Tagung in Friedrichroda Wohnmobil statt Fernreise: Wie Thüringen vom Camping profitiert

09. Mai 2025, 08:25 Uhr

Reisen mit dem Wohnwagen (Caravan) oder mit dem Reisemobil liegt in Thüringen auch weiterhin im Trend. Vor allem seit Ausbruch der Corona-Pandemie gibt es in Deutschland einen regelrechten Camping-Boom. Das spüren bis heute die Camping- und Reisemobilstellplatz-Betreiber im Land. Doch ist Thüringen dem Trend überhaupt gewachsen und hat genügend Angebote für Camper? Ein Überblick.

"Die Belegungszahlen haben sich innerhalb von einem Jahr verdoppelt", sagt Falk Ortlepp mit strahlenden Augen. Zusammen mit seiner Frau Manuela betreibt er seit Ende 2023 den neugebauten Reisemobilstellplatz "Womo-Bahnhof" in Friedrichroda (Landkreis Gotha). "Die ganze Geschichte ist super angelaufen. Natürlich geschuldet der Tatsache, dass Wohnmobile aktuell der absolute Trend sind", so Ortlepp weiter. Insgesamt 32 Reisemobile haben Platz. Sie können sich in einer Rotunde nebeneinander platzieren. Neben einem Stromanschluss direkt an der Stellfläche gibt es eine Ver- und Entsorgungsstation.

Ein Camper steht am Eingang des Campingplatzes in Friedrichroda
Falk Ortlepp hat Ende 2023 mit seiner Frau in Friedrichroda den Wohnmobilstellplatz Womo-Bahnhof eröffnet. Bildrechte: MDR/Bastian Albrecht

Der Check-in und Check-out funktioniert rund um die Uhr über einen Automaten. Zusätzlich gibt es auch eine Rezeption. Im gleichen Gebäude befinden sich zudem Duschen und Toiletten für die Camper.

Camping-Anbieter vernetzen sich

In einem ehemaligen Lokschuppen auf dem Stellplatz in Friedrichroda fand in dieser Woche auch die zweite Fachtagung Camping- und Wohnmobilstellplätze der TTG statt. Mehr als 40 Teilnehmer aus der Branche sowie Touristiker aus ganz Thüringen kamen vorbei, um sich zu vernetzen und aktuelle Themen zu besprechen, denn der Camping-Markt brummt.

Teilnehmer lauchen einem Redner auf der Fachtagung
Die zweite Fachtagung fand in Friedrichroda im Womo-Bahnhof statt. Mehr als 45 Stellplatzbetreiber und Touristiker aus Thüringen waren dabei. Bildrechte: MDR/Bastian Albrecht

In Vorträgen von Branchenexperten ging es unter anderem um künftige Zielgruppen im Bereich Camping, aber auch um die Digitalisierung und Online-Buchbarkeit der Thüringer Angebote, denn hier sieht Michaela Friedel von der Thüringer Tourismus Gesellschaft noch Potenzial bei den Stellplatz-Betreibern: "Das ist sehr, sehr wichtig. Das haben wir auch heute in den Vorträgen wieder gehört, Generation Y und Z, die sehr viel mit Wohnmobilen und Caravans unterwegs sind, informieren sich online und wollen natürlich gerne auch ihren Platz online buchen können."

Eine Frau steht lächelnd auf einem Campingplatz
Michaela Friedel von der Thüringer Tourismus GmbH leitete und moderierte die Fachtagung Camping- und Wohnmobilstellplätze in Friedrichroda. Bildrechte: MDR/Bastian Albrecht

Auch Falk Ortlepp findet die Fachtagung sehr gut, denn: "Wir sind aufgefordert uns auch untereinander besser zu vernetzen, um den Gästen auch die Chance zu geben, dass wir sichtbar sind. Und das passiert heutzutage viel über die sozialen Medien, also Internet, Facebook und Instagram. Und durch bessere Vernetzung können wir dem Gast auch mehr von Thüringen zeigen."

Die Gäste sollten möglichst viel Reisen, denn das sei der Vorteil eines Reisemobils, sagt Ortlepp weiter. Dazu bräuchten sie aber eine Übernachtungssicherheit. "Wenn sie nicht wissen, wo sie parken können, fahren sie ganz schnell wieder aus dem Land heraus", so Ortlepp weiter. Das soll natürlich vermieden werden.

Enormes Wachstum im Wartburgkreis

In Bad Salzungen fand im vergangenen Jahr die erste Fachtagung der Branche statt. Auch die Kurstadt im Wartburgkreis hat einen Stellplatz ausschließlich für Reisemobile, den "Sole-Reisemobilhafen". Direkt an der Werra können dort seit der Eröffnung im Jahr 2014 bis zu 80 Reisemobile gleichzeitig parken. Nur wenige Schritte zu Fuß entfernt finden die Urlauber das Gradierwerk, das Sole-Heilbad und das Stadtzentrum.

