Hinweis

Im Zuge des 9-Euro-Tickets haben wir Tipps für Ausflugsziele mit der Bahn gesammelt. Wir finden: Auch ohne Vergünstigung sind die Orte eine Reise wert. Viel Spaß beim Lesen und Reisen.

Ausflüge mit der Bahn Mammutzahn, Scherbenpuzzle und Bahnnostalgie im Werratalmuseum

02. August 2022, 15:32 Uhr

Im Werratalmuseum Gerstungen können Interessierte in die Vergangenheit eintauchen und erfahren, wie einst Butter gemacht oder Flachs zu Leinen verarbeitet wurde. Oder, wie groß ein Mammutzahn ist. Ein Schwerpunkt des Regionalmuseums gilt der Werratalkeramik, zwei Räume sind der Eisenbahn und dem einst bedeutenden Bahnhof gewidmet. Das Museum befindet sich im Schloss (Nähe Markt) und liegt etwa einen Kilometer Fußweg vom Bahnhof entfernt - und ist damit gut mit der Bahn zu erreichen.

Auf dem Schloss brütet das Gerstunger Wappentier, der Storch. Im Schloss befindet sich neben der Bibliothek das Ziel dieser Ausflugs-Tour, das Werratalmuseum. In 22 Räumen zeigt es vielfältige und erstaunlich reichhaltige Schätze. Vom Bahnhof aus ist das Schloss in gut 20 Minuten zu erreichen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, dabei die Hauptstraße weitgehend zu meiden. Zwei Varianten sind hier als Hin- und Rückweg beschrieben.

In gut 20 Minuten vom Bahnhof zum Museum

Der Hinweg zum Museum: Aus dem Bahnhof nach links der Gartenstraße folgen, am Gymnasium entlang den leichten Bogen nach links folgen durch eine Wohnsiedlung, immer geradeaus. Wenn die Gartenstraße endet, nach rechts (Weinbergstraße) und gleich wieder nach links biegen (Im Kleefeld). Hinter den Garagen nach rechts über den Parkplatz geht es durch einen Durchgang direkt zum Markt mit Bäckerei-Café (Mo-Sa geöffnet von 7 bis 18 Uhr, So geöffnet von 8 bis 17 Uhr).

Die Straße überqueren, links halten und nach rechts durch einen Torbogen durch ein hellblaues Gebäude (Nr. 16a) auf das Schloss zu. Der Museumseingang befindet sich auf der Innenseite links. Sehenswert ein Kräuter-Hochbeet hinten links im Schlosshof.

Ausgrabungsfunde und Mineralien

Das Museum hat viel zu bieten. Entweder gilt es, vorher eine Auswahl treffen - oder sich treiben lassen und dort verweilen, wo etwas besonders reizt. Es gibt Erstaunliches zu entdecken, wenn man sich Zeit lässt. Ausgrabungsfunde aus Vorzeiten beispielsweise wie einen gewaltigen Mammutzahn oder Pfeilspitzen.

Dabei zeigen Abbildungen anschaulich, wie groß so ein Mammut war oder wie die Fundstücke einst genutzt wurden. Das ist Museumsleiterin Katharina Dötterl besonders wichtig, um Kindern zu erklären, was da eigentlich in den Vitrinen liegt. Bei Mineralien sind die Fundorte auf einer Karte an der Wand verzeichnet.

500 Jahre alter Webstuhl funktioniert noch

Im Obergeschoss zeigt die umfangreiche Sammlung von alten Handwerksgerätschaften, wie sehr die Gerstunger ihren Museumsleitern schon in der Vergangenheit vertraut haben: viele Schätze sind dort gelandet. Handgeschnitzte Back- und Butterformen, Werkzeuge, um Flachs zu verarbeiten, Fischernetze und Butterfässer, Zentrifugen und eine Fleischermolle. Besonders beeindruckend: ein gut 500 Jahre alter Handwebstuhl, der bis heute funktioniert. Überall finden sich kurze Hinweise, wie die Geräte einst benutzt wurden.

Bekannt für Werratalkeramik

Alles Handarbeit: die Geräte selbst - und die Tätigkeiten, die mit ihnen ausgeübt wurden. Die Rupfmaschine eines Polsterers, in der Palmfaser, sogenannte "Afrique" zu Polstermaterial zerrissen wurde, daneben ein Sessel, der sein Innenleben offenbart: Metallfedern, Schnüre mit zahlreichen Knoten, verschiedene Schichten Fasern.

