Biermarkt Brauer aus Leidenschaft: Michél Mangold arbeitet seit 20 Jahren bei Oettinger in Gotha
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01. Januar 2023, 20:09 Uhr
Michél Mangold hat vor 20 Jahren seine Lehre bei Oettinger in Gotha gemacht. Nun übernimmt zum 1. Januar die Münchner Paulaner Brauerei den Betrieb. Der Brauer freut sich darauf, neue Rezepturen auszuprobieren.
Um 14 Uhr verlässt Michél Mangold an einem Arbeitstag im Dezember die Brauerei in Gotha. Frühschicht geschafft. Ab in's Auto und nach Hause. Gleich wird er seinen Sohn aus dem Kindergarten abholen, doch davor bleibt noch Zeit für eine Spezi. Die hat er, gemeinsam mit zwei Kästen Bier, von Paulaner als Weihnachtsgeschenk bekommen.
Den Brauer stört es nicht, dass er möglicherweise nun auch Limonade machen wird. Stattdessen freut er sich auf den Neuanfang mit Paulaner am 1. Januar – und auf neuen Hopfen. "Einfach da mitgestalten zu können und selber Rezepte zu erstellen, das ist für einen Bierbrauer das schönste, was man machen kann."
Durch Zufall zum Bierbrauer-Beruf in Gotha
Welche Produkte künftig konkret in Gotha produziert werden, werde noch geprüft. Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch (SPD) hatte Mitte Dezember erklärt, dass Paulaner möglicherweise eine neue Biermarke etablieren wolle. Der Münchener Braukonzern wollte das zunächst aber nicht bestätigen.
Zum Bierbrauen ist Mangold eher zufällig gekommen. Nach der Schule wusste er nicht, was er mal werden möchte, und hat sich als Speditionskaufmann bei Oettinger beworben.
Damals wurde in dem Bereich aber niemand eingestellt. Stattdessen wurde ihm eine Lehre als Bierbrauer angeboten. So hat er seine Leidenschaft gefunden.
Für Erhalt der Brauerei gekämpft
Sein Beruf geht Mangold im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut. "Ich habe an meinem Körper die Sachen tätowiert, die mir wichtig sind im Leben. Da sind meine Kinder dabei, da ist mein Beruf dabei." Er stehe morgens gerne auf, um arbeiten zu gehen. Er habe einfach Freude daran, Bier zu brauen.
Mangold erzählt, dass er den 8. Juni 2022 nicht vergessen wird. An dem Tag habe er erfahren, dass Oettinger den Standort in Gotha schließen wird. In ihm habe sich der Wille festgesetzt, dagegen zu kämpfen.
Gewerkschaft bereit für Tarifverhandlungen
Gemeinsam mit vielen Kolleginnen und Kollegen, dem Betriebsrat und der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten hat er sich dafür eingesetzt, dass die Brauerei bleibt. Es wurden zum Beispiel Sticker geklebt und über 1.500 Unterschriften gesammelt.
Jens Löbel, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten Thüringen, ist froh, dass in Gotha rund 200 Arbeitsplätze erhalten bleiben. 170 Arbeitnehmerinnen und -nehmer wird Paulaner übernehmen. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Abteilungen Vertrieb, Export und Marketing, die in Gotha arbeiten, sollen bei Oettinger verbleiben.
MDR (co)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 01. Januar 2023 | 10:00 Uhr
Thueringer Original am 03.01.2023
Ich freue mich riesig für die Arbeiter der Brauerei und für Gotha sowie Thüringen, dass die Übernahme geglückt ist und damit ein großer Betrieb bestehen bleibt. Ich bin auch gespannt, welches regionale Bier zusätzlich gebraut werden soll!
kleiner.klaus77 am 02.01.2023
Also ich kenne kein schlechteres deutsches Bier und mir würde es als Brauer Widerstreben dieses Bier zu brauen, sie trinken ja auch ihr Bier aus einer kleinen Brauerei lieber!
Ludwig58 am 02.01.2023
Er wird wahrscheinlich dort Bier brauen! Wahrscheinlich sind Ihre Kenntnisse über Bier, Bierkultur, Bierbrauen nicht sonderlich vertieft und sie schließen sich dem Mainstream an, dass Oettinger eine Plörre sei.
Wenn sie mal nach Oettingen kommen, gönnen sie sich dort mal ein Helles von Fass. Es schmeckt nicht schlechter, als viele Allerweltsbiere, die in Deutschland als Marktführer das Geschäft machen.
Oettinger ist Dank seiner Geschäftsidee, den Vertrieb in eigener Regie durchzuführen, günstig. Aber wie gesagt nicht schlechter, als teurere Mitbewerber.
Ich will aber so ehrlich sein, dass Oettinger nicht mein Geschmack ist. Ich genieße lieber mein fränkisches dunkles Landbier einer kleinen Familienbrauerei, mit dem ich mich bei meinen gelegentlichen Fahrten in meine (mittelfränkische) Heimat versorge.
Für den Betrieb in Gotha ist vor allem zu hoffen, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben.