Oberhof Sportveranstalter ziehen Lehren aus Corona und planen für den Winter
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29. Juli 2022, 16:13 Uhr
Nicht nur für die Politik war und ist die Corona-Zeit Neuland. Auch die Organisatoren von Sport-Veranstaltungen und die Vereine mussten lernen, damit umzugehen. Welche Lehren haben sie gezogen und wie schauen sie auf den kommenden Winter?
Mit Blick auf die kommenden Großveranstaltungen in Oberhof wächst die Sorge, dass aus dem geplanten Wintermärchen mit Tausenden Zuschauern nichts werden könnte. Wer hätte das gedacht. Auch im dritten Jahr in Folge schauen die Oberhofer Organisatoren der großen Sportevents mit Ungewissheit auf den kommenden Winter.
Anfang 2023 machen mit der Biathlon- und Rennrodel-Weltmeisterschaft gleich zwei Großevents am Rennsteig Station. In den vergangenen beiden Jahren mussten die Weltcups wegen der Pandemie ohne Zuschauer stattfinden. Die Angst, dass sich dieses Szenario wiederholt, ist groß.
Oberhof-Weltcup mit leeren Zuschauertribünen
Der Organisations-Chef der Biathlon-WM, Thomas Grellmann, hat mittlerweile Erfahrung, wenn es um Veranstaltungen unter Pandemiebedingungen geht. Zweimal musste er einen Weltcup organisieren, der mit Zuschauern geplant war, am Ende aber doch mit leeren Tribünen stattfand. Kam der Zuschauerausschluss im ersten Jahr noch völlig überraschend, war es im zweiten Jahr schon früher abzusehen.
Die Verhandlungen mit zahlreichen Dienstleistern vom Catering bis zu den Vermietern für die großen Party-Zelte waren laut Grellmann zwar hart, aber am Ende sei man trotz der schwierigen Lage für beide Seiten "gut klargekommen".
Die Vertragspartner wollen klare Zusagen, und auch wir müssen sicherstellen, dass zur WM alles funktioniert.
Verträge mit Dienstleistern sind lang geschlossen
Mit Blick auf die Weltmeisterschaft und mit den Erfahrungen aus zwei Jahren Corona-Pandemie ist das nun nicht mehr so einfach. "Die Vertragspartner wissen natürlich um die Situation. Sie wollen klare Zusagen, und auch wir müssen sicherstellen, dass zur WM alles funktioniert", so Grellmann.
Auch wenn noch niemand weiß, ob und wie viele Zuschauer kommen, die Verträge mit den Dienstleistern sind langfristig geschlossen. Es gibt kein Zurück und wenn, dann nur mit erheblichen finanziellen Folgen für die Organisatoren.
Einzelzimmer als bewährtes Prinzip
Auch wenn die Weltcups der letzten Jahre ohne Zuschauer stattfinden mussten, konnten die Veranstalter während der vergangenen zwei Jahre ihre Erfahrungen sammeln.
Die Wege von Sportlern, Trainern, Betreuern und Journalisten zum Beispiel mussten unter Pandemiebedingungen so geleitet werden, dass es möglichst wenig Berührungspunkte gibt. Große Testzentren und mehr Einzelzimmer in den Hotels waren die Folge. Laut Thomas Grellmann hat das gut funktioniert. Bei den Oberhofer Weltcups habe es nur wenige Corona-Fälle gegeben.
Optionen: Weniger Zuschauer, Masken, viel frische Luft
Ein Weltcup unter Pandemiebedingungen und mit Zuschauern konnte allerdings nicht geprobt werden. Auch der Thüringer Schlitten- und Bobsportverband (TSBV) musste seine Veranstaltungen ohne Zuschauer organisieren. Mit Blick auf den kommenden Winter will man die Erfahrungen nutzen und besser vorbereitet sein.
Der Sport lebt von Emotionen.
"Die Pandemie hat gezeigt, welch großen Respekt wir vor einer Situation ohne Zuschauer haben müssen", sagt Sebastian Lenk vom TSBV. "Der Sport lebt von Emotionen. Deswegen muss man gut überlegen und frühzeitig planen. Wir haben deswegen nach dem letzten Weltcup eine Task-Force eingerichtet", erklärt er.
In diesem Rahmen wollen sich die Beteiligten über Optionen und Alternativen austauschen. Weniger Zuschauer, Fans mit Masken, große Testzentren: All das wird diskutiert. Vorteile bieten die modernen Sportstätten mit viel Platz an der frischen Luft.
Sportler-Generation nicht verloren
Neben der WM-Organisation musste auch die Vereinsarbeit weitergehen. Auch wenn die digitalen Lösungen nicht in der Schublade lagen, hat das Training unter Pandemie-Bedingungen gut funktioniert, so Sebastian Lenk.
Es gab mehr individuelles Training statt Einheiten in der Gruppe. "Der Aufwand für die Trainer ist viel größer geworden. Viel mehr digitale Kontakte waren notwendig. Das Training musste breiter aufgestellt werden", so Lenk. Jedoch konnten wir unsere Sportler so fit halten, dass wir heute sagen können: Die Pandemie hat Einschnitte gebracht, aber die Einschnitte waren nicht so stark, dass wir sagen müssten, wir haben eine komplette Generation an Sportlern dadurch verloren."
Digitale Angebote als sinnvolle Ergänzung
Die Pandemie habe aber auch gezeigt, dass es in Sachen Digitalisierung noch großen Nachholbedarf gibt. "Wenn die Pandemie ein Impuls war und ein Fingerzeig, dann ist das gut", sagt Sebastian Lenk.
Der Verband versuche voranzugehen, um digitale Angebote zu schaffen. "Auch, um sicher zu sein, diese wieder zum Einsatz zu bringen, sollte es notwendig sein. Digitale Angebote ersetzen nicht den persönlichen Kontakt zwischen Trainer und Sportler. Aber sie sind eine gute Ergänzung", sagt er.
Mit den Erfahrungen aus zwei Corona-Wintern gehen die Veranstalter und die Vereine nun in die nächste Saison. Bei aller Vorbereitung kann allerdings trotzdem niemand sicher sagen, wie der nächste Winter werden wird.
MDR (fra)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 29. Juli 2022 | 19:00 Uhr