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TextilbrancheWeil Kleidung für Extremfrühchen fehlt: Vater aus Thüringen gründet Onlineshop

23. März 2023, 11:17 Uhr

"Keine Mütze war klein genug, kein Body hat gepasst. Es gab nichts, was wir unserem Sohn anziehen konnten." Aus dieser Erfahrung heraus hat Oliver Tlusteck "Meinmaikämpfer" gegründet - einen Onlineshop für Frühchen-Bekleidung aus Thüringen.

von Stefanie Benke, MDR THÜRINGEN

Oliver Tlusteck aus Walterhausen (Kreis Gotha) hatte 2017 die Idee, Bekleidung für Frühchen zu entwickeln. Er selbst ist Vater eines Extremfrühchens. So werden Kinder bezeichnet, die ungefähr vor der 28. Schwangerschaftswoche geboren werden.

Sein mittlerweile fünf Jahre alter Sohn Raphael kam in der 25. Schwangerschaftswoche auf die Welt. Gerade mal 30 Zentimeter groß war er bei der Geburt, brachte 440 Gramm auf die Waage.

Frühchenbekleidung ab 30 Zentimeter Körperlänge

Von der Idee bis zum Verkauf der Kleidung für Frühchen vergingen vier Jahre. Bekleidung in Frühchengröße ab 20 Zentimeter Kopfumfang oder 30 Zentimeter Körperlänge gibt es selten bis gar nicht, erzählt der Familienvater.

Häufig stören Stoffkrämpelungen, Pflegehinweise und Druckknöpfe. Öffnungen für Kabel und Schläuche sind kaum vorgesehen. Daran wollte der Betriebswirt aus Waltershausen etwas ändern und gründete "Meinmaikämpfer" im März 2021.

"Bodys dürfen nicht kratzen. Deshalb haben wir diese so gefertigt, dass die Naht nach außen zeigt." Die Bodys sind mit Klettverschluss statt Druckknöpfen versehen, um Druckstellen am Körper des Säuglings zu verhindern. Die Kleidung für Extremfrühchen ist innovativ und funktional, das ist Oliver Tlusteck besonders wichtig.

Firma entwickelt spezielle Pads zur Wundwasseraufnahme

Spezielle Pads zur Wundwasseraufnahme und zur Förderung der Wundheilung hat die Firma zudem entwickelt. "Wenn die Wunde anfängt zu nässen, würde es in die Kleidung gelangen. Wir haben eine Smartzell-Technologie, die in Thüringen entwickelt worden ist.

Der Stoff besteht aus Naturfasern wie Algen und wirkt antibakteriell zudem noch steril." Außerdem produzieren sie Tücher explizit für Kinder mit Tracheostoma, umgangssprachlich Luftröhrenschnitt. Die Tücher verhindern, dass Schläuche hängen bleiben, und sie schützen zudem vor Kälte. Alles 'made in Germany', größtenteils in Thüringen.

65.000 Kinder werden in Deutschland zu früh geboren

Seit Frühjahr 2022 betreibt Oliver Tlusteck den Onlineshop "Meinmaikämpfer" gemeinsam mit seiner Frau Jennifer. Es geht um Produkte ausschließlich für Frühchen ab der 25. Schwangerschaftswoche. Bodys, Mützen, Tücher - das gehöre zur Grundausstattung eines Frühchens, sagt Tlusteck.

"Diese extrem zarten und kleinen Wesen sind noch nicht vollständig ausgebildet." Damit möchte er Eltern helfen, das zu bekommen, was er und seine Frau sich damals gewünscht hätten: Kleidung für Raphael, die passt.

Etwa 65.000 Kinder werden in Deutschland jährlich zu früh geboren. Umso wichtiger sei, dass Krankenhäuser mit einer Grundausstattung für Frühchen vorbereitet sind, sagt Tlusteck und hofft, dass auch Kliniken mit ihm kooperieren. Bislang gehen die Bestellungen vor allem an Privatpersonen - die Nachfrage nach Bekleidung für die Mini-Babys sei jedenfalls da.

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MDR (jn)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 21. März 2023 | 19:00 Uhr

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