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Fussball-EMSt. Petersburg: Corona statt Fußballfieber

12. Juni 2021, 07:03 Uhr

Russlands zweitgrößte Stadt richtet sieben Spiele der Fußball-EM 2020 aus. Doch statt der Fußballbegeisterung steigt auch in St. Petersburg bislang vor allem die Zahl der Corona-Neuinfektionen.

von Maxim Kireev, St. Petersburg

Etwas Hygiene, bevor die Fans kommen: Eine Mitarbeiterin desinfiziert ein Geländer in der Petersburger Gazprom-Arena. Bildrechte: imago images/Russian Look

Am Samstag startet auch im russischen St. Petersburg die Fußball EM mit dem Gruppenspiel Belgien gegen Russland. Bei der WM vor drei Jahren hatte Russland viele ausländische Gäste mit einer ausgelassenen Atmosphäre überrascht. Bislang ist jedoch von der guten Stimmung von damals wenig bis gar nichts zu spüren. 

Die Corona-Pandemie überschattet das Turnier. Dabei galt St. Petersburg noch vor wenigen Monaten als relativ sicherer Austragungsort. Im März hat die UEFA drei zusätzliche Gruppenspiele nach St. Petersburg verlegt, nach dem die irische Hauptstadt Dublin als Spielort pandemiebedingt das Handtuch geworfen hatte. Die Regierung konnte nicht garantieren, dass Zuschauer ins Stadion gelassen werden können. In Russland hingegen dürfen Fans 50 Prozent der Stadionsitze füllen. In der Petersburger Gazprom-Arena sind das bis zu 30.000 Besucher pro Spiel. Außerdem wurden Beschränkungen für die Einreise nach Russland gelockert. Fans, die ein Ticket erworben haben, können wie schon während der WM 2018 ohne das ansonsten notwendige Visum nach Russland reisen.

Zuschauer in der Gazprom-Arena in St. Petersburg: Bis zu 30.000 Fans sind für die EM-Spiele zugelassen. Bildrechte: imago images/ITAR-TASS

Wieder mehr Neuinfektionen

Doch während in Europa die Corona-Zahlen derzeit rückläufig sind und die Impfkampagne deutlich an Tempo gewonnen hat, schwebt Russland weiter in Ungewissheit: Denn die Zahlen steigen wieder. Der offiziellen Statistik zufolge wurden am 10. Juni, also wenige Tage vor dem ersten Spieltag, landesweit wieder knapp 12.000 Neuinfektionen registriert. So viele hatte es zuletzt Ende Februar gegeben. Auch die tägliche Zahl der Todesfälle, die bereits seit Monaten stabil knapp unter 400 liegt, ist in den vergangenen Tagen wieder leicht angestiegen. In St. Petersburg ist die Zahl der Neuinfektionen zuletzt ebenfalls gestiegen, wenn auch langsamer als im Rest des Landes: Derzeit werden täglich knapp 900 Ansteckungen erfasst - etwa 150 mehr als noch Mitte Mai.

Der Bürgermeister beschwichtigt

Der Petersburger Bürgermeister Alexander Beglow sieht unterdessen keinen Grund zur Sorge. Die Schwankungen der Infektionszahlen seien "saisonal" und zyklisch. Von einer dritten Welle könne keine Rede sein. Gleichwohl hat die Stadt seit Anfang Juni die Auslastungszahl der Covid-19-Betten in den Krankenhäusern nicht mehr aktualisiert. Das beliebte regionale Nachrichtenportal Fontanka berichtete am Mittwoch, dass nur noch acht Prozent der Betten in den spezialisierten Krankenhäusern frei sind. Die Stadtverwaltung überlege derzeit, früher geschlossene Covid-Stationen wieder aufzumachen, um Platz für neue Patienten zu schaffen, so das Portal. 

Kaum Corona-Beschränkungen im Alltag

Auf den Alltag in der zweitgrößten Stadt Russlands haben diese Probleme bislang allerdings wenig Auswirkungen. Bereits vor Monaten wurden die Corona-Beschränkungen größtenteils aufgehoben. Restaurants, Clubs, Museen und Theater können fast wieder normal arbeiten. Zwar gilt nach wie vor die Maskenpflicht, doch auch diese wird in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder Geschäften nur nachlässig durchgesetzt. 

St. Petersburg: Das Stadion ist bereit, die Bevölkerung wenig enthusiastisch. Bildrechte: imago images/ITAR-TASS

Und was die fehlende Vorfreude der Petersburger angeht: Schon bei der WM vor drei Jahren hatte es noch wenige Tage vor Beginn des Turniers gewirkt, als sei das Großereignis vielen Russen egal. Doch schon nach dem ersten russischen Sieg beim Eröffnungsspiel gegen Saudi-Arabien war die Fußball-Begeisterung plötzlich entfacht. Einen so einfachen Start dürfte die russischen Auswahl nicht haben: Diesmal heißt der Gegner Belgien. Im Falle eines Sieges wäre die Freude der Fans deshalb wohl auch umso größer.

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Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 12. Juni 2021 | 07:15 Uhr