BundeswehrBlick hinter die Kasernenmauern: Tausende Besucher beim "Tag der Bundeswehr" in Gotha
Rund 13.000 Menschen haben am Samstag den "Tag der Bundeswehr" in Gotha besucht. In der Friedenstein-Kaserne präsentierte die Bundeswehr Gefechtsfahrzeuge und Technik, zeigte Nahkampf-Ausbildung und vieles mehr. Gotha war einer von neun Veranstaltungsorten bundesweit. Der "Tag der Bundeswehr" soll über die Truppe informieren und ihre Verwurzelung in der Gesellschaft unterstreichen.
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Nicht nur die Köche und Köchinnen der Bundeswehr hatten am Samstag in der Friedenstein-Kaserne in Gotha reichlich zu tun. Rund 1.700 Portionen Erbsensuppe gaben sie an Besucher aus. Die Zahl der Bratwürste und anderen Köstlichkeiten haben wir bei unserer Recherche nicht erhoben.
Im "Fuchs" eine Runde übers Gelände
Doch zum Essen und Trinken dürften die meisten Besucher am Samstag nicht in die Kaserne am Stadtrand von Gotha gekommen sein. Spannender und aufregender dürften da die Fahrzeuge und andere Technik gewesen sein, die die Bundeswehr an diesem Tag aufgefahren hatte. Vorführungen zeigten die Wendigkeit von Panzern - und deren brutale Wucht, als etwa ein Leopard-2-Kampfpanzer über einen Pkw rollte. Mechaniker zeigten, wie sie mit Hilfe eines Bergepanzers den rund rund sechs Tonnen schweren Motor aus einem Panzer ausbauen können und dafür weniger als eine halbe Stunde brauchen. Auf einer Wiese demonstrierten Soldatinnen und Soldaten den Nahkampf mit und ohne Waffe, nebenan konnten Besucherinnen und Besucher in gepanzerten Fahrzeugen wie dem Radpanzer "Fuchs" eine Runde übers Gelände drehen - als Fahrgäste.
Die Bundeswehr hatte viel Aufwand betrieben, um den Blick hinter die Mauern der Kaserne spannend und lehrreich zu machen. Gotha war am Samstag einer von bundesweit neun Standorten des "Tages der Bundeswehr". Den hält die Truppe alle paar Jahre ab, zuletzt in Thüringen war das in Erfurt im Jahr 2018 der Fall. "Jede Menge Bundeswehr zum Anfassen", kündigte Oberstleutnant Benjamin Hoppe, Kommandeur des gastgebenden Aufklärungsbataillons 13 zum Auftakt am Morgen an. Er und seine Soldatinnen und Soldaten freuten sich darauf, mit den Besuchern in Kontakt zu treten und ins Gespräch zu kommen.
"Es macht die Truppe nahbar für die Leute"
Es wird derzeit viel über die Bundeswehr in Deutschland gesprochen, vor allem in der Politik, aber auch in der Gesellschaft. Seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine und der kurz darauf von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ausgerufenen Zeitenwende bei der Bundeswehr schauen viele auf den Zustand der Bundeswehr. Sich auch ein Bild von ihr zu machen, dafür veranstaltet die Truppe eben jenen "Tag der Bundeswehr".
Bei Besuchern kommt das gut an. "Es macht die Truppe nahbar für die Leute, und es ist gut organisiert", sagt ein Besucher. Sein Bruder sei bei der Bundeswehr in Gotha stationiert, und deshalb sei er heute hier, sagt er. Auch dass über das Thema Kriegstüchtigkeit der Truppe gesprochen werde, sei richtig, findet er. "Es wurde die letzten Jahre immer totgeschwiegen, aber man muss ja darüber sprechen. Wenn man sieht, wie schnell es geht und wie nah die Ukraine vor der Tür ist."
