Hände unter einem aus einem Wasserhahn sprudelnden Wasserstrahl
Thüringen überlegt, für Grund- oder Fließwasser eine "Wasserentnahmegebühr" zu entrichten (Symbolfoto). Bildrechte: Colourbox.de

Abgabe Sinkende Pegel: Wassercent auch in Thüringen?

28. März 2023, 08:33 Uhr

13 Bundesländer haben den Wassercent bereits. In Hessen, Bayern und in Thüringen gibt es ihn dagegen noch nicht. Doch auch hierzulande gibt es nun Überlegungen, die Abgabe einzuführen. Zwar ist eine Gesetzesvorlage bislang nicht in Aussicht, dafür wurden mit der nationalen Wasserstrategie jetzt in Berlin entsprechende bundesweite Pläne auf den Weg gebracht.

Wassergroschen, Wasserpfennig, Wassercent – alles Umschreibungen für das sperrige Wort Wasserentnahmeentgelt. 13 Bundesländer nehmen den Wassercent schon seit Jahren - drei nehmen ihn dagegen nicht, darunter auch Thüringen.

Kosten für Grund- oder Fließwasser je Kubikmeter

Jeder, der Grundwasser oder Fließwasser nutzt, muss die Abgabe zahlen – so das Modell. Private Haushalte, die Industrie, der Bergbau, die Landwirtschaft. In manchen Bundesländern gibt es Ausnahmen, die Höhe ist unterschiedlich. Meist sind es zehn Cent pro Kubikmeter Wasser. Ob die Abgabe erhoben wird, regeln Landesgesetze. Neben Thüringen verzichten auch Bayern und Hessen bislang auf den Wassercent. Hessen plant allerdings derzeit seine Einführung, so steht es im Koalitionsvertrag.

Der BUND fordert schon seit Jahren eine bundesweite Wasserentnahmeabgabe. "Immer mehr Dürren, immer weniger Regen, wir brauchen den Wassercent", sagt Sebastian König vom Landesverband Thüringen. Zahlen sollten ihn alle, Privatpersonen, Industrie, Unternehmen, nur so sei er gerecht. Mit dem Geld sollten gemeinwohlorientierte Projekte finanziert werden, die "dem Wasser als Ganzes dienen", so König.

Wassercent könnte in Wasserschutz investiert werden

Aber auch das Thüringer Umweltministerium spricht sich angesichts sinkender Pegel für die Einführung der Abgabe aus. Es sei eine gute Idee, das knappe Gut Wasser mit einem Preisschild zu versehen, um einen Anreiz zu geben, sparsam zu sein, sagt Martin Feustel, zuständig für den Wasserschutz. Es gebe dem Land zudem die Möglichkeit, in den Gewässerschutz zu investieren. Eine Gesetzesvorlage sei für die laufende Wahlperiode allerdings nicht geplant, dass sich eine Mehrheit dafür finde, sei zudem nicht sicher.

Beide, Feustel und König, beklagen den bundesweiten Flickenteppich. In dem einen Bundesland müsse ein Landwirt zahlen, in dem anderen nicht. Die Konkurrenzsituation dürfe nicht dazu führen, dass sich Unternehmen mit Abwanderungsgedanken trügen. Besser wäre eine bundesweit einheitliche Regelung.

Die soll jetzt kommen. Die nationale Wasserstrategie, die das Bundeskabinett vergangenen Mittwoch beschlossen hat, sehe eine bundesweit einheitliche Wasserentnahmeabgabe vor, sagt Feustel. Die Frage sei nur, wann sie komme. Die nationale Wasserstrategie ist bis 2050 ausgelegt.

MDR (DS)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | THÜRINGEN JOURNAL | 27. März 2023 | 19:00 Uhr

114 Kommentare

Frau K. am 29.03.2023

@Guter Mensch
Vielleicht haben sie vergessen wie schockiert der Ossi war, als er ein paar Jahre nach Gründung der Wasserwirtschaften erleben durfte, was für ein vielfaches der Bürger im Vergleich mit den alten Bundesländern fürs Wasser zahlen musste. Haben sie das vergessen?
Unser CDU Bürgermeister hat eine Riesenanlage bauen lassen für zigtausende Bürger - die STadt hat 5000 - und da zahlt der Bürger halt das Durchspülen mit. Da kann er Wasser sparen wie er will. Wir zahlen für die Arroganz der 90 Jahre.

MamaEF am 29.03.2023

Warum denn eigentlich Cent ? Warum nicht Euro ? Pro Haushalt 1 Euro pro Monat. Und dieses Geld darf dann ausschließlich dazu verwendet werden endlich den Unsinn zu beenden, Regen in die Kanalisation zu leiten und mit Brauchwasser zu mischen, um ihn dann als Abwasser aufwändig reinigen zu müssen. Hier braucht es Ideen und Investitionen in Schwammstädte und Dachbegrünung, renaturierte Bäche und Flüsse und Überflutungsflächen, sowie Wiedervernässung von Mooren. Davon das man es bezahlt, wird Wasser nicht mehr. Wohl aber steigt der Grundwasserspiegel davon an, dass man Regen versickern bzw. verdunsten lässt, was wieder zu Regen führt. Hier wurden jahrzehntelang Fehler gemacht beim Planen und Bauen. Und jeder der seinen Vorgarten aus Faulheit mit Steinen zuknallt und statt Regentonne den Wasserhahn aufdreht um zu gießen, hat die Zeichen der Zeit auch nicht verstanden....
Die Wasserentnahme für Firmen und Landwirtschaft bemessen und vergüten lassen ist auch eine Baustelle, aber eine andere.

emlo am 29.03.2023

Spanien ist ein sehr gutes Stichwort! Wegen der dort schon lang andauernden Trockenheit wird es wohl mit den Dumpingpreisen (vorerst?) vorbei sein. Und wenn deren Grundwasser erst einmal aufgebraucht ist (es kommt ja derzeit nichts nach!), dann stehen die vor Riesenproblemen!

Mehr aus Thüringen