AusstellungMeininger Museen zeigen Werner Tübkes vergessene Bühnenbilder
Das Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen ist wohl Werner Tübkes berühmtestes Werk. Kaum bekannt sind dagegen seine Arbeiten für das Bühnenbild einer Bonner Operninszenierung von Carl Maria von Webers "Der Freischütz" aus dem Jahr 1993. Die riesigen Gemälde Tübkes, der zu den Gründern der Leipziger Schule gehört, lagerten über viele Jahre in einem Depot in Bonn und gerieten in Vergessenheit. Eine Ausstellung im Schloss Elisabethenburg und im Theatermuseum Meiningen zeigt sie nun.
- Die Meininger Museen zeigen großformatige Gemälde von Werner Tübke, die jahrzehntelang in einem Bonner Depot gelagert hatten.
- Tübke, Vertreter der Leipziger Schule, hatte Anfang der 90er-Jahre das Bühnenbild für eine Bonner Inszenierung von Carl Maria von Webers Oper "Der Freischütz" angefertigt.
- Die großformatigen Arbeiten beeindrucken besonders mit ihren kräftigen Farben.
Die Schau ist gleich mehreren Zufällen zu verdanken. Zum einen, dass die Bühnenarbeiten Tübkes aus dem Jahr 1993 noch vorhanden waren und in einem Depot der Bonner Oper schlummerten. Und zum anderen, dass Philipp Adlung, Direktor der Meininger Museen, das Glück hatte, dort nachzufragen und auch fündig zu werden, wie er MDR KULTUR erzählt: "Da hat man Programmzettel gefunden, ein Kostüm, und plötzlich kam der Anruf aus dem Zentrallager: 'Hier liegen riesengroße Rollen in der hintersten Ecke. Da steht 'Freischütz/Tübke' drauf. Das könnte es doch sein!'" Und ja – das war es auch. Wenig später kamen die Arbeiten nach Meiningen, jetzt ist alles für das Publikum noch einmal zu sehen.
Werner Tübke, ein Mann der Leipziger Schule
Adlung erklärt, bei den Werken handle es sich im Grunde um vier große Bühnenbilder und einen "Wandelprospekt" – ein dreiteiliges Ensemble, das in der berühmten Wolfsschluchtszene aus dem "Freischütz" hin und her bewegt worden sei. Außerdem habe Tübke einen neuen Theatervorhang geschaffen. Darauf zu sehen sei eine allegorische Szene, auf der die göttlichen Mächte der Erde kämpften – "eine Allegorie auf den Gegenstand des Freischützes, wo von Dämonen und fremden Mächten die Rede ist, die Gewalt über die Menschheit haben."
Es sind kraftvolle Szenen, akribisch gestaltet, farbintensiv und gigantisch – eine Arbeit, der sich Werner Tübke kurz nach seinem großen Panoramabild in Bad Frankenhausen widmete. Daran hatte er zehn Jahre zuvor gearbeitet, kurz vor der Wiedervereinigung ist das Gemälde 1989 fertig geworden. Danach wurde es still um den Maler.
Das Bauernkriegspanorama beschert Tübke eine Anfrage der Oper Bonn
Kurze Zeit später hatte ausgerechnet der Regisseur und spätere Generalintendant der Bonner Oper Giancarlo del Monaco Gefallen gefunden am großen Panoramabild – und am Maler Tübke. Er bot ihm das Bühnenbild für den "Freischütz" an, und Tübke sagte zu. Das war 1990, man feierte auch hier Ost und West und mit Tübkes Malerei in Bonn vermutlich auch ein wenig den neuen Blick auf den Opernstoff aus dem Jahr 1821.
Da dominieren strahlende Farben, und die überwältigen dann auch. Es wirkt wie gerade entstanden.
Philipp Adlung, Direktor der Meininger Museen
Adlung sagt, Tübkes Arbeit habe damals Aufsehen erregt, er habe überregionalen Zeitungen viele Interviews gegeben. Diese Interviews seien nun in der Ausstellung zu sehen, "und da schreibt er ganz genau, dass er eigentlich mit Theater und Musik nicht so viel am Hut hat. Aber dieser Stoff, der hat ihn gepackt. Und die Meinungen sind auch eindeutig, dass er Großartiges geleistet hat – nach dem Panoramabild in Bad Frankenhausen."
Neben den Bühnenbildern zu Carl Maria von Webers Oper "Der Freischütz" sind in der Ausstellung auch Kostüme zu sehen, ebenso Skizzen und Entwürfe aus Tübkes Hand. Man kann nachvollziehen, wie er sich dem Stoff annäherte und wie akribisch er Bewegung und Kraft in Bild umsetzte.
Meininger Museen zeigen strahlende Farben in Öl
Was Philipp Adlung an Tübkes Malerei begeistert, sind zum einen die feinen Linien in der Grafik, zum anderen sind es die kräftigen Farben und ein Rot, das oftmals heraussticht: "Er ist natürlich auf der einen Seite der filigrane Zeichner, ab und an Rötel, dass ist schon das Äußerste. Aber in der Ölmalerei, die er genauso gemacht hat, in Bad Frankenhausen und eben auch bei den Bühnenbildern für den 'Freischütz', da dominieren strahlende Farben, und die überwältigen dann auch. Es wirkt wie gerade entstanden."
Informationen zur Ausstellung
Welttheater Wolfsschlucht – Werner Tübkes Bühnenarbeiten für den "Freischütz"
Ausstellung zum 20. Todestag des Künstlers
12. Juni bis 15. September 2024
Schloss Elisabethenburg, Obere Galerie (Skizzen) und Theatermuseum Meiningen (großformatige Bilder).
Quelle: MDR KULTUR, redaktionelle Bearbeitung: hki
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 12. Juni 2024 | 06:30 Uhr