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Christi HimmelfahrtHimmelfahrt in Osteuropa: Kein Feiertag, keine Party?

26. Mai 2022, 05:00 Uhr

Christi Himmelfahrt – vielen eher als Vater-, Männer- oder Herrentag bekannt – beschert den Deutschen jährlich einen gesetzlichen Feiertag an einem Donnerstag und bei guter Planung vier arbeitsfreie Tage hintereinander. Traditionell sind an diesem Tag zahlreiche Männer in Gruppen unterwegs, Bier fließt dabei in Strömen. In Osteuropa wird das Fest auch gefeiert, da geht es aber deutlich gesitteter zu.

Am 40. Tag nach Ostern feiern Christen den Aufstieg von Jesus in den Himmel. Dieser wichtige kirchliche Feiertag genießt in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert eine große gesellschaftliche Bedeutung als Männer-, Vater- oder Herrentag.

Vor allem im weltlich geprägten Ostdeutschland ist der Himmelfahrtstag oft nur unter diesen Namen bekannt. Jedes Jahr sind zahlreiche Männergruppen unterwegs und feiern ausgelassen - zu Fuß mit Handwagen, in der Kutsche oder auf dem Traktor. Wichtigste Bestandteile der Ausstattung sind dabei nicht etwa Spazierstöcke, sondern Bier und Hochprozentiges.

Diese Ausflüge lassen sich sowohl auf den germanischen Rechtsbrauch der Flurumgänge zurückführen, als auch aus der biblischen Geschichte von der Aussendung der Jünger Jesu ableiten.

In Deutschland ist Christi Himmelfahrt seit den 1930er-Jahren ein gesetzlicher Feiertag. Bis 1967 war er es auch in der DDR. Die sogenannten "Herrenpartien" überdauerten dennoch die DDR-Zeit. 1991 wurde Himmelfahrt im Zuge der Deutschen Einheit in den ostdeutschen Bundesländern wieder gesetzlicher Feiertag.

Ungarn und Polen: Himmelfahrt auf Sonntag verlegt

In den osteuropäischen Ländern ist Christi Himmelfahrt ein rein kirchliches Fest geblieben. Arbeitsfrei gibt es nicht, ebenso wenig weltliche Bräuche. Ungarn und Polen haben Himmelfahrt als gesetzlichen Feiertag inzwischen abgeschafft und zudem verlegt. Die Kirchen feiern das Hochfest nun am darauffolgenden Sonntag. Den katholischen Polen sind Fronleichnam am 60. Tag nach Ostern mit den zahlreichen Prozessionen und die Himmelfahrt der Jungfrau Maria am 15. August wichtiger. Wer in Polen Väter ehren und feiern möchte, kann dies jedes Jahr am 23. Juni machen. Deutlich populärer ist in Polen jedoch der Muttertag, der dort immer am 26. Mai begangen wird.

Russland: In der Kirche zelebriert

In Russland gehen nach der Auflösung der Sowjetunion zwar wieder mehr Menschen in die Kirche. Christi Himmelfahrt hat es aber bis jetzt nicht in den Rang eines gesetzlichen Feiertags geschafft. Zelebriert wird Christi Himmelfahrt natürlich auch in der russisch-orthodoxen Kirche mit entsprechender Liturgie. Im slawischen Volksglauben wurde an dem Tag einst auch Abschied vom Frühling genommen und der Sommer begrüßt.

Litauen: Herrenpartien? Unmöglich!

Die Litauer sind zum größten Teil katholisch. Der Himmelfahrtstag hat aber höchstens für sehr gläubige Menschen eine Bedeutung und wird nur im Rahmen von Gottesdiensten begangen. Ausflüge mit alkoholischen Getränken sind in dem baltischen Land ohnehin unvorstellbar, denn außer in Kneipen, Bars und Restaurants darf in der Öffentlichkeit kein Alkohol getrunken werden.

Einen Männertag gibt es in Litauen dennoch, ganz offiziell, am ersten Sonntag im Juni. Wie in Polen ist der Ehrentag für Väter jedoch bei weitem nicht so verbreitet wie der Muttertag im Mai.

Tschechien: Ein Gottesdienst extra

Tschechien ist sehr atheistisch geprägt und für die meisten Tschechen ist der Himmelfahrtstag ein ganz normaler Wochen- und Arbeitstag. Christi Himmelfahrt findet nur in den Kirchen statt. So bietet zum Beispiel der Dom St. Veit in Prag am Himmelfahrtstag einen extra Gottesdienst am frühen Abend an.

Vatertag ist in Tschechien immer am dritten Sonntag im Juni. Aber auch hier hat er bis heute keine große gesellschaftliche Bedeutung erlangt.

Rumänien: Geister vertreiben mit Liebstöckel

Anders sieht es in Rumänien aus. Der Himmelfahrtstag ist zwar auch dort kein gesetzlicher Feiertag, aber vor allem auf dem Land haben sich die Rumänen Traditionen rund um Christi Himmelfahrt bewahrt. Sie ranken sich um den Glauben, dass sich am 40. Tag nach Ostern die Geister der Toten erheben und zum Himmel steigen. Dadurch fühlen sich die Menschen in den zehn Tagen bis Pfingsten schutzlos. Abhilfe sollen eine Reihe von Gebräuchen schaffen. Am Abend vor Himmelfahrt schneiden die Menschen Liebstöckel. Sie verteilen das Gewürz- und Heilkraut im und am Haus. Es soll die bösen Geister abhalten. Außerdem werden die Kühe mit Liebstöckel geschlagen und eingerieben.

Am Himmelfahrtstag selbst wird mit Holunder eine weitere heilkräftige Pflanze ins Haus geholt. In die Kirche geht es dann mit Nussblättern, die auch Jesus der Legende nach getragen haben soll. Vom Kampf gegen die bösen Geister stärkt sich der rumänische Landbewohner mit einer Art Totenschmaus aus süßer Milch, Cozonac-Kuchen und rotgefärbten Eiern. Letztere werden auch gerne verschenkt.

In der Woche vor Pfingsten sind dann die sogenannten "Calusarii" sehr gefragt. In traditionelle Trachten gekleidet und mit einem Stock gerüstet, gehen diese Männergruppen von Haus zu Haus. Ihre schnellen rhythmischen Tänze, teils mit akrobatischen Einlagen, sollen ebenfalls böse Geister vertreiben. Zur Bekräftigung brüllen die Tänzer dabei wie Krieger. Der "Dansul Calusului" gehört seit 2005 zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO.

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | 12. Mai 2021 | 18:50 Uhr