Soziales Spendenrückgang setzt Tierheime in Thüringen unter Druck

26. September 2022, 11:52 Uhr

Ukraine-Krieg, höhere Inflation und steigende Energiepreise - all das spüren auch die Thüringer Tierheime und Tierschutzvereine. Die Spenden, die bei ihnen eingehen, sind deutlich zurückgegangen. Das Hoffen auf den Dezember, den zumeist spendenstärksten Monat, allein wird wohl nicht genügen.

Angesichts des Ukraine-Kriegs, höherer Inflation und steigender Energiepreise haben viele Thüringer Tierheime und Tierschutzvereine mit einer sinkenden Spendenbereitschaft zu kämpfen. "Im Vergleich zum gleichen Zeitraum im vergangenen Jahr sind die Spenden um circa 25 Prozent zurückgegangen", erklärt René Glaser, Vorsitzender des Tierheimvereins Jena.

Auch der Tierschutzverein Südthüringen, das Tierheim Erfurt, der Tierheimverein Wartburgkreis und das Tierheim Nordhausen melden eine gesunkene Bereitschaft, Geld oder Gegenstände zu spenden. Am höchsten sei die Bereitschaft im ersten Jahr der Corona-Pandemie gewesen, seitdem sinke sie stetig. Hoffnung liegt vielerorts auf dem Dezember, dem in der Regel spendenstärksten Monat.

Explodierende Heiz- und Personalkosten

Tierheime kämpften nicht nur mit teurer gewordenen Artikeln des täglichen Bedarfs, so Glaser. Auch explodierende Heizkosten, Personalkosten und eine neue Gebührenverordnung für Tierärzte ab Oktober 2022 sorgten für immer mehr Ausgaben bei weniger Einnahmen. Einsparungen und ehrenamtliche Helfer hielten die Tierheime und Tierschutzvereine an vielen Orten derzeit über Wasser, so die einhellige Meinung. An vielen Orten seien die Kapazitätsgrenzen erreicht. In Erfurt und Jena können den Leitern zufolge Bauarbeiten an den Tierheimen nicht wie geplant umgesetzt werden oder müssen wegen der Kosten überprüft werden.

Tierschutzverein musste drei Mitarbeitern kündigen

Der Tierschutzverein Südthüringen musste drei Mitarbeitern kündigen, so Leiterin Monika Hahn. Für einzelne Projekte - so wurden etwa zwei schwer verletzte Katzen behandelt oder die Wasserversorgung des Tierheims instand gesetzt - seien zwar viele Spenden eingegangen, aber regelmäßige Spenden gebe es weniger.

Wir machen uns extreme Sorgen um den karitativen Tierschutz.

Hester Pommerening Deutscher Tierschutzbund

Diesen Trend bestätigt auch Jennifer Schenk, Leiterin des Tierheims Nordhausen. Dabei würden derzeit besonders viele Katzenbabys abgegeben, was Kosten und Personalaufwand steigere. Vor allem würden viele Hunde eingeliefert, nachdem sie gebissen worden seien. Viele der Tiere seien während der Corona-Krise angeschafft worden und kämen jetzt in die Pubertät. "Fehler in der Erziehung wegen mangelnder Kenntnis oder Erfahrung der Besitzer machen sich jetzt bemerkbar."

Aufnahmestopps und Insolvenzen drohen

Laut Deutschem Tierschutzbund ist die Bereitschaft zu spenden nicht nur in Thüringen, sondern in ganz Deutschland zu beobachten. "Wir machen uns extreme Sorgen um den karitativen Tierschutz", erklärt Hester Pommerening vom Deutschen Tierschutzbund. Es könne passieren, dass die Heime keine Tiere mehr aufnehmen können oder sogar insolvent gingen.

Die Politik muss laut Hester Pommerening dringend aktiv werden. Auf lokaler Ebene seien eigentlich Städte und Gemeinden für Fundtiere mitverantwortlich. "Vielerorts haben sich die Kommunen aber aus der Verantwortung gezogen." Dieser Trend müsse umgekehrt werden.

Hoffen auf Hilfe bei Personalkosten

Auf Bundesebene fordert der Tierschutzbund, eine Heimtierschutzverordnung zu verabschieden. Diese soll vor allem regeln, wer Tiere unter welchen Voraussetzungen halten, züchten und verkaufen darf.

Monika Hahn vom Tierschutzverein Südthüringen hofft vor allem auf Hilfe bei den Personalkosten: Derzeit könnten nur Bauarbeiten von der öffentlichen Hand bezuschusst werden. Für Personalkosten sei das bislang nicht möglich. "Die Politik müsste sich etwas einfallen lassen, wie vereinsgeführte Tierheime ihre Mitarbeiter bezahlen können."

MDR (dpa/co)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 24. September 2022 | 16:00 Uhr

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