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Urlaub in OsteuropaBulgarien: Sonne, Strand und wenige Corona-Regeln

14. Juni 2021, 05:00 Uhr

In Bulgarien kann der Sommerurlaub beginnen: Die Corona-Zahlen gehen zurück, die Impfquote steigt, viele Einschränkungen sind aufgehoben. Gästen aus dem Ausland wird die Einreise leicht gemacht, denn die Tourismusbranche braucht die Urlauber, um zu überleben.

von Vessela Vladkova, Sofia

Hoffnung auf Normalität: Der Goldstrand bei Varna an der Schwarzmeerküste vor der Corona-Krise. Bildrechte: imago/EST&OST

Bulgarien ist aus deutscher Sicht kein Risikogebiet mehr: Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt derzeit bei 13,1, rund zehn Prozent der Bevölkerung sind geimpft. Das schlägt sich auch in Lockerungen nieder: Seit Ende April sind in Bulgarien Restaurants, Cafés, Nachtlokale und Bars geöffnet, auch Einkaufs- und Fitnesszentren und Theater, Kinos und Museen dürfen unter Auflagen - 50 Prozent der Kapazität und Maskenpflicht - und der Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln wieder Besucher empfangen. Außerdem besteht mancherorts nach wie vor Maskenpflicht, etwa bei der Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, in allen geschlossenen öffentlichen Räumen sowie im Freien, wenn der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann.

Erleichterungen bei der Einreise

Die Lockerung der Anti-Corona-Maßnahmen erfreut die Ferienorte an der bulgarischen Schwarzmeerküste, die Anfang Juni die ersten Urlauber begrüßt haben. Gleichzeitig wurde die Einreise nach Bulgarien erleichtert. Vollständig geimpfte EU-Bürger können das Land ohne Einschränkung besuchen. Genesene müssen bei der Einreise einen Nachweis einer überstandenen Covid-Erkrankung erbringen. Ungeimpfte brauchen einen negativen PCR-Test, der maximal 72 Stunden alt ist, oder einen Antigen-Test, der maximal 48 Stunden alt ist, um die Quarantäne zu umgehen. Kinder unter fünf Jahren benötigen keinen Test. Gleichzeitig kommt auch von der EU ein wichtiges Signal für mehr Reisefreiheit: Bereits ab Juli soll das digitale europaweit gültige Covid-Zertifikat für Geimpfte, Genesene und Getestete Reisen innerhalb der EU weiter vereinfachen.

Viele Flugverbindungen aus Deutschland

Inzwischen ist Bulgarien auch wieder besser erreichbar - dank der wiederhergestellten Flugverbindungen von Deutschland aus. So freut sich der Geschäftsführer der Deutsch-Bulgarischen Industrie- und Handelskammer, Mitko Vassilev, besonders über die neue Verbindung der Lufthansa zwischen Frankfurt und Varna am Schwarzen Meer. Gleichzeitig werden die beiden Küstenstädte Varna und Burgas mehrmals die Woche aus vielen deutschen Städten angeflogen: Mit der Wizzair aus Frankfurt, Köln, Dortmund, Memmingen, München und Berlin sowie mit Easyjet aus Berlin, Hamburg und Düsseldorf.

Wirtschaftsfaktor Tourismus

Für die bulgarische Tourismusbranche sind steigende Urlauberzahlen überlebenswichtig. Wie auch für den Rest des Landes: Der Tourismus sichert rund 12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts Bulgariens. Deshalb bemüht sich das bulgarische Tourismusministerium, Urlaubsreisen aus dem Ausland weiter zu erleichtern: So plant die Regierung, Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren ohne Test einreisen zu lassen, wenn ihre Eltern vollständig geimpft sind, gab Ministerin Swetla Baltowa bekannt. Große Hotelketten haben zudem angekündigt, vor der Rückreise ihrer Gäste die Kosten für die Tests für Erwachsene zu übernehmen und die Durchführung der Testung im Hotel zu organisieren.

