Europäische Kulturhauptstadt 2022Elf Orte, die Sie in Kaunas in Litauen gesehen haben müssen
Kaunas ist nach Vilnius die zweitgrößte Stadt in Litauen. Als Europäische Kulturhauptstadt 2022 schafft es die Stadt, aus dem Schatten der Hauptstadt zu treten und punktet mit Streetart und Architektur. Überall in Kaunas spürt man Geschichte und Gegenwart.
Kaunas versteht den Titel als Europäische Kulturhauptstadt als Chance, sich Europa vorzustellen. Wer die Stadt besucht, ist beeindruckt von der vielfältigen Architektur, der lebendigen Streetart-Szene und der multikulturellen Atmosphäre. Ein Rundgang.
1. Streetart: Leja Goldberg und ihr Gedicht "Heimat"
Leja Goldberg wuchs nach ihrer Geburt 1911 in Königsberg in Kaunas auf. 1935 ging sie nach Israel, wo sie eine bekannte Dichterin und Autorin wurde. Das Streetart-Bild in Kaunas in der Altstadt ist berührend. Es zeigt ein großes Portrait von Goldberg und daneben ihr Gedicht "Heimat" in Litauisch und Hebräisch. Geschaffen hat das Bild der junge Künstler Linas Kaziulionis aus Kaunas.
2. Eine Moschee mitten in Kaunas
Man traut seinen Augen nicht: eine Moschee im Baltikum. Sie steht am Rande des ruhigen Friedensparks. Erbaut wurde sie in den 1930er Jahren. Schon seit dem 14. Jahrhundert leben in der Region Krim-Tataren, eine muslimische Minderheit in Russland. Durch verschiedene Kriege wurden sie auch hierher verschlagen. Die Moschee ist die einzige in Litauen und ein Kleinod in der multikulturellen Stadt.
3. Das Sugihara-Haus
Auf einem Hügel in einem Villenviertel steht das Sugihara-Haus. In der Zeit, als Kaunas von 1920 bis 1940 Hauptstadt von Litauen war, lebte hier der japanische Konsul Chiune Sugihara. Er rettete 6.000 Juden vor dem Tod, in dem er entgegen den Vorschriften sehr großzügig Visa für Japan vergab. 1984 wurde der Diplomat von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem zum "Gerechten unter den Völkern" erklärt, das ist ihre höchste Ehrung.
4. Kaunas Zukunft: die Zalgiris-Arena
2011 zur Basketball-Europameisterschaft wurde dieser Tempel eröffnet. Kein Bericht über Kaunas kommt ohne Basketball aus. Litauens Serienmeister Zalgiris Kaunas spielt hier. Eigentümer und Präsident ist Basketball-Legende Arvydas Romas Sabonis. Die Arena ist ein selbstbewusstes Zeichen der Stadt, dass sie Zukunft kann.
5. Streetart am Gebäude des litauischen Rundfunks
Streetart prägt die Stadt in besonderer Weise. 2016 bemalte der litauische Künstler Tadas Vincaitis-Plūgas das Gebäude des Litauischen Rundfunks in der Innenstadt. Er verwendete für das beeindruckende Bild alte Fotografien und gestaltete das Kunstwerk wie ein Suchbild. Man sitzt in dem halboffenen Innenhof und kommt aus dem Staunen nicht heraus.
6. Das Nationale Kunstmuseum Čiurlionis
Mikalojus Konstantinas Čiurlionis ist der bekannteste Maler und Komponist Litauens. Er gilt als Nationalkünstler des Landes. 1921 wurde das Museum in Kaunas eröffnet, als Kaunas Litauens Hauptstadt war. Die Regierung kaufte von der Witwe des Künstlers fast alle Bilder und stellt sie hier aus. In dem imposanten Museumsbau ist im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt eine Ausstellung mit Werken von Starkünstler William Kentridge zu sehen, dessen Vorfahren aus Litauen nach Südafrika ausgewandert waren.
7. Yoko Ono in Kaunas
Was hat Yoko Ono mit Kaunas zu tun? Yoko Ono hat sich von der Fluxus-Bewegung inspirieren lassen, die der aus Litauen stammende Künstler George Maciunas in den 1960er Jahren in New York begründet hat. Yoko Ono hat nun in Kaunas in der mondänen Eingangshalle der Zentralbank eine Installation mit Särgen aufgebaut, aus denen Bäumen wachsen: ein Sinnbild des Lebens.
8. Architektur vom Feinsten: die frühere Hauptpost
Auf dieses Gebäude freut man sich besonders, wenn man nach Kaunas reist: Die frühere Hauptpost gilt als das bekannteste Beispiel des modernistischen Baustils. Zwischen 1920 und 1940 entstanden so Hunderte Gebäude, als Kaunas für wenige Jahre Hauptstadt von Litauen war. Der Stil war damals ein Aufbruch in die Moderne. Im Inneren der Hauptpost gibt es im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt eine wichtige Ausstellung zur Demokratiebewegung in Litauen, die 1972 mit der Selbstverbrennung des Dissidenten Romas Kalanta in Kaunas begann und mit der Singenden Revolution Ende der 1980er Jahre vollendet wurde.
9. Hoch über der Stadt: die Auferstehungskirche
Von vielen Punkten in der Altstadt ist auf einem Berg die Auferstehungskirche zu sehen. Nach Entwürfen der neuen Sachlichkeit und als Zeichen des litauischen Nationalbewusstseins 1940 eingeweiht, wurde es von den deutschen Besatzern von 1940 bis 1944 als Lager genutzt. Die Sowjets richteten dann in dem Gebäude eine Fabrik ein, in der Radios hergestellt worden sind. Erst 1989 wurde das Haus wieder der Kirche zurückgegeben.
10. Architektur: Der Art-Deco-Kulturpalast von Kaunas
An dem Gebäude läuft man fast vorbei, weil es etwas versteckt liegt. Der Kulturpalast wurde 1940 eröffnet. Heute beherbergt er ein Kino.
11. Der Weise Mann blickt auf Kaunas und seine Gäste
Zum Schluss wieder Streetart und wieder der Künstler George Maciunas: Er blickt auf diesem riesengroßen Bild auf Kaunas und die Besucher, die Kaunas während der Zeit als Europäische Kulturhauptstadt empfängt. Mit dem Bild vereinen sich Streetart und Fluxus, die beiden wichtigen Themen in Kaunas Kulturleben. Maciunas als weiser Mann sieht mit seinen wachen Augen auf die ebenso erfolgreiche wie originelle Kampagne von Kaunas als Europäische Kulturhauptstadt 2022.
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MDR (Frank Rugullis, Luca Deutschländer)
Dieses Thema im Programm:artour | 28. Juli 2022 | 22:10 Uhr
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