Persönlicher Bezug zur Bundeswehr bei vielen Besuchern
Viele der Besucherinnen und Besucher hier in Gotha haben einen persönlichen Bezug zur Bundeswehr. Sie dienen selbst dort oder haben Angehörige, die beim Militär sind. Und wollen auch den Kindern zeigen, wo Mama oder Papa arbeitet. Manche Kinder tragen sogar Tarnfleck-Anzüge. Es ist klar: Wer hierherkommt, hat eher keine Berührungsängste gegenüber der Bundeswehr. Das zeigt sich auch bei der "statischen Waffenschau", wo Gefechtsfahrzeuge aller Art stehen. Groß und Klein klettert hier hinein, geduldig erklären Soldaten die Funktionsweise von Schaltern und Knöpfen. Gegen Mittag donnern dann auch noch ein A400M-Militärtransporter und zwei Eurofighter-Kampfflugzeuge über die Kaserne und ziehen viele Blicke auf sich.
Doch es wird nicht nur Technik gezeigt. Viele Infostände von Hilfsorganisationen, Vereinen und Verbänden stehen hier und werben jeweils für Anliegen oder informieren über ihre Arbeit. Der Bund Deutscher Einsatzveteranen ist vertreten, ebenso Bundeswehrverband und Reservistenverband, auch der Verband der Arbeitnehmer in der Bundeswehr. Technisches Hilfswerk, Feuerwehr, Rettungsdienste und Polizei sind ebenso präsent. Und es gibt auch stille Orte hier, wie den Stand der Militärseelsorge an einem großen Kreuz aus Birkenstämmen auf einer Wiese. Am Morgen wurde hier ein Feldgottesdienst abgehalten, in dem unter anderem für die Soldatinnen und Soldaten in Auslandseinsätzen gebetet wurde.
Reservistenverband: Viele gute Gespräche
Die Bundeswehr soll von derzeit rund 183.000 Soldaten und Soldatinnen in den nächsten Jahren auf 203.000 wachsen. So die Absicht der Bundesregierung. Ob dies gelingt, ist offen. Am Stand des Karrierecenters herrscht jedenfalls einiger Betrieb. Man führe viele Gespräche mit Interessenten, heißt es auf Nachfrage. Auch der Reservistenverband verweist auf großes Besucherinteresse. Man habe schon "viele gute Gespräche" über den Reservistendienst geführt, sagt André Wenzel von der Reservistenkameradschaft Gotha. "Das Interesse ist tatsächlich da, wie man das aus den Gesprächen mitbekommt, aus allen Bevölkerungsschichten. Egal ob jetzt Altgediente, die vielleicht noch in der NVA gedient haben, aber auch sehr viele junge haben Interesse."
Pro und Contra zur Wehrpflicht
Rund 34.000 aktive Reservisten hat die Bundeswehr derzeit, das Reservoir ist laut Reservistenverband deutlich größer. Doch die Zeiten, in denen die Wehrpflicht automatisch auch große Mengen an Reservisten "produzierte" sind vorbei. Zur Debatte um das Wiederinkraftsetzen der Wehrpflicht oder eine neue allgemeine Dienstpflicht haben auch Besucher hier in Gotha eine Meinung. "Ich wäre dafür, dass sie die Wehrpflicht wieder einführen. Wenn sie das nicht machen, gibt es bald keine Soldaten mehr", sagt ein Mann. Ein Vater, der mit seinem Sohn einen CH53-Hubschrauber besichtigt und früher selbst Soldat in Gotha war, sieht das ähnlich. "Das finde ich sehr wichtig. Ich persönlich würde sogar weiter gehen und ein Jahr Regeldienst für den ganzen Staat einführen für 18-Jährige, ein Jahr lang, egal ob Mann oder Frau." Eine ältere Frau antwortet auf die Frage zur Wehrpflicht: Sie sei dagegen, fände aber ein soziales Pflichtjahr für alle 18-Jährigen gut. "Damit die jungen Leute was tun nach der Schule." Eine Wehrpflicht fände sie nur im Ernstfall richtig. Ansonsten solle der Dienst im Militär freiwillig bleiben, findet sie.
Man habe gute Gespräch bei der Erbsensuppe geführt, berichtet Bataillonskommandeur Hoppe gegen Mittag in seinem ersten Resümee. Er sei vollauf zufrieden mit dem Verlauf des Tages. "Dieser Tag der Bundeswehr hier in Gotha, von den Soldaten aus Gotha und den umliegenden Garnisonen, die uns unterstützt haben, das Programm, das wir gemacht haben, das kommt sehr gut an und ich denke die Leute gehen mit einem Lachen heute nach Hause."
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MDR (dr)
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 08. Februar 2024 | 19:00 Uhr