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Durch die Ackerwalze kann eine Staubwolke sogar bis zu 100 Meter lang werden. Bildrechte: MDR/Jens Roder

Ein ganzes Jahr beim LandwirtRapsaussaat trotz Trockenheit: Wir versuchen es trotzdem!

von Jens Roder, MDR THÜRINGEN

Stand: 02. September 2022, 05:00 Uhr

Wenn wir uns mal kurz bei der Philosophie des Fußballs bedienen und die universell gültige Aussage "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel" auf die Landwirtschaft übertragen, dann heißt das Ergebnis "Nach der Ernte ist vor der Ernte". Praktisch bedeutet das: Auch wenn die Felder gerade erst abgeerntet sind, wird gleich wieder ausgesät. Dieses Jahr aber mit ungewohnten Schwierigkeiten.

Den Arbeitsplatz von Lisa-Marie Zacher erkennt man schon von Weitem: eine große, hellbraune Staubwolke, obwohl es noch gut zwei Kilometer bis zum Feld sind. Als der Traktor kurz anhält, bessert sich die Sicht schlagartig und der Blick wird frei auf die junge Frau. Sie ist Azubi im dritten Lehrjahr bei der Geratal Agrar.

Nur wenn der Traktor steht, staubt es nicht. Bildrechte: MDR/Jens Roder

Für das enorme Staubaufkommen ist aber nicht ihr 140 PS starker Traktor verantwortlich, sondern die sogenannte Ackerwalze, die sie hinten angehängt hat. Damit werden Erdklumpen auf dem Acker zerkleinert und der Boden gleich wieder angewalzt für die bevorstehende Aussaat. Und weil auf den Feldern rund um Andisleben schon seit Wochen kein nennenswerter Regen mehr gefallen ist, staubt es eben gewaltig.

So eine Staubwolke kann schon mal 100 Meter lang werden. Bildrechte: MDR/Jens Roder

Dürre: Aus landwirtschaftlicher Routine wird Roulette

Was zunächst wie landwirtschaftliche Routine in einem sehr trockenen Sommer aussieht, entpuppt sich dann als landwirtschaftliches Roulette-Spiel. Die zentrale Rolle dabei spielt natürlich das Wetter. Würden die Landwirte auf größere Regenmengen warten, die vielleicht irgendwann Ende September fallen werden, müssten sie dann innerhalb sehr kurzer Zeit auf einer sehr großen Fläche Raps aussäen. Das wäre purer Stress und betriebstechnisch gar nicht zu schaffen, denn gleichzeitig stehen ja noch andere Arbeiten an.

Deswegen die Entscheidung, schon jetzt die Hälfte der geplanten Fläche mit Raps zu bestücken. Verbunden allerdings mit der Gefahr, dass bis Mitte September kein nennenswerter Regen fällt - und der Raps überhaupt nicht zu keimen beginnt.

Raps liebt lockeres Erdreich

Erschwerend kommt noch hinzu, dass der Raps lockeren Boden liebt, um mit seiner Pfahlwurzel in tiefere Erdschichten vorzustoßen. Diesen Luxus können die Andislebener diesmal keinem Samenkorn bieten. Stattdessen wir nur die Bodenoberfläche angekratzt und etwas Stroh eingearbeitet, darunter bleibt alles hart.

Die Ackerwalze – wird sie bewegt, wird es staubig. Bildrechte: MDR/Jens Roder

Insgesamt klingt das alles nicht mal nach einer Fifty-Fifty-Chance für ein gelungenes Auskeimen der Rapssaat. Aber, sagt Lisa-Marie optimistisch, "das Wetter ist unberechenbar und vielleicht überrascht es und bald mal mit richtigem Regen". Bis das aber soweit ist, wird sie noch mächtig Staub aufwirbeln.

Nur die oberste Erdschicht wird aufgelockert, mehr geht nicht.  Bildrechte: MDR/Jens Roder

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MDR (mab)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes under Morgenhahn | 02. September 2022 | 06:50 Uhr

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