In weiteren Räumen findet man mehr als 200 Jahre alte Dachziegel, sogar glasierte, kunstvolle Schlösser und Schlüssel. Und natürlich Werratalkeramik, für deren umfassende Sammlung das Museum in Fachkreisen weithin bekannt ist. Das Herzstück der Sammlung, sagt Katharina Dötterl, die von der Vielzahl und Kunstfertigkeit der Dekore fasziniert ist. In einer Art Sandkiste können Kinder versuchen, Scherben zusammenzusetzen, ein Keramik-Puzzle.

Fahrkartenschrank und Mutteruhr

Ein weiterer Schwerpunkt hat mit der jüngeren Vergangenheit Gerstungens zu tun, mit dem Bahnhof zu DDR-Zeiten, wo mehr als 600 Menschen beschäftigt waren, wie Museumsleiterin Katharina Dötterl erzählt. Es gab nicht nur einen Personen- und einen Güter-Bahnhof, sondern auch einen Interzonen-Bahnhof. Dort wurden Reisende im grenzüberschreitenden Verkehr kontrolliert.

Heute ist das alles Geschichte. Aber einiges, was sich einst im Bahnhof befand, steht jetzt im Museum: Alte Telefone und Uniformen, ein Schrank mit Fahrkarten, diesen kleinen braunen Papp-Kärtchen mit Aufdruck. Die alte Zentraluhr des Bahnhofs, "Mutteruhr" genannt, Signale, Mützen, Stempel. Auch in diesen beiden Räumen lässt sich – wie im gesamten Museums - vieles entdecken, was längst aus unserem Alltag verschwunden ist.

Ausstellung überarbeitet

Das Museum entstand 1932 in einer Initiative aus der Bürgerschaft, feiert in diesem Jahr sein 90-jähriges Bestehen. In den vergangenen Jahren hat Katharina Dötterl die Ausstellung umfassend überarbeitet. Die Räume wurden in freundlichen hellen Farben gestrichen, Themen umsortiert – und es wurde "entsammelt", erklärt die Leiterin: lieber weniger zeigen, aber dafür das Wichtigste, um die Besucher nicht zu überfrachten. Trotzdem wünscht sie sich noch mehr Platz, um die Gerstunger Geschichte im 20. Jahrhundert ausführlicher darzustellen. Besonders wichtig ist ihr die pädagogische Arbeit mit Kindergärten und Schulen ein.

Spielplatz im Rathauspark

Der Rückweg zum Bahnhof: Vom Schloss nach links Richtung Kirche halten (eine offene Kirche, der Besuch lohnt), in die Straße gegenüber der Kirche biegen, die nächste Querstraße überqueren und schräg links gegenüber in die Löbersgasse. Der Straße folgen, bis sie auf die Ortsdurchfahrt (Karlstraße) münden. Ein Stück darauf nach links, dann schräg links in die Friedhofstraße, die V-förmig von der Ortsdurchfahrt abbiegen.

Dieser Straße länger folgen, bis auf der rechten Seite der Rathauspark auftaucht mit dem "Mehrgenerationen-Aktivpark". Den Park durchqueren, an der Durchgangsstraße (hier: Wilhelmstraße) nach links bis zu einer Kreuzung mit vier Straßen. Dann links ab (Bahnhofsplatz) zum Bahnhof.

Hinweise

  • Barrierefrei ist dieser Ausflugstipp nicht: sowohl am Bahnhof wie auch im Schloss müssen Treppen bewältigt werden. Das Werratalmuseum ist täglich außer montags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene drei Euro, für Kinder bis 18 Jahre einen Euro (Adresse: Sophienstraße 4, 99834 Gerstungen).

  • Tipp 1: Wer mit Kindern unterwegs ist, die sich vor oder nach dem Museum bewegen möchten: den Rathauspark aufsuchen, wo die Gemeinde einen Mehrgenerationen-Aktivpark mit vielen neuen Spielgeräten angelegt hat (liegt auf dem beschriebenen Rückweg).

  • Tipp 2: Fahrräder mitnehmen und vorher oder nachher eine Tour auf dem Werratal-Radweg anschließen – Richtung Bad Salzungen oder Richtung Eisenach. Allerdings muss, wer aus Richtung Eisenach in Gerstungen ankommt, sein Fahrrad die Treppen am Bahnhof hinauftragen (vom Bahnsteig hinab kann man schieben). Der Werratalradweg verläuft ganz in der Nähe des Schlosses (in Teilen auf dem beschriebenen Rückweg).

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MDR (mab)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 09. Juni 2022 | 19:00 Uhr

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