Wohnwagen auf einem Campingplatz
Seit der Eröffnung im Jahr 2023 steigen auch die Gästezahlen auf dem Wohnmobilstellplatz in Friedrichroda. Bildrechte: MDR/Bastian Albrecht

"Vor allem die Naturnähe als auch die kurzen Wege zu den Kureinrichtungen und zur Stadt sind große Vorteile unseres Stellplatzes, weswegen die Gäste gerne herkommen", sagt die Vorständin des Kur- und Touristikunternehmens der Stadt, Nancy Bojens. Das spiegelt sich auch hier in den Übernachtungszahlen wider. Im vergangenen Jahr gab es mehr als 4.200 Anreisen und 20.300 Übernachtungen. Das waren sieben beziehungsweise neun Prozent mehr als noch im Jahr 2023.

Mehr Übernachtungen als vor Corona

Rund 800.000 Übernachtungen gab es laut TTG auf Thüringer Camping- und Wohnmobilstellplätzen im Jahr 2023. Das sei jede zwölfte Übernachtung gewesen. Damit gehört Camping zu den wenigen Beherbergungsarten im Land, die das Niveau aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 übertreffen konnte, heißt es. Demnach stieg das Niveau innerhalb der vier Jahre um mehr als 15 Prozent.

Laut Michaela Friedel ist Thüringen dem Trend auch gewachsen und habe bereits viele attraktive Stellflächen vor allem entlang der Achse von West- nach Ostthüringen. Außerdem sollen noch weitere hinzukommen. Laut der Datenbank der TTG gibt es im Land aktuell insgesamt 170 Stellplätze für Zelte, Caravans und Reisemobile. Davon seien 35 reine Reisemobil-Stellplätze und bei 70 Plätzen könnten sowohl Reisemobile als auch Wohnwagen stehen.

Wohnwagen-Besitzer fühlen sich benachteiligt

Trotzdem fühlen sich Besitzer von Wohnwagen zum Teil benachteiligt. Sie kritisieren, dass immer mehr Stellflächen nur noch Reisemobile erlauben. Diese Tendenz bestätigt auch der Präsident des Deutschen Caravan Verbandes (DCV), Claas Lampe: "Es gibt Plätze, wo es keine Möglichkeit mehr gibt, Wohnwagen zu parken und zu übernachten, weil sie mit dem Zugfahrzeug natürlich viel länger sind. Sogar Natur-Campingplätze haben mittlerweile Längenbeschränkungen oder wollen nur Camper-Vans." Auch bei neu gebauten Stellflächen gehe der Trend zu den Reisemobilen, weil die Zulassungszahlen über denen der Wohnwagen liegen und damit der Bedarf höher sei. "Es gibt trotzdem in Thüringen genügend Stellplätze, auf denen man auch mit Wohnwagen parken kann", so Lampe weiter.

Falls mal Caravans in Friedrichroda bei Falk Ortlepp vom "Womo-Bahnhof" vorbeikommen, dann verweist er gerne an die drei Camping-Plätze in der Nähe. Vor allem in den Städten sei es aufgrund des Platzmangels einfacher, Reisemobile unterzubringen. Laut TTG stehen Wohnwagen zudem meist viel länger an einem Ort als Reisemobile und bräuchten auch mehr Platz beispielsweise für ein Vorzelt. Die Reisemobile hingegen stehen oftmals maximal zwei Tage auf einem Stellplatz und fahren dann schon wieder zum nächsten Reiseziel. Davon gibt es in Thüringen zwar viele, aber dem Bedarf zufolge könnten es noch viel mehr Camping- und Reisemobilstellplätze sein, sagt Claas Lampe.

MDR (alb)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN – Das Radio | 08. Mai 2025 | 18:45 Uhr

3 Kommentare

Tom0815 vor 3 Tagen

Ja, als einfacher Zelter kommt man sich mittlerweile auf "Campingplätzen" ziemlich verloren vor. Aber das ist wohl einfach der Lauf der Zeit, auch wenn es nicht meinen Vorstellungen und Wünschen entspricht.

Hebamme vor 3 Tagen

Ich will zelten! Ehrlich gesagt bin ich zunehmend bedient auf sogenannten "Campingplätzen"...
Altmodisch wie ich bin haben wir Zelte, weder Camper noch Wohnwagen

Besorgter160 vor 4 Tagen

Der Platz in Friedrichroda ist wirklich eine Perle!

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