Hinweis

Im Zuge des 9-Euro-Tickets haben wir Tipps für Ausflugsziele mit der Bahn gesammelt. Wir finden: Auch ohne Vergünstigung sind die Orte eine Reise wert. Viel Spaß beim Lesen und Reisen.

Ausflüge mit der Bahn Mit dem Zug zur Märchenhöhle in Walldorf

02. August 2022, 15:00 Uhr

Mit der Bahn lassen sich viele Ausflugsziele in Thüringen erreichen. Auch abseits der beliebten Routen gibt es tolle Ausflugsziele, die mit der Regionalbahn erreichbar sind. Zum Beispiel die Märchen- und Sandsteinhöhle in Walldorf bei Meiningen.

Die Sandstein- und Märchenhöhle in Walldorf ist keine gewöhnliche Höhle. Vielmehr tut sich unter Tage ein begehbares Labyrinth auf, das von über 2.500 Säulen getragen wird.

Die Gesamtfläche beträgt rund 65.000 Tausend Quadratmeter, das entspricht etwa sieben Fußballfeldern. Damit ist sie eine der größten Sandsteinhöhlen in Europa. Bernd Hartung, der das Schaubergwerk schon seit den 80er-Jahren betreibt, spricht von einem "Denkmal menschlichen Arbeitsfleißes". Auch nach so vielen Jahren vor Ort, wirkt er noch erstaunt über die Arbeitsleistung der Menschen, durch die die Höhle einst entstanden ist. An tiefster Stelle befinden sich Besucherinnen und Besucher rund 25 Meter unter der Erde.

Über 100 Jahre wurde in Walldorf Sand abgebaut

Erste Hinweise auf den Sandabbau in Walldorf lassen sich auf das Jahr 1808 datieren. Sicher ist, dass die sogenannten Sandmacherfamilien schwerste körperliche Arbeit leisten mussten. "Damals gab es ja noch keine Presslufthammer oder ähnliches", sagt Betreiber Hartung. Genutzt wurden primitivste Werkzeuge wie Klöppel, Meißel und Spitzhacke.

Überliefert ist, dass die Arbeiter auch ihre Kinder mit unter Tage brachten, die zwischen den Säulen spielten, während die Eltern für den Lebensunterhalt schufteten. Der Sandabbau galt als Notgewerbe, dem die ärmsten Familien im Ort nachgingen. Genutzt wurde der Sand vor allem als Streusand und Scheuermittel, um zum Beispiel Fußböden sauber zu halten.

Als später auch industriell hergestellte Putzmittel auf den Markt kamen, wurde der Sandabbau schließlich im Jahr 1912 eingestellt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Höhle dann auch als Schutzbunker genutzt. Für die Öffentlichkeit zugänglich ist das Naturdenkmal seit 1957. Mehr über die Geschichte der Höhle und den Arbeitsalltag der Sandmacherfamilien können Besucher vor Ort an Informationstafeln nachlesen.

Empfohlen für Familien mit kleineren Kindern

Der Gang unter Tage ist nicht nur etwas für Bergwerkfans, sondern vor allem auch für Familien mit kleineren Kindern geeignet. In der Höhle sind nämlich Märchenszenen mit fast lebensgroßen Figuren nachgestellt. Insgesamt gibt es mehr als 30 Schaubilder zu sehen. "Sie sind absichtlich nicht beschriftet, damit die Kinder raten können", sagt Betreiber Hartung. Neben bekannten Klassikern der Gebrüder Grimm wie Schneewittchen und die sieben Zwerge, sind auch regionale Märchen etwa von Ludwig Bechstein dargestellt.

Der Rundgang dauert ungefähr eine halbe Stunde. Insgesamt kann man auf dem Gelände aber einen ganzen Tag verbringen, denn es schließt sich auch noch ein gastronomisches Angebot und ein kleiner Minifreizeitpark mit Autoscooter und Karussell an. Darüber hinaus leben auf dem Gelände verschiedene Tiere, zum Beispiel Meerschweinchen und ein alter Uhu. "Er wurde vor einigen Jahren verletzt gefunden und konnte nicht mehr ausgewildert werden", so der Betreiber.

Anfahrt mit der Südthüringen Bahn

Die Linie 41 der Südthüringenbahn hält am Bahnhof Walldorf. Die Route der 41 verläuft von Eisenach über Bad Salzungen, Hildburghausen bis Neuhaus am Rennweg beziehungsweise andersherum. Die Station Walldorf ist allerdings nur Bedarfshalt, also das Drücken nicht vergessen! Und vom Bahnhof aus sind es dann etwa 15 Minuten zu Fuß durch das Dorf. Die Höhle ist gut ausgeschildert.

Tipp: Abstecher zur Kirchenburg Walldorf

Auf dem Weg kommen Besucher übrigens an der Kirchenburg Walldorf vorbei, die einen Abstecher wert ist. Der mittelalterliche Bau war nach einem technischen Defekt vor zehn Jahren bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die Kirche mit einer Innenausstattung im Renaissancestil war erst wenige Jahre zuvor fertig saniert worden.

Dank des Engagements der Gemeinde und des Kirchenvereins konnte sie danach wieder aufgebaut werden - jedoch anders als im Original. Heute nennt sich die Kirchenburg "Biotop- und Erlebniskirche". In den Mauern gibt es Nistkästen für Vögel, außerdem finden dort Fledermäuse und ein Bienenvolk Schutz.

Die Gemeinde versteht die Kirche als offene Begegnungsstätte, in der Menschen aller Nationalitäten und Religionen willkommen sind. In den Räumen finden auch nicht-religiöse Veranstaltungen statt. Das Projekt wurde jüngst mit dem Thüringer Architekturpreis gewürdigt.

MDR (mab)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Morgen | 11. Juni 2022 | 08:20 Uhr

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