Nach Uniper-Verstaatlichung Bund hält sich bei Leipziger Gasimporteur VNG bedeckt

22. September 2022, 05:00 Uhr

Der angeschlagene deutsche Gasimporteur Uniper wird verstaatlicht. Auch die Verbundnetz Gas AG, der wichtigste Gasversorger für den Osten, ist finanziell angeschlagen und hat bereits Staatshilfen beantragt. Steht also auch der VNG eine Verstaatlichung bevor? Der Bund hält sich bislang bedeckt. Die Anteilseigner verweisen auf laufende Gespräche.

Vergangenes Jahr noch Millionengewinne mit günstigem Gas aus Russland, vor zwei Wochen dann der Antrag auf Staatshilfen: Auch die Verbundnetz Gas AG ist wegen ausbleibender russischer Gaslieferungen in finanzielle Schieflage geraten.

Stadtwerke Leipzig hoffen auf Hilfe vom Bund für VNG

Die VNG ist Deutschlands drittgrößter Gasimporteur, deckt rund ein Fünftel des deutschen Gasbedarfs und beliefert etwa 400 Stadtwerke und Industriebetriebe. Das Unternehmen mit Sitz in Leipzig ist besonders im Osten für die Versorgungssicherheit wichtig. Zu den Aktionären gehören auch Stadtwerke und kommunale Unternehmen von acht Städten – darunter Leipzig, Dresden und Chemnitz. Für den Sprecher der Leipziger Stadtwerke, Frank Viereckl, ist deshalb klar, dass der Bund helfen muss: "Mit einer Unterstützung des Bundes wird die Handlungsfähigkeit der VNG als größter Lieferant und Versorger zahlreicher ostdeutscher Stadtwerke stabilisiert und der Fortbestand der systemrelevanten Verteilerinfrastruktur sichergestellt. Wir denken, es handelt sich um ein nationales Problem, was auf Bundesebene gelöst werden muss." Ähnlich äußert sich auch der Verband kommunaler Unternehmen, der viele Stadtwerke vertritt.

Verstaatlichung auch für VNG denkbar?

Der Staat wird helfen, das kündigte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bereits an. Doch wie wird diese Hilfe aussehen? Schießt der Bund nur Geld zu oder ist eine Verstaatlichung wie bei Uniper auch für die VNG denkbar? Dazu will sich auf Anfrage von MDR AKTUELL momentan keiner der Beteiligten äußern. Der Branchenverband "Zukunft Gas" etwa teilt lediglich zur Uniper-Verstaatlichung mit: "Bezüglich der Entscheidung, die nun für Uniper getroffen wurde, ist unsere Einschätzung, dass es sich um eine konstruktive Lösung handelt, die an die Kunden von Uniper ein wichtiges Signal der Stabilität sendet."

Die VNG selbst und auch der größte Anteilseigner, der Energieversorger EnBW, verweisen auf Anfrage von MDR AKTUELL auf die noch laufenden Gespräche. Auch das Ministerium schweigt. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft teilt zwar mit, man begrüße "natürlich die Unterstützung für Gasimporteure". Zu einzelnen Unternehmen sage man aber nichts. Auch die Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie Nordost – die VNG hat knapp 1.500 Mitarbeiter – will zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme abgeben.

DIW: Verstaatlichung unwahrscheinlich

Anders Energie-Ökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Sie hält ein Vorgehen wie bei Uniper bei der VNG derzeit nicht für wahrscheinlich. "Sicherlich ist es richtig, dass der Staat da jetzt auch eingreift und hilft, teilweise jetzt sogar verstaatlicht wie bei einigen, aber das war vor allen Dingen auch bei denen natürlich notwendig, wo noch eine größere Schieflage da ist. Das sehe ich jetzt bei VNG nicht so stark, aber die Staatshilfen sind vermutlich der erste Schritt, um den es hier geht, um dann auch die Schieflagen wieder auszugleichen."

Ob der Staat über die Finanzhilfen hinaus noch weiter bei der VNG eingreift, werden die Gespräche zeigen. Wirtschaftsminister Habeck kündigte an, zeitnah eine Lösung zu präsentieren.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 22. September 2022 | 06:00 Uhr

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