Laubwald im Herbst
Heimisches Holz soll weniger exportiert und mehr komplett in Thüringen verarbeitet werden, so die Pläne. Bildrechte: IMAGO/imagebroker

Nachwachsende Rohstoffe Holzverarbeitung in Südthüringen soll ausgebaut werden

30. Juni 2022, 05:00 Uhr

Thüringen will künftig seine Holzvorkommen stärker nutzen und verwerten. Derzeit exportiere der Freistaat mit 37 Prozent einen überdurchschnittlichen Anteil seines Holzes. Im deutschlandweiten Durchschnitt sind es nur 24,5 Prozent. Das noch unbearbeitete Holz aus Thüringen, das ins Ausland geht, hat einen Wert von mehr als 200 Millionen Euro.

Im Thüringer Wald wächst viel davon: Holz. Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee sieht wohl genau deshalb das geplante Thüringer Holzcluster auch in Suhl. Vom Rohstoff bis zum Baustoff - Thüringen brauche eine "möglichst komplette Wertschöpfungskette Holz", so der Wirtschaftsminister.

Holz-Cluster soll in Suhl-Nord angesiedelt werden

Ziel sei Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Politik stärker zu vernetzen. Seinen Schwerpunkt soll das neue Branchennetzwerk laut dem Minister in Südthüringen haben. Dabei komme der Stadt Suhl eine besondere Rolle zu. So wollen Wirtschaftsministerium und Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) als erstes Pilotprojekt in Suhl-Nord einen Standort zur Ansiedlung insbesondere von Firmen der nachhaltigen Holzverarbeitung entwickeln. Das Konzept dafür soll am Donnerstag vorgestellt werden.

Begriffserklärung: Cluster In der Wirtschaft versteht man unter einem Cluster die geografische Konzentration von verbundenen Unternehmen und Institutionen in verwandten Branchen oder Technologien, die sich gegenseitig ergänzen.

Für die Stadt Suhl sprechen dem Minister zufolge die Lage im Thüringer Wald, die gute infrastrukturelle Anbindung sowie die Fördermöglichkeiten. So seien für Ansiedlungen und Erweiterungsinvestitionen in der Region auch weiterhin Höchstfördersätze möglich. "Das können und wollen wir gezielt nutzen, um Initiativen und konkrete Projekte aus der Region zu unterstützen", sagte Tiefensee.

Die Talbrücke Albrechtsgraben nahe der südthüringischen Stadt Suhl.
Blick auf Suhl: die Stadt ist umgeben von Wald. Bildrechte: picture-alliance/ ZB | Stefan Thomas

Nachfrage nach Holz sehr hoch

Angesichts ambitionierter Klimaschutzziele, globaler Krisen und dem angestrebten Ersatz herkömmlicher Baumaterialien von Stahl bis Plastik habe Holz als nachwachsendem Rohstoff eine zunehmende Bedeutung. Daher müsse auch der eingeschränkte Holzeinschlag in Thüringen immer wieder überprüft und gegebenenfalls revidiert werden, sagte Tiefensee. Die Nachfrage übersteige die Menge des geernteten Rohstoffs. "Der Schutz des Waldes und dessen Nutzung sind kein Gegensatz, es kommt auf die richtige Balance an." Thüringer Holz geht bisher hauptsächlich in die USA und nach China. Allein auf diese beiden Märkte entfielen vor der Corona-Pandemie zwölf beziehungsweise neun Prozent der gesamten Holz-Ausfuhren aus Thüringen. Diese Zahlen dürften zuletzt noch einmal deutlich gestiegen sein.

Holzernte im Thüringer Wald
Thüringen exportiert überdurchschnittlich viel Holz. Bildrechte: imago/VIADATA

Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Holz biete vielfältige, brachliegende Anwendungsmöglichkeiten, die es zu nutzen gelte. Das sei auch ein wesentlicher Beitrag für mehr Nachhaltigkeit, Klimaneutralität und zur Stärkung des ländlichen Raums, so Tiefensee. Thüringen verfügt über einen großen Holzreichtum. Mehr als ein Drittel der Landesfläche ist Wald. Das ergibt eine Gesamtfläche von 550.000 Hektar. In der Thüringer Holz- und Forstwirtschaft erwirtschaften rund 40.000 Beschäftigte jährlich einen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro. Die Branche hat in Thüringen eine auch im Bundesvergleich überdurchschnittlich große Bedeutung: Mit knapp 600 Unternehmen entfallen fast 14 Prozent aller Umwelt-Firmen auf die Holzwirtschaft. In Deutschland liegt der Anteil bei elf Prozent.


(dpa,ifl)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 30. Juni 2022 | 05:00 Uhr

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