Polnische Radio-Sendung erregt die Gemüter Sex für Katholiken: "Wie werde ich eine gute Ehefrau im Schlafzimmer"

Der ultrakatholische Sender hat nach massiven Protesten die erste Folge seines Ratgebers für ehelichen Sex ausgestrahlt. Fazit: Die Vereinigung von Mann und Frau darf Freude bereiten – aber nur im Einklang mit Gott.

Nahaufnahme eines Paares beim Sex.
Bildrechte: PantherMedia / Andriy Popov

Sex in der Ehe

"Der eheliche Akt", "erotische Liebe" oder "die volle Penetration mit dem Verbleib des Samens in der Scheide" - Die Moderatoren der Sendung "Wie werde ich eine gute Ehefrau im Schlafzimmer" fanden kreative Umschreibungen dafür, worum es doch eigentlich gehen sollte: Sex in der Ehe.

Die Macher der Sendung beim ultrakatholischen Sender Radio Maryja hatten mit dem provokanten Titel schon im Vorfeld der Premiere eine hitzige Debatte in Polen ausgelöst. Ob im Anschluss die Sendung "Wie werde ich ein guter Ehemann im Schlafzimmer" laufe, fragte die Netzgemeinde bereits vorab. FrauenrechtlerInnen liefen Sturm gegen die im Titel mitschwingende Erniedrigung der Frau.

Radio Maryja ließ sich nicht beirren und strahlte die erste Folge der Sendung im werktäglichen Abendprogramm 21:30 Uhr aus. Angekündigt war ein zweistündiger Ratgeber für das eheliche Schlafzimmer, moderiert vom Ehepaar Piotr und Danuta Sobol. Vor allem sie ist für Sätze wie "Eine gelungene Ehe ist, wenn der Mann über die Frau herrscht und die Frau über sich selbst" bekannt und gibt unter anderem Workshops für Mütter, wie sie Alltag, Ehe und Kinder im Einklang mit dem Glauben bewältigen.

Die Frau ist ein Heiligtum

Anwesend bei der Talkrunde war auch Priester Marcin Rożański aus Warschau, denn, so seine Begründung: "Die Frau ist ein Heiligtum. Das Schlafzimmer eines seiner Altäre und die Ehe durch Gott geschaffen." Der Ton dieser einleitenden Worte bestimmte dann auch die gesamte Sendung. Wer Einblicke ins eheliche Schlafzimmer von Danuta und Piotr Sobol erwartet hatte, wurde enttäuscht. Schon während der Sendung kommentierten Hörer auf Facebook: "Nicht nur, dass es abgelesen ist, ich habe bis jetzt auch noch keinen Satz zum Thema gehört."

Facebook Auftritt von Radio-Maryja Sendung
Kurz vor Sendung: Priester Marcin Rożański, Redakteur Lech Polakiewiczowie, Danuta Sobol mit Ehemann Piotr (v.l.n.r). Bildrechte: Facebook/@dlamalzonkowirodzicow

Der eheliche Akt sei so intim, gab Danuta Sobol zu bedenken, da habe sich niemand einzumischen. Es sei denn bei ernsten Problemen. Dann solle ein Sexualberater hinzugezogen werden. "Aber auch hier empfehle ich Ihnen, lieber Zuhörer, einen katholischen", schob Danuta Sobol nach. Der Rest ihrer Moderation erinnerte an eine Predigt, die betonte, dass Verhütung nicht gottgewollt sei und eine Ehe ausschließlich aus Mann und Frau bestehe.

Garniert wurde das Ganze mit Bibel-Zitaten und andächtiger Musik. Sobols Ehemann, Piotr, kam übrigens selten zu Wort. Lediglich bei ihrer Feststellung, dass sie cholerisch, aber eben auch das gottgegeben sei, durfte Piotr Sobol einen zustimmenden Kommentar beisteuern.

Hörer kritisierten Sendung

Etwas Leben in die Sendung brachten schließlich die Anrufer. Bartosz aus Breslau, eigentlich ein Radio-Maryja-Fan, verpackte seine Kritik in höfliche aber deutliche Worte. Als bewusste Katholiken seien er und seine Frau doch enttäuscht von der Sendung. Er vermisse auf Radio Maryja häufig die Perspektive der Frau, sagte Bartosz. Eine gute Frau im Schlafzimmer, das sei die, die auch im Alltag eine gute Frau sei. "Und je besser der Ehemann, desto besser die Ehefrau."

Von Gast-Moderatorin Danuta Sobol gab es dafür ein anerkennendes "Bravo", konkrete Alltagstipps für die Ehe verriet sie Bartosz und den anderen Zuhörern bis Sendungsende jedoch nicht.

Andere Hörerfragen wurden zwar weitschweifend, im Ergebnis aber deutlich abgewürgt. Piotr aus Kielce erkundigte sich danach, ob "blaue kleine Tabletten" mit dem christlichen Glauben vereinbar seien. Durch Umwelteinflüsse, Druck und chemische Einwirkungen habe seine Potenz gelitten und er frage sich nun, ob er ewig damit leben müsse. Die Gäste im Studio hatten darauf eine einfache Antwort: Diese Pillen seien generell verboten, denn potent oder nicht – darüber bestimme der liebe Gott.

Sex ist auch ohne Fortpflanzung in Ordnung

Immerhin zwei Lichtblicke gab es in der Sendung: Zum einen sei es durchaus legitim, auch außerhalb der fruchtbaren Tage sich als Mann und Frau zu vereinigen, merkte Danuta Sobol an. "Und, meine Lieben, genießt es! Es darf Freude bereiten, auch das ist ein Weg zur Heiligkeit."

Und am 19. Februar wird die nächste Sendung der Reihe ausgestrahlt. Dann tatsächlich unter dem Titel "Wie werde ich ein guter Ehemann im Schlafzimmer"

Ein passendes Schlusswort fand Facebook-Nutzer Łukasz Juszczyk: "Glückwunsch an die Person, die sich den Titel der Sendung ausgedacht hat. Der hat sicher Menschen angezogen. Die Sendung ist zu Ende, ins Schlafzimmer ist danach aber sicher niemand gegangen."

(ele)

Über dieses Thema berichtete MDR auch im: TV | 23.03.2018 | 17:45 Uhr

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