Havarie "Gestank im ganzen Dorf": 6,5 Millionen Liter Gärrest laufen weiter aus

15. März 2023, 15:44 Uhr

In Schwallungen in Südthüringen ist in einem Entsorgungsbetrieb für Speiseabfälle ein riesiger Behälter mit Gärrest aus einer Biogasanlage leckgeschlagen. Die vergorenen, stark riechenden Essensreste laufen weiter ab.

Hinweis: Zu diesem Thema gibt es einen neuen Beitrag Nach Havarie in Schwallungen - Silo mit Gärresten leer

Ein mehr als 6,5 Millionen Liter fassender Behälter mit Gärrest einer Biogasanlage läuft in Schwallungen im Kreis Schmalkalden-Meiningen auch einen Tag nach dem Unfall weiter aus. Nach Angaben der Polizei war der Behälter in der Nacht zum Dienstag in einem Entsorgungsbetrieb für Speisereste leckgeschlagen. Voraussichtlich bis Donnerstag läuft die stark riechende Masse weiter in ein provisorisches Bassin aus. Die Feuerwehr geht davon aus, dass eine Revisionsklappe undicht geworden war.

Stark riechender Gärrest aus Bassin per Lkw abtransportiert

Eine "nicht unerhebliche Menge" der Substanz floss laut Landratsamt in den angrenzenden Schambach, der direkt in die Werra mündet. Später habe die Feuerwehr zunächst eine Sandsack-Barriere und dann ein Auffangbassin errichtet, in das die stark riechende Masse fließt. Von dort wird es in die Lkw gepumpt und in umliegende Biogasanlagen abtransportiert. Das Landratsamt geht aktuell nicht davon aus, dass es zu einer erheblichen Gewässerverschmutzung in der Werra gekommen ist. Allerdings müssten noch Wasserproben ausgewertet werden. Mit einem Ergebnis wird erst Mittwoch oder Donnerstag gerechnet.

Dienstagabend hatte die Feuerwehr ihren Einsatz beendet. Ein Sprecher der Rettungsleitstelle sagte MDR THÜRINGEN, bis alles abgefahren ist, werde es wohl noch zwei Tage dauern. Die Kriminalpolizei ermittelt noch, ob das Geschehen strafrechtlich relevant ist.

Behälter offenbar komplett gefüllt

Der Schwallunger Bürgermeister Jan Heineck (CDU) sagte MDR THÜRINGEN, der große Behälter sei zum Zeitpunkt des Unglücks offenbar komplett gefüllt gewesen. Das Leck lasse sich nicht abdichten, das Ausfließen könne nicht gestoppt werden und dauere wohl noch bis Donnerstag. "Der Gestank hängt im ganzen Dorf", so der Bürgermeister.

Bürgermeister: Unternehmen plant Mauer zum Schutz der Werra

Es habe bereits Pläne gegeben, ein großes Auffangbecken für den Fall einer solchen Havarie zu bauen. Dass diese nun schon eintrat, sei tragisch. Das Unternehmen selbst wollte am Dienstag keine Stellungnahme abgeben. Laut Heineck plant die betroffene Firma nun eine Mauer. In Havariefällen sei die Werra dann besser geschützt.

Biogasanlage verarbeitet Küchen- und Speisereste

Der Gärrest ist der Rückstand, der beim Vergären von Küchenabfällen und Speiseresten in der Kofermationsanlage der Firma Refood entstanden ist. Dabei handelt es sich um eine spezielle Biogasanlage. Das entstehende Biogas wird in Strom umgewandelt, die Abwärme genutzt. Nach Betreiberangaben wurde die Anlage 2006 in Betrieb genommen und war damals die größte in Thüringen. Gärrest kann als Dünger genutzt werden, was nach Betreiberangaben umweltschonender ist als das Ausbringen unvergorener Gülle.

Vor fünf Jahren war ebenfalls in Schwallungen ein Tankwagen mit Essensresten explodiert, der auf dem Weg zu der Entsorgungsfirma war. Der stinkende Brei hatte sich auf Straße und Hausfassaden ergossen, die Aufräumarbeiten dauerten Wochen.


Hinweis der Redaktion: In früheren Versionen dieses Beitrags war davon die Rede, dass Gülle austrat. Die Information stammte von Polizei und Feuerwehr. Inzwischen hat das Landratsamt klargestellt, dass es sich um Gärrest gehandelt hat. Zudem war zunächst von 650.000 Liter die Rede. Tatsächlich sind es 6,5 Millionen Liter. Wir bitten die Fehler zu entschuldigen.

MDR (kku/bee/co)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 14. März 2023 | 19:00 Uhr

15 Kommentare

Der Erfurter Bub am 15.03.2023

Geruch ist nur eine Wahrnehmung die zwar nicht schön aber ungefährlich ist. Ebenso der halbvergorene Bioabfall. Viele machen das auf Felder zur Düngung. Aber Sie haben meine Frage nicht beantwortet, was genau sollte man denn vorhalten? Eine Matratze war scheinbar ja da und für die größte Not mehr als hilfreich. Aber vielleicht haben Sie ja ein geeignetes Abdichtmittel auf Lager? Schon Mal im Keller geschaut?

maheba am 14.03.2023

Ein Wasserrohr betreibe ich aber nicht gewerblich und verdiene Geld damit. Und vor allem - Wasser stinkt nicht.
Wer mit solch riesigen Mengen stinkender und bestimmt nicht bekömmlicher und umweltschädlicher Brühe handiert sollte geeignete Mittel zur Gefahren- und Havariebeseitigung vorhalten.

Der Erfurter Bub am 14.03.2023

Wenn bei Ihnen ein Wasserrohr platzt und das Abstellventil sich nicht mehr bewegen lässt, was würden sie machen? Wie sollte man denn den Riss in diesem Tank komplett abdichten? Da ist gewaltig Druck dahinter.

Mehr aus der Region Suhl - Schmalkalden - Meiningen

Mehr aus Thüringen