Stifft auf Wohngeldantrag
Viele Haushalte erhoffen sich über einen Wohngeldantrag einen Heizkostenzuschuss für die Monate September bis Dezember. Bildrechte: IMAGO/Steinach

Heizkosten Thüringer Städte verzeichnen mehr Anträge auf Wohngeld

09. Oktober 2022, 14:48 Uhr

Viele Haushalte in Thüringen lassen derzeit prüfen, ob sie Anspruch auf Wohngeld haben. Sie erhoffen sich damit auch einen Heizkostenzuschuss. Auch die Nachfragen etwa nach Schulden- und Energieberatung sind gestiegen. Mit der Wohngeldreform wird ab 2023 ein deutlicher Antragsschub erwartet.

Wegen der angekündigten Wohngeldreform ab 2023 und dem versprochenen Heizkostenzuschuss steigen bei vielen Thüringer Sozialämtern die Wohngeldanträge in den Kommunen. Ein Grund sei der Heizkostenzuschuss für die Monate September bis Dezember 2022, sagte ein Sprecher der Stadt Weimar bei einer Umfrage der "Deutschen Presse-Agentur" in mehreren Kommunen.

Mehr Menschen mit Wohngeldanspruch ab 2023

Den erhielten nur Wohngeldempfänger. Aus diesem Grund ließen viele Haushalte prüfen, ob sie wegen der gestiegenen Kosten Anspruch auf Wohngeld und damit auch auf den Heizkostenzuschuss hätten.

Mit der geplanten Wohngeldreform ab 2023 wird von einem weiteren deutlichen Antragsschub ausgegangen. Von der Verbesserung sollen nach Aussage der Bundesregierung bundesweit rund zwei Millionen Haushalte profitieren. Die Rede ist davon, dass sich Anzahl der Haushalte mit Wohngeldanspruch verdreifachen wird.

Thüringer Städte verzeichnen Anstieg bei Wohngeldanträgen

Wie eine Sprecherin der Stadt Gera sagte, werde seit einigen Wochen eine deutlich erhöhte Nachfrage an Wohngeldanträgen beobachtet. Zudem mehrten sich die Anfragen zu möglichen Ansprüchen in der Wohngeldbehörde. Die Stadt rechne mit einem weiteren Anstieg.

In Erfurt sind einem Sprecher zufolge die Bearbeitungszahlen im Jahresvergleich leicht ansteigend. Als Grund sehe die Stadt die Einführung der Grundrente und deren Auswirkung sowie die Wohngeldänderung ab Januar 2022. Von der Antragstellung bis zu Bescheid und Zahlung vergehen in Erfurt aktuell etwa sechs bis acht Wochen.

Auch in Jena ist die Tendenz beim Wohngeld steigend. Laut Stadt wurden 2021 durchschnittlich 311 Anträge pro Monat gestellt, 2022 seien es monatlich 443 gewesen.

Verbraucherzentrale Thüringen berät zum Sparen

Seit Beginn der Preisexplosion von Strom und Gas Ende 2021 häufen sich auch die Anfragen bei der Verbraucherzentrale Thüringen. Laut Pressesprecherin Katrin Braun ist sowohl die Nachfrage nach Energierechts- sowie nach Energiesparberatungen deutlich gestiegen. Die Zahlen von August 2022 hätten sich verglichen mit denen von August 2021 verfünffacht.

Beratungen im Bereich Energierecht haben demnach im September mehr als ein Viertel der gesamten Beratung ausgemacht. Bei der Energiesparberatung gehe es unter anderem um Anfragen zu den Themen Heizungstausch oder Optimierung, energetisches Sanieren, Fotovoltaik und Wärmepumpen sowie um Fördermittel für Sanierung und Heizungstausch, sagte Braun.

Hohe Kosten: Menschen suchen Hilfe

"Wir wissen aus den Praxisberichten unserer Schuldner-Verbraucherinsolvenzberatungsstellen, dass es einen hohen Beratungsbedarf von Menschen gibt, die bisher noch gar nicht überschuldet sind", sagte Julia Hohmann vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Thüringens. Mit Blick auf die steigenden Kosten, so die Rückmeldung aus den Beratungsstellen, können sich viele Menschen die Nebenkosten oder sonstige Ratenzahlungen nicht mehr leisten. Präventiv machten sie sich deshalb auf den Weg, um Hilfe zu suchen.

Wohngeld für knapp zwei Prozent der Thüringer Haushalte Ende des vergangenen Jahres bezogen laut Landesamt für Statistik 19.060 Haushalte in Thüringen Wohngeld. Das waren 1.285 Haushalte (6,3 Prozent) weniger als 2020. Insgesamt erhielten 1,8 Prozent aller Thüringer Privathaushalte am Jahresende 2021 Wohngeld. 2020 lag der Anteil bei 1,9 Prozent.

MDR (jn)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Exakt | 28. September 2022 | 20:15 Uhr

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