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An den Zapfsäulen ist es gerade teuer. Unklar ist, ob die Spritpreisbremse auch langfristig hilft. Bildrechte: IMAGO / Laci Perenyi

DatenanalyseDas hat der Tankrabatt Thüringer Autofahrern gebracht

17. Juni 2022, 14:18 Uhr

Seit 1. Juni gilt der Tankrabatt. Nachdem die Spritpreise deutlich sanken, stiegen sie schnell wieder - vor allem der Dieselpreis. Wie stark Autofahrer in Thüringen entlastet werden, zeigt unsere Datenanalyse.

von David Straub, Konrad Herrmann und Sascha Richter, MDR THÜRINGEN

Die Spritpreisbremse hat Autofahrer in Thüringen teilweise entlastet. Nach einer Auswertung von Daten der Markttransparenzstelle sind die Preise für Superbenzin und Diesel mit Einführung des Tankrabatts am 1. Juni zunächst deutlich gesunken. Seitdem zogen die Preise aber wieder an.

Preis für Superbenzin um 28 Cent gesunken

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Den Daten zufolge lag der durchschnittliche Preis für einen Liter Super (E5) am Tag vor Einführung des Tankrabatts bei 2,22 Euro. Zum 1. Juni fiel der Preis um 28 Cent auf 1,94 Euro. Die Steuerentlastung war zuvor auf insgesamt etwa 35 Cent für Benzin taxiert worden. Sie wurde also großteils, aber nicht vollständig zum Monatswechsel an die Autofahrer weitergegeben.

Eine Woche später am 8. Juni kostete der Liter Superbenzin 2,02 Euro. Seit einer Woche bewegt sich der Preis für einen Liter Super bei rund zwei Euro. Je nach Region, Tankstelle und Tageszeit variieren die Preise, sodass sie an manchen Zapfsäulen auch stark vom Durchschnittspreis abweichen können.

Diesel-Fahrer weniger entlastet

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Weniger stark als beim Superbenzin zeigt sich die Wirkung des Tankrabatts beim Diesel. Bereits wenige Tage nach Einführung der Spritpreisbremse näherte sich der Preis wieder dem alten Niveau an - und steigt seitdem. Am 31. Mai bezahlten Autofahrer an den Zapfsäulen im Schnitt 2,03 Euro pro Liter. Am Tag danach sank der Preis um zwölf Cent auf 1,91 Euro. Am 8. Juni musste man für den Liter Diesel bereits 2,04 Euro hinblättern, am 14. Juni war es noch ein Cent mehr. Diesel ist in Thüringen damit gegenwärtig rund fünf Cent teurer als Super.

Preisanstieg in Folge des Ukraine-Kriegs

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Seit Beginn des Ukraine-Krieges ist der Preis für Kraftstoff stark gestiegen. Um die Kosten abzufedern, hatte die Bundesregierung die Energiesteuer für Benzin um rund 30 Cent und für Diesel um rund 15 Cent gesenkt. Wegen der gesunkenen Preise fällt zusätzlich auch die Mehrwertsteuer in absoluten Zahlen geringer aus.

Der durchschnittliche Kraftstoffpreis bewegt sich in Thüringen ungefähr auf bundesdeutschem Niveau. An manchen Tagen liegt der Durchschnittspreis in Thüringen aber um ein bis zwei Cent über dem gesamtdeutschen Preis.

Hintergrund zur RechercheDatenjournalisten des Südwestrundfunks (SWR) haben den SWR-Tank-Monitor ins Leben gerufen. Beobachtet wird, wie sich die Preise an den 15.000 Zapfsäulen in Deutschland entwickeln. SWRdata bezieht die Daten über den bei der Markttransparenzstelle zugelassenen Verbraucherinformationsdienst 123tanken. Für die Berechnung fließen alle Preisänderungen der aktiven und gemeldeten Tankstellen ein. Das Datenteam des MDR hat die Zahlen für Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt ausgewertet.

