Kasan: Lebenswertes Zentrum Tartastans
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Rund 800 Kilometer östlich von Moskau liegt Kasan. Die Metropole am Zusammenfluss von Wolga und Kasanka gilt als eine Perle der Architektur, die Orient und Okzident miteinander vereint. Ihr vielfältiges und kontrastreiches Kulturerbe macht die 1,1 Millionen Metropole zu einem spannenden Ziel für Touristen.

In Kasan leben Russen, Tataren, Juden, Russlanddeutsche, Ukrainer und Tschuwaschen seit Jahrhunderten mit- und nebeneinander. Das spiegelt sich auch in Architektur, Kultur und Alltagsleben wider. Gotteshäuser wie die 2005 wieder errichtete Kul-Sharif-Moschee und die russische-orthodoxe Mariä-Verkündigunskathedrale stehen gleichberechtigt nebeneinander und symbolisieren das friedliche Zusammenleben von Muslimen und Christen.
Von Iwan dem Schrecklichen erobert
Von Wolgabulgaren gegründet, war Kasan bis Mitte des 16. Jahrhunderts ein wichtiger Stützpunkt des mongolischen Reiches der Goldenen Horde und ein bedeutendes Handels- und Handwerkszentrum. Im Jahr 1552 eroberte Zar Iwan der Schreckliche Kasan und machte die Region zu einem Teil Russlands. Die Universität von Kasan zählt zu den ältesten Russlands.
Lenin und Tolstoi studierten dort. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte sich Kasan zum industriellen, Handels- und Kulturzentrum der Wolgaregion entwickelt. Im russischen Bürgerkrieg nach der Oktoberrevolution 1917 umkämpft, wurde Kasan nach der Rückeroberung durch die Rote Armee zu Sowjetzeiten Hauptstadt der neu gegründeten Tatarischen ASSR.
Sauber, modern, lebenswert
Seit der Jahrtausendwende hat sich die Stadt stark gewandelt. Anlässlich der 1000-Jahr-Feier und bedeutender Sportveranstaltungen hat ein Baumboom eingesetzt. Seitdem erstrahlt die Stadt mit ihren akkurat gemähten Rasenflächen und vielfältigen, Kulturdenkmälern in neuem Glanz.
Hier stehen die prächtigen Villen des Bauman-Boulevard neben liebevoll restaurierten tatarischen Holzhäuschen; kolossale und ungewöhnliche Neubauten, wie das Standesamt in Form einer riesigen Schüssel neben Weltkulturerbestätten wie dem Kasaner Kreml, Lenindenkmäler neben neuen Sportstadien.
Die Hauptstadt der autonomen Republik Tartastan gilt laut Umfragen als lebenswerteste Stadt Russlands und Metropole von nationaler Bedeutung. Kasan ist nach Moskau und Sankt Petersburg "Russlands dritte Hauptstadt", wie die Bewohner gerne betonen.
Wichtigste Sportstadt des Landes
Die prosperierende Metropole an der Schnittstelle zwischen Asien und Europa ist auch eine der bedeutendsten Sportstädte der Welt und die Sporthauptstadt Russlands. 2013 fand hier die "Universiade" statt, die Weltmeisterschaft des Hochschulsports, die in Russland eine große Bedeutung hat. Kazan ist Gastgeber von Schwimm-, Gewichtheben- und Fecht-Weltmeisterschaften und trägt jedes Jahr ein bekanntes Tennisturnier aus. 2018 ist sie Austragungsort der Fussball-WM.
Man erzählt sich, dass ein reicher Fürst auf der Flucht an dem Ort, wo heute Kazan liegt, Rast gemacht hat. Weil er nur goldene Gegenstände bei sich gehabt haben soll, schickte der Fürst seinen Diener mit einer goldenen Schüssel zum Wasser holen. Doch dem fiel die Schüssel in die Wolga. Als der Diener seinen Herrn das Malheur gestand, erwartete er eine furchtbare Strafe. Doch der Fürst sah darin ein Omen und errichtete daraufhin die Stadt Kazan. Der Name "Kazan" bedeutet nämlich auf Deutsch so viel wie "Schüssel".
Über dieses Thema berichtet der MDR auch im TV: Heute im Osten - Reportage | 22.07.2017 | 18:00 Uhr