Windstreit Kompromiss für Windräder in Thüringen gefunden

08. Juli 2022, 17:22 Uhr

Strittige Punkte wie der Mindestabstand und das Geldverdienen mit Windrädern sind geklärt: Die rot-rot-grüne Regierungskoalition hat sich mit der oppositionellen CDU auf einen Kompromiss im sogenannten Windstreit geeinigt.

Einigung im Streit um Windräder in Thüringen. Die rot-rot-grüne Regierungskoalition und die CDU haben sich über die künftige Windkraftnutzung in Thüringen verständigt. Das teilten die Landtagsfraktionen von Linke, SPD und CDU nach Sitzungen der Energie-Fachpolitiker und der Fraktionsvorsitzenden mit.

Mindestabstand von Windrädern zu Häusern

Der Streit um den Mindestabstand von Windrädern zur Wohnbebauung sei zwischen Minderheitskoalition und größter Oppositionspartei geklärt worden, hieß es. Demnach können in den Regionalplänen nach wie vor Windvorranggebiete mit Abständen von weniger als 1.000 Metern festgelegt werden, teilten die Fraktionen am Freitag mit. Nur wenn diese Pläne gerichtlich für nichtig erklärt werden, soll demnach nach Angaben der CDU der 1.000-Meter-Abstand von Windrädern zu Wohngebäuden bindend sein.

Der "Winderlass" des Landes Thüringen von 2016

sieht bereits jetzt vor, dass Windräder, die höher als 150 Meter sind, nicht näher als 1.000 Meter an Wohngebiete heranrücken sollen. Daran halten sich die vier Regionalen Planungsgemeinschaften in Thüringen auch seit Jahren bei der Planung neuer Vorranggebiete.

Ministerium darf Abstände anpassen

Kern der jetzt erzielten Einigung ist, dass dem für Landesplanung zuständigen Thüringer Infrastrukturministerium die Verantwortung dafür übertragen wird, den geltenden Mindestabstand bei Bedarf zu ändern. Das könnte beispielsweise erforderlich werden, wenn mit den in Thüringen geltenden Regelungen die Vorgaben des Bundes für den Ausbau der Windenergie nicht erreicht werden.

In diesem Fall soll das Ministerium den vorgeschriebenen Abstand neu festlegen, ohne dass die Thüringer Bauordnung dafür erneut in einem parlamentarischen Verfahren geändert und Mehrheiten dafür gesucht werden müssen. Allerdings muss das Ministerium in diesem Fall zwingend den Infrastrukturausschuss des Landtages einbeziehen.

CDU will Änderungsantrag von Rot-Rot-Grün zustimmen

Die CDU-Fraktion hatte an der Forderung nach einer Abstandsregelung von 1.000 Metern zwischen Windrädern und Wohnhäusern festgehalten und eine entsprechende Änderung der Bauordnung verlangt. Die Abstandsregelung hätte im Landtag fast einen Eklat ausgelöst, weil die CDU-Initiative von der AfD-Fraktion unterstützt wurde und die AfD damit maßgeblichen Einfluss auf die Entscheidung gehabt hätte. Zum umstrittenen Gesetzentwurf der CDU haben Linke, SPD und Grüne jetzt einen Änderungsantrag formuliert. Die Christdemokraten haben zugesagt, dieser Änderung zu ihrem eigenen Gesetzentwurf in der kommenden Woche im Landtag zuzustimmen.

Geld verdienen mit Windrädern

Außerdem wollen sich die vier Parteien im Landtag gemeinsam dafür einsetzen, dass Anwohner und Kommunen künftig auch selbst mit Windkraftanlagen Geld verdienen können. Dazu und zu weiteren Punkten, die den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Thüringen betreffen, wollen die rot-rot-grünen Fraktionen und die CDU zur nächsten Landtagssitzung in der kommenden Woche einen gemeinsamen Antrag einbringen.

AfD und FDP kritisieren Windkraft-Politik

Die AfD-Fraktion im Thüringer Landtag kritisiert die Windkraft-Politik im Bund und im Land. Die umweltpolitische Sprecherin Nadine Hoffmann, sagte, die Grünen zeigten "nun deutlich, dass es ihnen keineswegs um Naturerhalt geht, sondern nur um reine Ideologie"

Die FDP-Gruppe im Landtag sprach von einem faulen Kompromiss. Sie kritisierte, dass kein genereller Mindestabstand von 1.000 Metern zu Wohnbauten gelte. Ein zu nahes Windrad könne die Lebensqualität der Menschen beeinträchtigen.

dpa, MDR (ifl/mm)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 08. Juli 2022 | 12:00 Uhr

139 Kommentare

Anni22 am 10.07.2022

Das Verbundnetzt funktioniert nur , weil auch andere Länder die Grundlast mit Akw, Kohle und Gas und Öl abdecken. Alles andere ist bisher Träumerei. Die erneuerbaren alleine können unseren Energiebedarf noch lange nicht zuverlässig bedienen. Wir können natürlich Strom kaufen, aber wo ist der Sinn, wenn wir diese Kraftwerke auch selber betreiben können. Für die Umwelt macht das keinen Unterschied. Wie werden die erneuerbaren denn Grundlastfaehig? Bis jetzt ist die Speicherung oft nicht Mal für Stunden gegeben. Alles andere ist Zukunftsmusik. Die Umsetzung wird Jahrzehnte dauern. Ohne Gas, Öl und Kohle geht hier erstmal gar nichts voran.

Fakt am 10.07.2022

@Kritiker:
>>"..in denen man schon auf solche Eventualitäten HÄTTET REAGIEREN KÖNNEN!"<<
--------

Nö. Reagieren kann man erst, wenn ein anderer, hier Russland, agiert. Im Voraus auf irgendwelche Eventualitäten kann man vorbeugend agieren, aber nicht reagieren. Einfachstes Verständnis deutscher Sprache.

Fakt am 10.07.2022

@Kritiker:

Sie sehen wieder Probleme, wo es keine gibt.
Die Betreiber von Windkraftanlagen verpflichten sich i. d. R., die Flächen, die sie nicht weiter betreiben wollen oder können, in den Ursprungszustand zu versetzen. Bedeutet, dass sie auch die "Reste" entsorgen.

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