beschäftigte und erzielte im Jahr 2020 einen Umsatz von über einer halben Milliarde Euro.
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MDR (rom)
Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 09. April 2022 | 19:00 Uhr
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