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GeisaErste Stadt Deutschlands baut LNG-Anlage für eigene Gasversorgung

22. Juli 2022, 16:26 Uhr

Die Stadt Geisa im Wartburgkreis setzt als erste Stadt in Deutschland bei der Energieversorgung nun auf flüssiges Erdgas. Eine entsprechende LNG-Anlage wurde am Freitag aufgebaut. Auslöser war nicht der Ukraine-Krieg.

von MDR THÜRINGEN

Der Westthüringer Energieversorger Werraenergie hat in Geisa im Wartburgkreis eine Flüssig-Erdgas-Anlage aufgebaut. Laut Werraenergie ist Geisa die erste Stadt in Deutschland, die künftig flüssiges Erdgas, kurz LNG, zur Energieversorgung nutzt.

Nach Angaben von Geschäftsführer Hans Ulrich Nager sollen mit dem Gas ab Anfang 2023 Privathaushalte und Unternehmen versorgt werden. Bisher gebe es 180 Interessenten für einen Anschluss. Wie viele Anschlüsse genau geplant sind, konnte er aber nicht sagen. Insgesamt gehe es um elf Millionen Kilowattstunden im Jahr.

Zum Aufklappen: Was bedeutet LNG?

LNG ist die englische Abkürzung für Liquified Natural Gas (verflüssigtes Erdgas). Das Gas wird nach der Förderung auf rund 160 Grad Minus abgekühlt und dadurch verflüssigt. In dieser Form verliert es deutlich an Volumen und kann per Eisenbahn sowie Lkw in speziell isolierten Behältern zu den Verbrauchern transportiert werden. Die Bundesregierung treibt derzeit den Bau schwimmender LNG-Terminals in Deutschland voran, um die Abhängigkeit von Russland zu verringern.

Werraenergie hat nach eigenen Angaben rund zwei Millionen Euro in Netz und Anlage investiert. Die Preise für die Kunden lägen etwa auf dem Niveau für normales Erdgas.

Ukraine-Krieg nicht der Auslöser

Der Hintergrund für das Projekt in Geisa ist allerdings nicht der Ukraine-Krieg, sondern dass Geisa noch nie an das Erdgas-Netz angeschlossen war, erklärte Vertriebsleiter von Werraenergie, Stefan Voigt. Das liege an der Lage der 5.000-Einwohner-Stadt in der Rhön und im Grenzgebiet zwischen Hessen und Thüringen. Ein Anschluss an das Erdgas-Netz wäre aufgrund der Entfernung teurer gewesen als der Neubau der LNG-Anlage.

Bislang hatten Einwohner laut Voigt auf Ölheizungen gesetzt oder auf sogenannte Insellösungen beim Gas. Das bedeutet, dass sich mehrere Häuser in der Nachbarschaft einen größeren Gastank teilten. Erste Pläne für die Ortsversorgung habe es bereits 2019 gegeben.

Lastwagen sollen das flüssige Erdgas in Zukunft nach Geisa bringen. Stammen soll es aus verschiedenen Quellen, vornehmlich aus dem arabischen Raum, so Voigt. Perspektivisch könne später auch Wasserstoff oder Biogas verwendet werden, sagte der Vertriebsleiter.

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MDR (jn)/dpa

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 22. Juli 2022 | 19:00 Uhr

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