Bundeswehr Soldaten aus Bad Salzungen zu Nato-Einsatz in Litauen verabschiedet

22. Juni 2023, 08:38 Uhr

Ab Anfang August werden 127 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr aus Bad Salzungen (Wartburgkreis) für sechs Monate bei der multinationalen EFP-Battlegroup der Nato in Litauen dienen. Ihre Aufgabe dort: Gemeinsam mit weiteren Bundeswehr-Einheiten sowie Soldaten aus anderen Nato-Staaten sollen sie das baltische Land schützen und Russland von Angriffen abhalten. Am Mittwoch wurden die Salzunger Grenadiere in Brotterode in den Einsatz verabschiedet.

Porträt Autor Dirk Reinhardt
Bildrechte: MDR/Dirk Reinhardt

Für seinen Appell hatte sich das Panzergrenadierbataillon 391 einen recht idyllischen Ort ausgesucht: die Arena an der Inselbergschanze bei Brotterode. Bei Sonne und sommerlichen Temperaturen marschierte das Bataillon am Mittwochnachmittag unter klingendem Spiel des Luftwaffenmusikkorps aus Erfurt auf zum Verabschiedungsappell.

Die 3. Kompanie des Bataillons und weitere Soldaten anderer Kompanien der "Salzunger Grenadiere" werden Anfang August an die Ostflanke der Nato verlegt, zur Nato-Battlegroup der Enhanced Forward Presence (EFP) in Litauen. Insgesamt 127 Soldaten und Soldatinnen aus dem Bataillon werden dabei sein.

Nato-Einsatz zur Abschreckung einer möglichen Bedrohung

Was dort im Baltikum die Aufgabe der Soldaten und Soldatinnen aus Westthüringen sein wird, formuliert ihr Bataillonskommandeur Oberstleutnant Dominik Schellenberger in seiner Rede an die Truppe sehr direkt: "Sie werden aktiv zur Abschreckung einer möglichen Bedrohung, zur Sicherung und notfalls auch zur Verteidigung des Bündnisses beitragen."

Das klingt zunächst nach den üblichen Formeln und Redewendungen, mit denen die Existenz und die Aufgaben der westlichen Verteidigungsallianz oft beschrieben werden. Doch seit dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine vor anderthalb Jahren ist vielen Menschen auch in Deutschland bewusst geworden, dass solche Aussagen einen durchaus ernsthaften Hintergrund bekommen haben.

Man habe in Litauen sehr deutlich die dort von vielen Menschen empfundene "besondere Bedrohungsperspektive" mit Blick auf Russland gespürt, "die damals in Deutschland nie richtig zu vermitteln war", sagt Obersleutnant Rouven Habel in seinem Grußwort an die Grenadiere. Er hatte das Bataillon vor einigen Jahren als Kommandeur geführt und war in dieser Funktion auch von Juli 2019 bis Februar 2020 Chef des EFP-Bataillons in Litauen - zusammen mit einem Großteil seiner Leute aus Bad Salzungen. Die von Russland ausgehende Bedrohung für das baltische Land und seine Nachbarn sei seit dem Februar 2022 noch "viel greifbarer" geworden.

Denn - darauf wies anschließend auch der Thüringer CDU-Bundestagsabgeordnete Christian Hirte in seiner Rede hin - der "zynische Machthaber" in Russland habe mit dem Einmarsch seiner Truppen in der Ukraine gezeigt, dass er anderen Ländern nicht nur drohe, sondern seine Drohungen auch in die Tat umsetzte.

Thüringer Soldaten im Ernstfall an vorderster Front

Gemeinsam mit der rund 17.000 Soldaten umfassenden litauischen Armee soll das multinationale EFP-Bataillon in Litauen die Umsetzung solcher Drohungen vereiteln. Das Signal der Nato bei der Bildung dieses und drei weiterer EFP-Bataillone in Lettland, Estland und Polen an Russland: Wer diese zur Nato gehörenden Länder angreift, greift alle Nato-Länder an.

Im Ernstfall stünden dann auch Soldaten und Soldatinnen aus Thüringen an vorderster Front. Und weitere Einheiten aus Thüringen, die derzeit auch zur Nato-Eingreiftruppe VJTF gehören, würden nachgezogen.

Seine Leute seien sich ihrer Aufgabe und ihrer Verantwortung für den Schutz des Bündnisses und Deutschlands und seiner Werte wohl bewusst, sagt Bataillonskommandeur Schellenberger nach dem Appell im Gespräch mit MDR THÜRINGEN. Sie seien gut ausgebildet und vorbereitet auf ihre Aufgabe.

Der Bürgermeister von Brotterode-Trusetal (Landkreis Schmalkalden-Meiningen), Kai Gossmann, verweist auf die seit gut 30 Jahren bestehende Patenschaft zwischen der 3. Kompanie und der Stadt. Dass nicht nur Angehörige der Soldaten hier beim Appell dabei seien, sondern auch Bürger aus der Stadt, zeige, dass die Bundeswehr in der Mitte der Bevölkerung verankert sei. "Wir sind stolz, eine so starke Truppe an unserer Seite zu haben."

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MDR (jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 21. Juni 2023 | 19:00 Uhr

9 Kommentare

ElBuffo am 24.06.2023

Die östliche scheint auch nicht so der Bringer zu sein. Zur Frage der Bedrohung braucht man nur den Ausführungen des größten Friedensfürsten aller Zeiten folgen. Oder ist der auch nur vom bitterbösen Westen gesteuert und in Wahrheit sieht er es nicht als größte geopolitische Katastrophe sämtliche Kolonien nach jahrzehntelanger Befreiung verloren zu haben?

emlo am 22.06.2023

Ihnen schwebt sowas, wie die Wagner-Gruppe vor? Nee danke, darauf kann ich gerne verzichten! Ein bisschen staatliche Kontrolle über die Armee ist schon ganz gut.

emlo am 22.06.2023

"Krieg spielen"?!?! Was schwätzen Sie für erbärmlichen Unsinn?!
Fragen Sie mal die Litauer, Esten oder Letten, wie die sich angesichts des Krieges in der Ukraine fühlen! Die sind heilfroh, dass sie in der NATO sind und dadurch die Wahrscheinlichkeit vom großen Nachbarn "vom Faschismus befreit" zu werden etwas geringer ist.
Mir gehen diese "Friedensapostel", die hier mit russischen und AfD-Fahnen durch die Straßen ziehen, wie ich es erst letzten Monat wieder sehen musste, gehörig auf die Nerven!

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