Festivals Thüringer beim Wacken Open Air auf und vor der Bühne

06. August 2022, 14:34 Uhr

Zehntausende Metalfans feiern dieser Tage ausgelassen in Wacken - nach dreijähriger Pause. Auch diverse Thüringer haben den Weg in die norddeutsche Provinz auf sich genommen.

Während der erste Gitarrendonner des Tages über Wacken wummert, lassen sich Vanessa und ihr Vater Andre die mitgebrachten Brätel und Bratwürste schmecken. Stärkung ist wichtig beim größten Metalfestival des Landes, das nach dreijähriger Pandemiepause wieder gut 80.000 Freundinnen und Freunde harter Klänge in den hohen Norden gelockt hat - darunter zahlreiche aus Thüringen.

Liebe zum Metal in die Wiege gelegt

Vanessa aus Eisenach - 21 Jahre alt und im normalen Leben Arzthelferin - ist bereits seit sieben Jahren mit dem Wacken-Virus infiziert. Ihre Eltern nahmen sie als Jugendliche mit auf "den Acker" auf halber Strecke zwischen Hamburg und Nordsee: "Ich war schwer beeindruckt - so ein riesiges Gelände, die verschiedenen Bühnen, überall war so viel los", erinnert sie sich. "Und die Liebe zum Metal war mir eh in die Wiege gelegt worden."

Gut 150 Bands spielen dieses Mal in Wacken. Und auch wenn der Auftritt der kölschen Höhner im Vorfeld wohl am meisten diskutiert wurde, bestimmen weiterhin die verschiedenen Genres des Hardrock- und Metal-Universums das Geschehen. "Judas Priest gehören zu meinen Highlights", sagt Vanessa. Dass Sänger Rob Halford mit seinen 70 Lenzen zur Generation ihrer Großeltern gehört, spielt keine Rolle.

Schließlich wird aus Fans und Musikern, die ebenfalls Fans sind, eh eine große Familie - so zumindest berichten es viele Besucher - trotz der Nebenwirkung eines Festivals dieser Größenordnung: weite Wege, bisweilen äußerst lange Wartezeiten am Einlass und vor WC-Wagen, Personalmangel im Gastrobereich. Auch in Wacken muss sich drei Jahre nach der vergangenen Auflage manches wieder einspielen. "Für mich ist und bleibt es einfach ein tolles und tolerantes Festival", sagt Vanessa, "hier kann jeder rumlaufen, wie er will, die Leute helfen sich gegenseitig, man lernt neue Freunde kennen. Das ist nicht bei jedem Konzert oder Festival so."

Im Carl-Zeiss-Jena-Trikot in Wacken

Während beim Thüringer Gaumenschmaus auf dem Campingplatz gemeinsam mit Freunden aus Cuxhaven die Pläne für den Tag geschmiedet werden - angesichts von sieben Bühnen kein leichtes Unterfangen -, schlendern andere schon übers eigentliche Festivalgelände. Darunter zwei in Carl-Zeiss-Jena-Fußballtrikots, geziert mit dem Schriftzug des einstigen Sponsors "Wacken Foundation", eine Stiftung, die sich unter anderem der metallischen Nachwuchsförderung verschrieben hat.

"Gut erkannt“, sagt Anton, "wir kommen aus Thüringen." Auch er ist mit seinen Eltern angereist. Der 26-Jährige, der als Jugendlicher bei einem Computerspiel über die Thrash-Metal-Legende Slayer stolperte und so auf den Geschmack kam, ist zum fünften Mal dabei - vor allem wegen der Musik. Schließlich gibt es nicht nur ergraute Bühnenrecken zu bewundern, sondern auch eine ganze Menge zu entdecken.

So spielen in diesem Jahr unter anderem Bands aus Chile, Island, Rumänien und Japan, aus der Ukraine und aus Norwegen, aus Aserbaidschan und Florida. Auch wenn der Sound bisweilen aggressiv daherkommt: Antons Vater Uwe betont die freundliche Atmosphäre beim Wacken Open Air: "Die Leute hier sind total entspannt, es gibt keinen Stress, es ist wirklich sehr angenehm hier."

Metalfans aus aller Welt beim Festival

Auch aus Hildburghausen, Erfurt, Suhl und Sömmerda sind Metalfans angereist. Auf den Bühnen hingegen hält sich die mitteldeutsche Präsenz in diesem Jahr in Grenzen. Immerhin: Bei In Extremo und Kadavar stehen gebürtige Thüringer in der ersten Reihe, und auch die Sachsen von der Letzten Instanz entfachen bei prächtigem Festivalwetter Stürme der Begeisterung über dem staubigen Ackerboden.

Und wer weiß, vielleicht gesellen sich ja im kommenden Jahr wieder Heaven Shall Burn aus Saalfeld, Die apokalyptischen Reiter aus Weimar oder Deserted Fear aus Eisenberg dazu. Dass alle vorm riesigen Wacken-Publikum überzeugen können, haben sie in der Vergangenheit bewiesen. Fest steht: Im August 2023 wollen wieder Zehntausende Metalfans aus aller Welt in die norddeutsche Provinz reisen - gewiss auch Vanessa mit ihrer sympathischen "Becherlinge"-Bande.

MDR (jn)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Brisant | 05. Juli 2022 | 17:15 Uhr

4 Kommentare

martin am 07.08.2022

Behandlungskosten und Lohnersatz zahlt ja auch die Gemeinschaft bzw. der Betrieb. Also völlig richtig gemacht.

*Sicherheitshinweis* Wer Ironie, Sarkasmus oder ähnliches findet, der es behalten. Finderlohn gibt es nicht.

martin am 07.08.2022

z.B. Bier aus der Pipeline

astrodon am 07.08.2022

@kleiner: Die machen es halt richtig - sie sch... auf Omikron !

Mehr aus Thüringen

Auf über 400 Hektar haben sich seit 2003 mehr als 20 Firmen angesiedelt, im gesamten Gebiet sind über 9000 Arbeitsplätze entstanden. mit Video
Auf über 400 Hektar haben sich seit 2003 mehr als 20 Firmen angesiedelt, im gesamten Gebiet sind über 9000 Arbeitsplätze entstanden. Bildrechte: MDR/Christian Görmer