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Stefan und Elvira haben eine zweijährige Tochter. Bildrechte: MDR/Elvira Fritzsche

Russland | DeutschlandDating auf Russisch: Männer zahlen und halten die Tür auf

17. Februar 2020, 12:10 Uhr

Liebe kennt keine Grenzen: Stefan kommt aus Sachsen, Elvira aus dem russischen Kasan. Seit vier Jahren lebt das Paar in Leipzig. Ihre Liebesgeschichte begann bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi.

von Niels Bula

In einem russischen Lebensmittelgeschäft hatte Stefan endlich die Gelegenheit, sich mit Elvira richtig zu unterhalten. "Er hat gefragt, ob ich ihm eine gute Pelmeni-Marke empfehlen kann", sagt Elvira. "Ich dachte: Endlich spricht er mit mir über andere Dinge." Vorher hatten beide vor allem über die Arbeit geredet, denn dort haben sie sich kennengelernt.

Ihr Arbeitsort: die Olympischen Winterspiele von Sotschi. Für seinen Arbeitgeber, einen Sportdienstleister, war Stefan 2014 dorthin gereist. Elvira hatte ihr Büro im selben Gebäude wie Stefan. Sie arbeitete damals für ein Unternehmen des Olympischen Komitees. Ursprünglich stammt die heute 32-Jährige aus Kasan und hat tatarische Wurzeln.

Datingtipps aus dem Internet

Nach ihrer Begegnung im Supermarkt kamen dann die ersten Dates. Gemeinsam schauten sie sich Olympia-Wettkämpfe an und gingen abends zusammen aus. Doch die Zeit ging schnell vorbei und Stefan musste bald wieder zurück nach Deutschland. An ihrem letzten gemeinsamen Abend stand ein Essen in einem georgischen Restaurant auf dem Plan. Dafür wollte Stefan besonders gut vorbereitet sein. Im Internet machte er sich schlau über die russische Dating-Kultur und stieß auf einen Text.

"My first Russian girlfriend oder so ähnlich hieß der Blog-Artikel", sagt der 34-Jährige und lacht. "Da standen so Sachen drin wie 'Führ die Frau aus', 'Sei der Mann' und 'Bezahl auf jeden Fall'. Dann hab ich gedacht, versuchen wir das, hab Elvira eingeladen und wir hatten einen schönen Abend."  Erst gegen drei Uhr war er im Hotel, packte seine Sachen und musste gleich zum Flughafen fahren.

Neues Leben in Deutschland

Einige Monate später sahen sie sich in Deutschland wieder und waren ab da zusammen. Dann ging alles ganz schnell. Nach noch nicht einmal einem Jahr Fernbeziehung machte Stefan Elvira einen Heiratsantrag. Auch ihre Eltern fragte er um Erlaubnis - auf Russisch. "Ich hatte das Gefühl, das gehört zum guten Ton in Russland. Meinen Text habe ich lange auswendig gelernt", erzählt er. Von der Antwort habe er dann kaum etwas verstanden, Elvira half bei der Übersetzung.

Seit mehr als vier Jahren sind Elvira und Stefan verheiratet. Bildrechte: Elvira Fritzsche

Danach zog Elvira zu Stefan nach Leipzig. Sie heirateten und Elvira baute sich hier ein neues Leben auf. Nachdem sie zunächst als Englischlehrerin an einer Schule gearbeitet hatte, hat sie sich selbstständig gemacht. Sie bietet Stadtführungen für Touristen an, auf Englisch, Russisch und Tatarisch.

Russen verzeihen schlechte Sprachkenntnisse

Die Sprachen will sie auch an die gemeinsame Tochter Adele weiter vermitteln. Mit der Zweijährigen redet sie zu Hause Russisch. Sie und Stefan reden aber untereinander Englisch, denn so haben sie sich in Sotschi kennengelernt. "Ich denke, das ist auch fair", sagt sie. "Wenn wir über Gefühle oder andere Dinge sprechen, kann ich nicht alles so gut auf Deutsch erzählen und Stefan auch nicht auf Russisch. Aber auf Englisch können wir das."

Stefan hat sein altes Schulrussisch mittlerweile wieder aufpoliert. Mit seinen Schwiegereltern aus Kasan kann er sich unterhalten - auch wenn er bei tiefergehenden Gesprächen an seine Grenzen stößt. "Russen sind aber sehr cool und verzeihend, wenn man die Sprache nicht so gut spricht", sagt er. "Sie geben sich wirklich Mühe, dich zu verstehen und man kann sich gut unterhalten".

Traditionen aus beiden Kulturen

Rückblickend findet er die Dating-Tipps aus dem Artikel von damals etwas klischeehaft. Trotzdem sei etwas dran, sagt er. "Als europäischer, emanzipierter Mann trifft man in Russland schon auf eine andere Wertvorstellung." Anders als in Deutschland sei es dort verbreiteter, dass Männer Frauen die Tür aufhalten oder im Restaurant das Essen bezahlen. Auch die Familienvorstellung sei traditioneller.

"Ich weiß nicht, ob man das so vergleichen kann", entgegnet Elvira. "Ich denke, jede Familie hat ihre eigenen Traditionen. Wir haben unsere eigenen gemacht - eine Mischung aus beiden Kulturen." Dazu gehört, dass der Weihnachtsmann zweimal kommt. Erst der deutsche zu Heiligabend, dann Väterchen Frost zum russischen Neujahr mit Elviras Familie in Kasan.

Zum Valentinstag haben beide noch nichts Konkretes vor. "Aber da machen wir bestimmt auch etwas", sagt Stefan und lächelt Elvira vielsagend an. "Es gibt bestimmt eine Überraschung."

Bedeutung von Blumen Lassen Sie Blumen sprechen

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Tulpen stehen in all ihren Farben für Zuneigung. Bildrechte: MDR Garten

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 15. Februar 2020 | 07:15 Uhr