Gläubige in einem Eisloch nahe der Peter-und-Paul-Festung
Eisbaden in Sankt Petersburg Bildrechte: imago/Russian Look

Heilige Drei Könige Russland: Sündenabwaschen im Eisbad

19. Januar 2022, 05:00 Uhr

Russlands orthodoxe Christen feiern am 19. Januar den Dreikönigstag als Fest der Taufe Jesu. Ohne eiskaltes oder heiliges Wasser läuft da nichts: Wer nicht eisbaden will, kann sich wenigstens gesegnetes Wasser abfüllen.

Dem am Fest der Epiphanie (russisch: Kreschtschenie) gesegneten Wasser werden in Russland Heilkräfte zugesprochen. Viele Familien bewahren das an diesem Tag geschöpfte Wasser sogar bis zum nächsten Epiphanie-Fest auf. Und die Nachfrage nach gesegnetem Wasser ist groß. An Kirchen und Gewässern bilden sich am 18. und 19. Januar lange Schlangen.

Segnung des Wasser

Bei der Segnung hält ein Priester ein Kreuz in ein natürliches Gewässer oder segnet die mit Wasser gefüllten Behälter der Gläubigen. Die Zeremonie ist Anziehungspunkt sowohl für die jüngsten als auch die älteren Generationen gleichermaßen in ganz Russland.

Doppelkreuz

Vielerorts wird viel Mühe aufgewandt, um für die große Wasserweihe Löcher in die zugefrorenen Flüsse und Seen zu schneiden. Vor dem Solovetsky-Kloster im Weißen Meer, einem Nebenmeer der arktischen Barentssee, hat man sich beispielsweise für die Form des typischen Doppelkreuzes der russisch-orthodoxen Kirche entschieden.

Heißer Tee nach dem Eisbad

Die Eislöcher zum Epiphanie-Fest haben aber noch einen anderen Zweck. Sie dienen dem Eisbaden. Dem russischen Volkssport kommt am Vorabend von Epiphanie eine besondere Bedeutung zu - der Sprung ins eiskalte, gesegnete Wasser soll von allen Sünden befreien. In Moskau wird dafür an Dutzenden Stellen viel Aufwand betrieben. Die Eislöcher gleichen Winter-Badeanstalten. In größeren Städten wie Sankt Petersburg oder Moskau stehen Rettungskräfte den eisbadenden Sündern hilfreich zur Seite. Oft gibt es auch heißen Tee oder Kaffee nach dem Eisbad.

Gläubige lassen sich das Ritual nicht entgehen

Die russisch-orthodoxe Kirche weist jedes Jahr zu Epiphanie darauf hin, dass ein Bad im eiskalten Wasser keine Pflicht ist. Doch jedes Jahr lassen sich unzählige Gläubige das Ritual nicht entgehen. Korrekterweise taucht der reuige Sünder drei Mal unter und bekreuzigt sich nach jedem Auftauchen.

Ein Mann taucht in den eisigen Wassern des Novosibirsk Reservoirs während der Epiphaniefeiern ein.
Ein Eisbadender während der Epiphaniefeiern Bildrechte: IMAGO / ITAR-TASS

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Dieses Thema im Programm: MDR Thüringenjournal | 09. Januar 2022 | 19:00 Uhr

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