Südthüringen Plötzlich im Überschwemmungsgebiet: Was das für Hausbesitzer bedeuten kann
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09. Mai 2025, 12:21 Uhr
Mit dem Klimawandel verändert sich auch in Thüringen die Gefahrenlage bei Extremwettereignissen. Darauf reagieren die Behörden und überprüfen alte Festlegungen. Für Hausbesitzer kann das ganz konkrete Folgen haben.
Überschwemmungsgebiet in Südthüringen wird untersucht
Die 15 Kilometer lange Effelder in Mengersgereuth-Hämmern ist ein eher kleines Flüsschen und mündet in die Itz. Im Jahr 1976 wurde um den Flusslauf im Kreis Sonneberg ein Überschwemmungsgebiet festgelegt. Laut dem zuständigen Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz aber nicht allzu detailliert.
"An der Effelder ist es so, dass 1976 ein Überschwemmungsgebiet ausgewiesen wurde und das ist nur sehr grob passiert, da sind keine konkreten hydraulischen Berechnungen gemacht worden, das ist alles einfach auf der Karte eingetragen worden“, sagt Nils Fröhlich, der Pressesprecher der Behörde.
Weil das Landesamt aber die Hochwassergefahren im Freistaat immer aktuell einschätzen muss, wird die Effelder in den nächsten Jahren genauer untersucht.
Denn: Aufgrund des Klimawandels werden extreme Wetterereignisse wahrscheinlicher - durch Sturzfluten werden so auch kleine Bäche gefährlicher. Hinzu kommen mittlerweile zahlreiche Kahlflächen an Berghängen und die Trockenheit; dadurch fließt das Wasser schneller ab.
Bei Hochwasser werden höhere Schäden erwartet
"Seit der Wende nehmen wir immer wieder Neubewertungen der Überschwemmungsgebiete in Thüringen vor", erklärt Nils Fröhlich. "Das hat dazu geführt, dass wir in der laufenden Bewertungsperiode zwischen 2022 bis 2027 dieses Überschwemmungsgebiet an der Effelder als Risikogebiet eingestuft haben." Das heißt: Bei einem Hochwasser sind hier nun größere Schäden zu erwarten.
Und das hat Auswirkungen auf die Bewohner am Flusslauf der Effelder. In vier Einfamilienhäusern der Bahnhofsallee in Mengersgereuth-Hämmern wurden nach der Wende Ölheizungen eingebaut. Im November 2024 erhielten die Bewohner Post von der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Sonneberg. Ihre Häuser sollen jetzt im Überschwemmungsgebiet liegen und die Öltanks sollen mit einer Auftriebssicherung ausgestattet werden.
Anwohner sollen Öltanks besser sichern
Angeschrieben wurde beispielsweise Familie Brückner. In ihrem Haus in der Bahnhofsallee hatten die Brückners vor 25 Jahren ihre Ölheizung inklusive Tanks mit der Genehmigung der Wasserbehörde eingebaut. Im Schreiben hieß es nun, dass ein Gutachten für ihre Öltanks erstellt werden sollte.
Das Ergebnis: "Nach Feststellung des Tüv sind wir aufgefordert, bis Juli eine Auftriebssicherung einzubauen. Die verhindert im Falle einer Überschwemmung, dass die Öltanks nach oben schwemmen können. Dafür müssen wir vielleicht auch eine Wand rausreißen“, erzählt Marina Brückner.
Das Rentnerpaar ist überrascht, genauso wie Nachbarin Anita Hess. Sie sagt: "Jetzt wohne ich im Überschwemmungsgebiet, dann verliert mein Haus doch total an Wert." Diesen Umstand teilt sie mit fast drei Prozent der Thüringer, die in einem Überschwemmungsgebiet wohnen.
Sorge um Grundstücke in Überschwemmungsgebiet
Vielleicht haben das Rentnerpaar und ihre Nachbarin Glück, denn ihre Grundstücke liegen rund 20 Meter über dem Flusslauf.
Das Landesamt will in den nächsten Jahren genauer hinschauen: "Dann wird sich auf Grundlage detaillierter hydraulischer Geländeprofile zeigen - im Gegensatz zu der Ausweisung zu DDR-Zeiten -, wo im Fall einer Überschwemmung die Wasseroberfläche sein wird", erklärt der Pressesprecher des Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz. "Die Grenzen dieses Überschwemmungsgebietes verändern sich noch mal. Dann kann passieren, dass Gebäude nicht mehr im Überschwemmungsgebiet liegen und die Auflagen entfallen."
Ob die Betroffenen ihre Öltanks also wirklich aufrüsten müssen, steht damit noch nicht ganz fest. "Wir warten jetzt erst mal auf den Bescheid vom Landratsamt", sagt Marina Brückner.
Im Thüringer Wald steigt die Hochwassergefahr
In Zukunft wird laut den Prognosen des Landesamtes vor allem im südlichen Thüringer Wald und im Schiefergebirge die Hochwassergefahr steigen. Man erwartet Sturzfluten im Sommer statt Überschwemmungen nach der Schneeschmelze, denn es fällt kaum noch Schnee.
"Wir haben bei Sturzfluten mit Schlamm zu tun, der dort mit abfließt, weil der Boden weggespült wird, weil die Wassermassen so groß sind, dass der Boden das nicht aufnehmen kann", erklärt Nils Fröhlich. Er prognostiziert: "Das ist sicherlich eine Veränderung, die da passiert. Und deshalb verändern sich in Zukunft auch Überschwemmungsgebiete."
Erst vor Kurzem wurde der Thüringer Hochwasserwarn- und Alarmdienst überarbeitet. Auf den Seiten des Landesamtes sind detaillierte Informationen zum Thema Unwettergefahren durch Starkregen in Thüringen zu finden.
MDR (mm)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 07. Mai 2025 | 19:00 Uhr
Horst vor 1 Wochen
"Aber: ob ich mich versichere oder nicht muss ganz allein meine Angelegenheit und mein Risiko bleiben. "
Welches Risiko? Wenn ich finanziell nicht in der Lage bin - egal welche Versicherung ich nicht abgeschlossen habe - kommt wer für die Kosten auf?
Shantuma vor 1 Wochen
Ergibt Sinn.
Erst einmal nachrüsten und dann entwarnen.
Da fragt man sich auf welcher fachlichen Grundlage diese Einschätzung abgegeben wurde. Oder ist es heute normal ohne entsprechende Belege etwas zu fordern ... achja ... es ist normal.
ElBuffo vor 1 Wochen
Welcher Bachpegel und an welcher Stelle soll denn da gemessen werden? Der aktuelle Zustand auf Höhe der Eingangstüre oder nach einer bisher nicht dagewesenen Sturzflut 50m bachaufwärts?