Preisentwicklung in Thüringen über vier Tage hinweg

Innerhalb eines Tages schwanken die Spritpreise an den Thüringer Zapfsäulen deutlich. Die Grafik unten zeigt die Schwankungen an vier aufeinanderfolgenden Tagen. Da sie nur einen Durchschnittswert von vielen Thüringer Tankstellen wiedergibt, lässt sich daraus jedoch keine Empfehlung für eine optimale Tageszeit zum Tanken ablesen.

Erkennbar wird aber der Trend zum vergleichsweise hohen Preisniveau am Morgen, das über den Nachmittag in Wellen wieder abnimmt. Am späten Abend sind beide Kraftstoffe, also sowohl Diesel als auch Benzin, vergleichsweise am günstigsten.

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So setzt sich der Benzinpreis zusammen

Mit der Spritpreisbremse hat die Bundesregierung an einem von mehreren Bestandteilen des Preises gedreht, den Autofahrerinnen und Autofahrer an der Tankstelle bezahlen. Hinzu kommen noch 19 Prozent Mehrwertsteuer, ein kleiner Anteil für die Erdölbevorratungsabgabe und der CO2-Preis, der bei Diesel mit 8,03 Cent pro Liter und bei Benzin mit 7,20 Cent pro Liter konstant ist.

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Ab 1. Juni sind nach deutlicher Entspannung die Verbraucherpreise wieder stark gestiegen, was an den gestiegenen Nettopreisen liegen dürfte. So ist innerhalb von zwei Wochen der Nettopreis von Super von 1,07 Euro auf 1,20 Euro gestiegen. Beim Diesel stieg der Nettopreis ohne Steuern von 1,10 Euro auf 1,25 Euro.

In diesem Nettopreis steckt das Geld, das an die Firmen fließt, die in der Produktion und Logistik der Spritproduktion beteiligt sind. Von manchen Seiten wird den Konzernen vorgeworfen, an der staatlichen Spritpreisbremse ordentlich mitzuverdienen. In welche Bereiche das zusätzliche Plus beim Nettopreis wandert, lässt sich anhand der Daten aber nicht zeigen und ist umstritten.

Zwischenbilanz zu Tankrabatt in Sachsen und Sachsen-Anhalt

Streitfrage: Verdienen die Mineralölkonzerne kräftig mit?

So warf der ADAC nach eigenen Analysen den Mineralölkonzernen erneut vor, überteuerte Preise zu verlangen. Rohölpreise und Dollarkurs seien seit Anfang März zwar insgesamt gut 20 Prozent teurer geworden, die davon beeinflussten Bestandteile des Benzinpreises dagegen um über 60 Prozent.

Ein ähnliches Fazit zieht der Münsteraner Wirtschaftswissenschaftler Johannes Schwanitz: Nach seinen Berechnungen streichen die Mineralölkonzerne mehr als zwei Drittel der Steuersenkung ein. Das Münchner Ifo-Institut hat die Preisentwicklung mit der in Frankreich verglichen und kommt dagegen zu einem anderen Ergebnis:

Demzufolge hätten die Mineralölkonzerne den Tankrabatt weitgehend weitergeben. Dennoch hält das Ifo-Institut den Tankrabatt für nicht sinnvoll, da er Menschen mit geringerem Einkommen nicht zugute komme. Außerdem setze er im Zuge der Verkehrswende falsche Anreize.

Wie reagiert die Politik

Drei Bundesländer haben unterdessen eine Sondersteuer für Profiteure des Russland-Ukraine-Krieges vorgeschlagen, etwa auf Extragewinne der Mineralölkonzerne. Doch das FDP-geführte Finanzministerium sperrt sich gegen eine solche auch "Übergewinn-Steuer" und warnt vor einem wirtschaftlichen Desaster. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will stattdessen das Kartellrecht verschärfen. Er droht, die Gewinne von Mineralölkonzernen abzuschöpfen und die Konzerne notfalls zu zerschlagen. 

Mehr zur Energiedebatte und Datenrecherchen

MDR, dpa

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 17. Juni 2022 | 08:00 Uhr

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