
Faktencheck Wie hoch ist die globale Durchschnittstemperatur?
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Klimaskeptiker bezweifeln, dass die Erderwärmung menschengemacht ist - und argumentieren so gegen das Ziel, sie auf zwei Grad zu begrenzen. Sie fragen, von welcher Durchschnittstemperatur überhaupt ausgegangen werde. Tatsächlich ist die globale Durchschnittstemperatur schwer zu ermitteln. Für die Auswikungen des Klimawandels ist dieser Wert aber sowieso unerheblich.

Laut Deutschem Wetterdienst (der wiederum bezieht sich auf die NASA) ist es auf der Erde knapp 14 Grad Celsius warm. Doch für den Weltklimarat, kurz IPCC, spielt der globale Durchschnitt tatsächlich nur eine untergeordnete Rolle. Das liegt daran, dass die Angabe ungenau ist, da kleinräumige Besonderheiten nicht hinreichend berücksichtigt werden können.
Temperaturdurchschnitt schwer zu ermitteln
Satelliten erfassen die Mikrowellenstrahlung von Sauerstoffmolekülen und rechnen in Temperatur um, Thermometer messen die Temperatur direkt. Doch schon kurz hinter einem Messpunkt kann es etwas wärmer oder kälter sein. Das macht die Sache mit dem globalen Durchschnitt so schwierig, sagt der Klimaforscher Stefan Rahmstorf.
Stellen Sie sich einfach nur vor, Sie sind in einem Bergtal. Da müssen Sie nur einen Kilometer weiter rüber gehen, dann sind Sie auf dem Berggipfel. Dann ist es da vielleicht fünf Grad kälter. Man müsste also viele tausende und abertausende Wetterstationen haben, um all diese lokalen Variationen zu messen.
Veränderung der Temperatur ist relevant
Wegen dieser Unsicherheit beschreibt der Weltklimarat oft nur die Veränderungen. Ob man im weltweiten Durchschnitt also auf 14 Grad Celsius kommt oder auf 15 Grad oder vielleicht 14,5 Grad – das ist für Klimaforscher ohnehin nicht so entscheidend. Für die Auswirkungen sei der Ausgangswert egal, denn die Auswirkungen entstünden durch die Veränderung der Temperatur.
Eis als Fenster zur Erdgeschichte
Diese Temperaturveränderungen sind lokal messbar: ob in Leipzig oder am Nordpol. Die Daten zeigen eindeutig: Es wird wärmer. Klimaskeptiker wenden häufig ein: Es habe in der Geschichte immer warme und kalte Phasen gegeben. Das stimmt auch.
Am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven blickt Peter Lemke in die Erdgeschichte zurück. Er analysiert Bohrkerne aus dem Eis der Antarktis. Besonders interessiert er sich für die darin eingeschlossenen Luftbläschen.
Mit den feinen chemischen Methoden, die man heute hat, kann man die Luft untersuchen auf CO2-Gehalt, Methan, Lachgas, Staubanteile. Und man kann aus den Isotopen in dem Eiskristall herausfinden, wie die Temperatur beim Fallen des Schnees gewesen ist.
Schon immer Eis- und Warmzeiten
Rund 800.000 Jahre kann man so zurückblicken – denn so alt ist das älteste geborgene Eis. Die Daten bestätigen: Warmzeiten und Eiszeiten haben sich immer abgewechselt. Ein Anstieg von Kohlenstoffdioxid (CO2) ging stets mit einer Erderwärmung einher. Doch etwas ist heute besonders, denn der CO2-Gehalt habe in den Eiszeiten immer bei 180 ppm (parts per million: englisch für Teilchen pro Millionen) gelegen, erklärt Lemke. In den Warmzeiten hingegen lag dieser Wert bei 280 ppm.
Also 100 ist die Differenz zwischen Eiszeit und Warmzeit. Das hat 20.000 Jahre gedauert, ehe das System sich aus der Eiszeit mit 180 ppm in die Warmzeit mit 280 ppm heraufgearbeitet hat.
CO2 hält Wärmestrahlung auf der Erde
Heute liegt der CO2-Gehalt in der Atmosphäre bei rund 400 ppm. Er hat sich in wenigen Jahrzehnten auf einen Wert erhöht, den es in 800.000 Jahren nie gegeben hat.
Das CO2 wirkt wie ein Deckel. Es verhindert, dass Wärmestrahlung von der Erde wieder ins Weltall abgegeben wird. Klimaforscher sind sich deshalb nahezu sicher: Das CO2 sorgt für eine Erwärmung. Da es vor allem aus Fabriken, Heizungen und Autos kommt, ist der Temperaturanstieg zumindest zu großen Teilen menschengemacht.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 27. Dezember 2018 | 05:00 Uhr