Biermarkt Paulaner-Brauerei will Oettinger-Standort Gotha übernehmen

17. Oktober 2022, 17:21 Uhr

Im Juni hatte die Oettinger-Brauerei mitgeteilt, die Niederlassung in Gotha schließen zu wollen. Sie begründete den Schritt mit Absatzrückgängen und einer geplanten Abkehr von Mehrwegflaschen. Nun hat die Paulaner-Gruppe die Brauerei gekauft. Der Vertrag wurde bereits unterschrieben. 170 Arbeitsplätze sollen erhalten werden. Das Bundeskartellamt muss dem Vertrag noch zustimmen.

Die Paulaner-Brauerei-Gruppe will den Standort Gotha der Oettinger-Brauerei übernehmen. Nach Oettinger-Angaben von Montag wurde der Vertrag am Freitag unterschrieben. Am Montag wurden die Mitarbeiter informiert.

Der Vertrag sieht vor, dass der Brauereistandort zum Ende des Jahres an Paulaner übergeht. Zum Kaufpreis haben beide Seiten nach eigenen Angaben Stillschweigen vereinbart. Das Bundeskartellamt muss der Übernahme noch zustimmen.

Paulaner will die Bereiche Herstellung, Abfüllung, Logistik und Zentrale Dienste mit rund 170 Arbeitsplätzen übernehmen. Die 23 in Gotha beschäftigten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Abteilungen Vertrieb, Export und Marketing sollen bei Oettinger verbleiben. Laut Oettinger sind daher Gespräche mit dem Betriebsrat geplant.

Keine Details mit Blick auf laufendes Verfahren

Gotha sei ein attraktiver Zukauf, begründete Paulaner seine Entscheidung. Vorstandschef Jörg Lehmann erklärte, mit der Übernahme solle der wachsenden Beliebtheit des Sortiments und den entsprechenden Absatzsteigerungen der vergangenen Jahre Rechnung getragen werden. Weitere Details wollte das Unternehmen mit Blick auf das laufende Verfahren zunächst nicht nennen.

Hauptgesellschafterin und Geschäftsführerin von Oettinger, Pia Kollmar, sprach von einer guten Lösung für alle Beteiligten und einem wichtigen Schritt beim Umbau des Unternehmens.

Mit der Übernahme werde die Brautradition in Gotha fortgesetzt. Außerdem würden Arbeitsplätze erhalten bleiben. Der Gothaer SPD-Landtagsabgeordnete Matthias Hey wies darauf hin, dass Paulaner bereits nach der Wende Interesse an der Gothaer Brauerei gezeigt hatte.

Sorge bereitet Zukunft der verbleibenden Standorte

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) bewertete die Übernahme des Gothaer Standortes durch Paulaner als riesigen Erfolg. Die Belegschaft, der Betriebsrat, die NGG und die Gothaer hätten mit Herzblut für den Erhalt der Traditionsbrauerei gekämpft. Umso erfreulicher sei es, dass Oettinger schließlich eingelenkt und den Weg für die Übernahme durch Paulaner frei gemacht habe, sagte Jens Löbel von der NGG.

Mit dem Erhalt aller Arbeitsplätze in Gotha hätten die Beschäftigten und ihre Familien wieder eine positive Zukunft. Sorgen bereite der NGG jedoch die Zukunft der verbleibenden Standorte. Für sie müsse ein zukunftsfähiges Konzept entwickelt werden, um dauerhaft am Markt zu bestehen.

Mehrere Biermarken unter einem Dach

Im Juni hatte Oettinger mitgeteilt, die Niederlassung in Gotha schließen zu wollen. Das Unternehmen begründete den Schritt mit Absatzrückgängen und einer geplanten Abkehr von Mehrwegflaschen. Damals hieß es, der Betrieb werde nicht verkauft.

Positive Reaktionen aus der Thüringer Politik

Auch Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch und Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (beide SPD) begrüßten die Übernahme. Der Einstieg von Paulaner sei ein großartiger Erfolg für alle, die sich intensiv um den Standorterhalt bemüht hätten. Ähnlich äußerte sich die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken im Landtag, Lena Saniye Güngör.

Die Paulaner-Brauerei-Gruppe gehört mehrheitlich zur Unternehmensgruppe Schörghuber und vereint mehrere Biermarken unter einem Dach, darunter neben Paulaner, Hacker-Pschorr, Chiemseer und Fürstenberg.

70 Prozent der Anteile liegen bei Schörghuber, der Rest beim Heineken-Konzern. Die Biere der einzelnen Marken werden demnach weltweit in über 60 Exportmärkte vertrieben. Laut Unternehmensangaben ist Paulaner die größte Brauereigruppe Süddeutschlands.

MDR (co)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 17. Oktober 2022 | 10:00 Uhr

4 Kommentare

martin am 17.10.2022

Sehr erfreulich für die Gothaer Beschäftigten und ihre Familien, dass es auch noch Unternehmen gibt, die hiesige Fachkräfte nicht einfach "freisetzen", sondern sie in ihr Unternehmen übernehmen, ohne dass jemand umziehen muss.

MAENNLEiN-VON-DiESER-WELT am 17.10.2022

…dann hat der PAULANER-Bierwagen auf dem Erfurter Oktoberfest
also doch auch einen ernsthaften Hintergrund und es bleibt weiter
zu hoffen, dass die landeshauptstädtische Eigenmarke BRAUGOLD
demnächst auch wiederbelebt wird — durch PAULANER ?!

Jedenfalls ist Bier nicht gleich Bier und
„mein Bier“ ist das alles ohnehin nicht,
was hier nach 1990 passieren durfte ….


Möge der Standort erhalten werden !
Möge die Brau-Kultur nicht nur
Gegenstand von Ausstellungen
für‘s Museum sein !

zenkimaus am 17.10.2022

Warum kaufe ich Oettinger?
Glasflaschen und für mich ein süffiges Bier. Bier in Plastikflaschen geht gar nicht. Dann suche ich Mal nach Ersatz

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