Wichtiger Wirtschaftsfaktor: Der Tourismus sorgt in Bulgarien für 12 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Bildrechte: imago images / ZUMA Press

Bulgarische Tourismusbranche kämpft ums Überleben

Die Branche steht unter enormem Druck: Eine zweite coronabedingt schwache Saison würden viele Ferienanlagen nicht überleben, warnen Arbeitgeberverbände. Das Corona-Jahr 2020 war für die Tourismusindustrie eine glatte Katastrophe: Die Zahl der Urlauber an der Schwarzmeerküste schrumpfte um 80 Prozent. Allein die Zahl der Charterflüge nach Burgas ging von 2.800 auf 400 zurück. Die Hälfte der 150 Hotels im Ferienort Sonnenstrand hatte erst gar nicht geöffnet. 

Jawor Kotschew vom Touristenverband in Burgas rechnet mit einer Erholung der Branche nicht vor 2022: "Die Pauschalreisen werden sicherlich nicht aussterben, aber ganz sicher nicht im bekannten Umfang wie vor der Corona-Pandemie stattfinden", so Kotschew. Die neuen Zahlen geben ihm Recht: So sind die diesjährigen Reisebuchungen aus dem für Bulgarien wichtigen britischen Markt im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. Ähnlich sieht es mit den Buchungen aus anderen Ländern aus, klagen Branchenvertreter. 

So soll es bald wieder aussehen, hoffen Gastronomen: Eine volle Bar an der Schwarzmeerküste. Bildrechte: imago images / Lars Berg

Gleichzeitig kämpfen Gastronomen an der nördlichen Schwarzmeerküste immer noch mit den katastrophalen Folgen des ersten Corona-Jahrs. Auch hier waren die Umsätze um bis zu 80 Prozent eingebrochen. "Letztes Jahr kamen kaum ausländische Urlauber. Nur die Touristen aus Bulgarien reichen uns nicht", sagt Barkeeper Wladimir Nekow. Im Jahr 2019, vor Ausbruch der Pandemie, haben mehr als neun Millionen ausländische Urlauber Bulgarien besucht.

Die Krise als Chance zur Nachhaltigkeit

Während die einen auf steigende Urlauberzahlen hoffen, sehen Naturschützer in der Krise eine Chance: Sie hoffen, dass sich Bulgarien vom billigen Massentourismus abwendet. "Die Fixierung auf Pauschalreisen in den vergangenen Jahren hat zum Bauboom an der Küste geführt, wo reihenweise Bettenburgen entstanden sind. Das ist einerseits nicht mehr gefragt, und andererseits hat der Betonwahn selbst in Naturschutzgebieten die bulgarischen Urlauber verscheucht", kommentiert Öko-Aktivistin Kremena Watewa, die als freiwillige Helferin Greenpeace und heimische Öko-Organisationen unterstützt. Deshalb würden die Bulgaren selbst immer seltener Urlaub im eigenen Land machen und lieber Reisen in die benachbarten Länder Griechenland und Türkei buchen.

Doch auch in Sachen Nachhaltigkeit bewegt sich etwas in Bulgarien. Pünktlich zum Beginn der Sommersaison kam eine Nachricht, die Naturschützer wie Tourismusbrache gleichermaßen freut: Immerhin 13 Strände haben das internationale Gütezeichen "Blaue Flagge" zuerkannt bekommen, darunter der international bekannte Sonnenstrand nördlich von Burgas sowie die Strände Djuni und Arkutino an der südlichen Schwarzmeerküste. Die "Blaue Flagge", ein Umweltzeichen für nachhaltigen Tourismus, wird an Strände vergeben, die gewisse Standards bezüglich Wasserqualität, Barrierefreieheit, Umweltmanagement und Umweltbildung einhalten. Seit Pandemiebeginn ist eines der Kriterien auch, dass an den Stränden Anti-Corona-Maßnahmen gelten müssen. Der Sommer kann beginnen.

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Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 28. Mai 2021 | 15:30 Uhr