Ein leerer Duschsaal einer Sporthalle
Wer darf noch warm - wer muss schon kalt? Diskutiert wird über das Energiesparen in den Eisenacher Sportduschen. Bildrechte: IMAGO/ULMER Pressebildagentur

Sport Profis dürfen warm duschen? Streit ums Energiesparen in Eisenacher Sporthallen

07. Oktober 2022, 13:18 Uhr

Das Ziel ist klar: 15 bis 20 Prozent weniger Energie verbrauchen. Das will die Stadt Eisenach unter anderem dadurch schaffen, dass sie das Warmwasser in allen öffentlichen Einrichtungen außer Kindergärten abstellt. Das heißt für die Sporthallen: Dort kann jetzt nur noch kalt geduscht werden. Einige Sportler und Vereine nervt das - vor allem, weil derzeit nicht immer und nicht in allen Hallen der Region die Duschen kalt sind.

Als Daniel Rudloff Ende August von den Energiesparplänen der Stadt Eisenach erfuhr, war er erst einmal schockiert, erinnert sich der Vereinsvorsitzende des FC Eisenach. "Wir haben anderthalb Jahre Corona gehabt, mussten schauen, wie wir unsere Mitglieder bespaßen. Und jetzt können wir nicht mal mehr duschen! Das ist sehr schwer für uns." Einige Hartgesottene unter den Fußballern duschten tatsächlich kalt, erzählt Rudloff, die meisten nutzten die Dusche zu Hause. Bei schönem Wetter sei das alles noch machbar, aber im Herbst und Winter?

"Wir trainieren im Regen, wir haben den Platz draußen, wo es etwas matschig ist. Dann spielen wir an den Wochenenden - und sollen reingehen und im kalten Stadion noch kalt duschen - oder schicken die Gäste einfach nach Hause. Und die sehen dann so aus, wie sie auf dem Fußballplatz gewesen sind. Das geht aus meiner Sicht gar nicht."

Volleyball-Training mit warmer Dusche

Rudloff führt auch gesundheitliche Gründe an. Schließlich werde Sport getrieben, um in Bewegung und gesund zu bleiben. Wer schwitzt und kalt wird, drohe zu erkranken. Sport trieben die meisten in ihrer Freizeit - und: "Wer will in seiner Freizeit frieren?" Der Vereinsvorsitzende befürchtet, Mitglieder und Ehrenamtliche könnten abspringen.

Außerdem werden nach seinem Empfinden Vereine in der Region ungleich behandelt. Bei seinem Volleyball-Training beispielsweise in der Pestalozzihalle in Eisenach seien die Duschen warm, berichtet Rudloff, aus Nachbargemeinden hört er ähnliches - und auch beim Handball-Bundesligisten ThSV fließt nach Punktspielen heißes Wasser. Ist das so?

Keine Extrawurst für Berufssportler des ThSV

Tatsächlich hat der ThSV Eisenach bei der Stadt erfolgreich um eine Ausnahme gebeten, bestätigt Manager René Witte. Allerdings handelt es sich um eine eher kleine Ausnahme. Beim Training zweimal am Tag gelten für die Berufssportler die gleichen Bedingungen wie für die E- oder D-Jugend: Das Wasser ist kalt. "Da sind wir solidarisch und wollen auch keine Extrawurst", sagt Witte. Deshalb duschten die Bundesligasportler derzeit vermutlich am häufigsten kalt, weil sie auch am meisten trainieren. Aber:

"Wir hatten die Stadt gebeten, bei den Bundesliga-Heimspielen doch bitte die Duschen warmzumachen, weil unsere Gäste ja teilweise sechs bis sieben Stunden unterwegs sind. Und dann nicht, ohne zu duschen und verschwitzt in den Bus zu gehen oder auch kalt nach Hause fahren zu müssen, das wäre nicht gut. In allen Bundesliga-Hallen, wo wir sind, dürfen wir auch warm duschen."

