Blick über die Werra auf den 200 Meter hohen Abraumberg "Monte Kali"
Blick über die Werra auf den 200 Meter hohen Abraumberg "Monte Kali". Bildrechte: dpa | Martin Schutt

K+S Salzeinleitung in Werra: Zehn Prozent der Fische laut BUND mit schweren Schäden

29. Mai 2023, 19:22 Uhr

Salzeinleitungen des Düngemittelkonzerns K+S schädigen viele Fischarten in der Werra. Zu dem Ergebnis kommt der Naturschutzbund BUND. Das Ökosystem sei weitgehend zerstört. Das dürfe nicht so bleiben, fordert der BUND.

Durch das Einleiten von Salz in die Werra sind laut Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) viele Fischarten geschädigt. Am Pegel in Gerstungen (Wartburgkreis) zeigen demnach mindestens zehn Prozent der Fische schwere Schäden, darunter offene Hautstellen oder gekrümmte Körper. Auch die Anzahl der Arten nehme immer weiter ab. "So wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben", fordert der Thüringer Verbandschef Robert Bednarsky. In dem Fluss sei das ökologische System weitgehend zerstört.

BUND: "Hemmungslose Pökelei" durch Salzabwässer

Verantwortlich für die Schäden sind laut BUND die Salzlaugen, die der Düngemittelproduzent K+S in die Werra einleitet. Die Umweltschützer halten die Ökosysteme von Werra und Weser durch die Salzabwässer für weitgehend zerstört und sprechen von einer "hemmungslosen Pökelei". Auch Fische hätten ein Lebensrecht. Die Werra ist der östliche der beiden Hauptquellflüsse der Weser. Der westliche ist die Fulda.

Naturschützer Bednarsky verweist darauf, dass im vergangenen Jahr die Behörden K+S untersagt haben, Salzlaugen in der Grube Springen einzulagern. Das erhöhe den Druck auf K+S, einen neuen Entsorgungsplan vorzulegen. Laut Bednarsky profitiert der Konzern zudem zurzeit von den gestiegenen Preisen für Kaliumchlorid. K+S habe damit die finanziellen Möglichkeiten, um in den Umweltschutz zu investieren.

Menschen in einem Kalistollen
Die Grube Springen. Bildrechte: MDR/Michael Hesse

K+S will weiter Lauge einleiten

K+S will das Einleiten der Salzabwässer schrittweise reduzieren. Im Jahr 2022 sind laut Unternehmen drei Millionen Kubikmeter Salzabwasser in die Werra gelangt, im Jahr 2000 war es noch mehr als doppelt so viel. Bis 2030 soll die Menge auf 2,2 Millionen Kubikmeter reduziert werden.

Ein Förderband für Steinsalz im Bergwerk Heringen
Ein Förderband für Steinsalz im Bergwerk Heringen. Bildrechte: MDR/Andreas Metzmacher

K+S darf bis 2026 Salzlaugen in die Werra einleiten

Gelingen soll das unter anderem durch neuartige Produktionsverfahren. Trotzdem kann K+S nach eigenen Angaben in den nächsten Jahren nicht auf die Salzeinleitung in die Werra verzichten. Das Unternehmen hat dafür erst Ende 2021 vom Regierungspräsidium Kassel eine entsprechende Genehmigung erhalten. Laut einer Entscheidung des Regierungspräsidiums darf K+S bis Ende 2026 Salzlaugen in die Werra leiten.

K+S fördert mit mehreren tausend Mitarbeitern aus den Gruben im Grenzgebiet Hessen-Thüringen pro Jahr rund 20 Millionen Tonnen Rohsalz. Daraus werden unter anderem Kalidünger und Produkte für die chemische Industrie und die Arzneimittelbranche hergestellt.

MDR (dvs)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 29. Mai 2023 | 08:00 Uhr

3 Kommentare

Harka2 vor 43 Wochen

@Raziel
Wenn das Geschäftsmodell darauf beruht, die Umwelt nachhaltig zu zerstören, dann gehört dieser Betrieb geschlossen. Ich halte wahrlich nicht viel vom BUND, aber noch weniger von K&S. Die prozessieren lieber jahrelang vor Gericht, als endlich mal was zu ändern! Die Millionen, die sie bisher an Gerichts- und Anwaltskosten aufgebracht haben, hätten sie mal lieber in eine Pipeline gen Nordsee investiert.

Raziel vor 43 Wochen

Obwohl man sich längst aif einen Plan geeinigt hat, welcher auch durchgeführt wird, hetzt BUND seit Jahren weiter radikal Populistisch um Stimmung zu machen. Eine solche Rhetorik und Arbeitsweise ist aber kontraproduktiv für den Umweltschutz und die Menschen. Nicht nur das keine Firma der Welt vernünftig an etwas arbeiten kann, wenn vereinbarrungen praktisch monatlich wieder einseitig angegriffen werden.
K+S war nicht immer ein Vorbild, hat in den letzten Jahren aber gezeigt das man große Kompromisse eingehen wird und etwas ändern will. Dabei werden nur leider viele wichtige Punkte von BUND komplett unterschlagen. Man kann nun zB sagen die Werra wäre biologisch zerstört. Das ist aber nur die Halbe Wahrheit. Denn zerstört war sie in früheren Jahrzehnten, durch hemmungslose Einleitung des DDR Kombinat. Seit den 90ern bessert sich die Lage massiv. Unterschlagen sollte man auch nicht die ganzen anderen Beteiligten, welche an großen Anteil an der Verschmutzung des Flusses haben.

kleinerfrontkaempfer vor 43 Wochen

Industrie + landwirtschaft verursachen jählrich Milliarden € Umweltkosten für die niemand aufkommt. Erzeuger nicht und Verbraucher nicht. Irgendwann müssen diese Kosten aber bezahlt werden. Je länger man wartet, desto teurer.

Mehr aus der Region Eisenach - Gotha - Bad Salzungen

Mehr aus Thüringen

Barbie Puppen mit Gitarren 1 min
Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk
1 min 29.03.2024 | 15:16 Uhr

Bettina Dorfmann besitzt mit mehr als 18.500 Exemplaren die weltweit größte Barbie-Sammlung. Einige von ihnen sind nun im Spielzeugmuseum Sonneberg zu sehen.

Fr 29.03.2024 14:00Uhr 01:15 min

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/sued-thueringen/sonneberg/video-barbie-ausstellung-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video