Weyhrauch Willy
Anders als im Angriff vor dem Tor, gehen die Handballer des ThSV beim Duschen schonender mit ihren Gästen um. Bildrechte: IMAGO / Christian Heilwagen

Dass andere Vereine der Region das Gleiche nun auch für sich möchten, ist für Witte verständlich - jeder könne bei der Stadt fragen, sagt er. Und überlegt, ob es nicht andere Möglichkeiten zum Energiesparen gäbe, statt die Sportler zu treffen, die ohnehin schon von Corona gebeutelt waren. Er sei eigentlich gegen die Warmwassersperre, sagt Witte, aber füge sich. "Wir sind Teil dieser Stadt und halten die Regeln ein."

Warme Duschen im Wartburgkreis

Und wie kam es zum warmen Duschen nach dem Volleyball-Training in Eisenach? Da hatte Daniel Rudloff Glück, denn er spielt in einer von zwei Hallen in Eisenach, die mittlerweile dem Wartburgkreis gehören. Aber dieses Glück währt nicht mehr lange: Nach den Herbstferien dreht der Landkreis das warme Wasser ab, zumindest für das normale Training und den Übungsbetrieb. Bei allen Punktspielen und offiziellen Wettkämpfen sollen die Sportlerinnen und Sportler auch künftig mit Warmwasser versorgt werden, teilt der Landkreis MDR THÜRINGEN mit.

Kreissportbund fordert Gleichbehandlung

Damit gilt im Landkreis eine großzügigere Regelung als in der Stadt Eisenach. Der Kreissportbund Eisenach drängt daher auf eine Gleichbehandlung der Vereine. "Was in den Sporthallen des Wartburgkreises gilt, darf auch für die Stadt Eisenach erwartet werden", sagt KSB-Präsident Michael Klostermann. Er erinnert an ein Gespräch mit der Stadt Anfang September, als es geheißen habe, beim Energiesparen solle für alle Vereine das Gleiche gelten. Diese Zusage müsse nun eingehalten werden.

Stadt offen für Gespräche

Der Eisenacher Bürgermeister Christoph Ihling (CDU) zeigte sich am Donnerstag offen für weitere Gespräche mit dem Kreissportbund: "Wir werden da gerne gemeinsam versuchen herauszuarbeiten, was die Gleichbehandlung ausmacht, ob damit die erste Seniorenmannschaft oder die höchstspielende Mannschaft gemeint ist? Das müssen wir besprechen. Ich kann die Forderung durchaus nachvollziehen, finde es auch wichtig, dass sich der Kreissportbund für alle Vereine einsetzt. Wir werden eine Lösung finden."

Ein Mann im Anzug spricht in die Kamera.
Der Stadt Eisenach ist die Gleichbehandlung wichtig, wie Bürgermeister Ihling (CDU) betont. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Gleichzeitig stellt Ihling aber auch klar, dass die Stadt auf jeden Fall Energie und Kosten einsparen muss – und dass sie finanziell schlechter dastehe als der Landkreis.

MDR (dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 06. Oktober 2022 | 17:15 Uhr

26 Kommentare

Gucker am 08.10.2022

Ich wusste garnicht, dass hier soviele Asketen in Thüringen wohnen, die gern wieder hygienische Zustände wie vor hundert Jahren haben möchten. Demnächst wird noch vorgschlagen, dass man kein fließendes Wasser in den Wohnungen braucht, eine Pumpe im Hof mit Plumsklo reichen ja völlig.
Also fließend warmes und kaltes Wasser halte ich für eine zivilsatorische Errungenschaft. Selbst die oft erwähnte und viel geschmähte DDR hat das als Ziel postuliert - und in den Plattenbauten als Standard gesetzt, auch wenn die Badzellen der Neubaublocks recht klein waren. Es ist unglaublich, dass wir im Jahr 2022 anfangen das warme Wasser abzustellen und die Straßenbleuchtung abzuschalten, weil die Politik nicht in der Lage ist, ideologiefrei die Energieversorgung des Landes sicherzustellen.

Kleingartenzwerg am 07.10.2022

Wir sollten uns in D überhaupt nicht mehr duschen und waschen damit jeder schon von Weitem riechen kann wir solidarisch wir zu unseren Politikern und deren Sparempfehlungen stehen.

SusiB. am 07.10.2022

Das kann jeder machen wie er will. Ich werde garantiert nicht kalt duschen oder kalt Haare waschen in einem kalten Bad. Will mir bestimmt keine Erkältung holen.

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