Serie zur Bundestagswahl Warum die Bundestagswahl in Russland kaum Thema ist
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In Deutschland redet man derzeit viel über Russland. Umgekehrt ist das anders. In der russischen Öffentlichkeit spielt die bevorstehende Bundestagswahl kaum eine Rolle. Unser Ostblogger Maxim Kireev erklärt, warum das so ist.
Kurz vor der Wahl zum deutschen Bundestag scheint dieser Urnengang in Russland öffentlich kaum wahrgenommen zu werden. Zwar hatte Bundeskanzlerin Merkel gerade einmal wieder für Aufruhr in Russland gesorgt. Mit der anstehenden Wahl hatte dies jedoch wenig zu tun. Vielmehr störte sich die streitsüchtige Sprecherin des russischen Außenministeriums an Merkels Vergleich zwischen der Krim und der DDR. Die Teilung Deutschlands habe man genauso wenig akzeptiert wie jetzt die Annexion der Krim, hatte Merkel in einem Interview gesagt. "Wer hätte es gewagt zu glauben, die Kanzlerin würde mit einem DDR-Vergleich das unheimlich komplizierte Krim-Problem lösen", ätzte Sacharowa auf Facebook, etwa zur gleichen Zeit als Präsident Putin mit der deutschen Bundeskanzlerin die mögliche UN-Mission für die Ostukraine besprach.
Kaum Nachrichten aus Deutschland
Dass die anstehende Bundestagswahl in Deutschland so gut wie gar nicht in den russischen Medien vorkommt, hat auch damit zu tun, dass diese kaum noch Auslandsreporter in der Bundesrepublik haben. Der letzte Kommentar der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti zur Wahl in Deutschland stammt vom Anfang des Sommers. Damals hatte sich Russlands Präsident Putin mit dem deutschen Außenminister Sigmar Gabriel und mit Altkanzler Gerhard Schröder in Sankt Petersburg zu einem Abendessen getroffen. Nach der Kandidatur von Martin Schulz hatten wohl auch in Russland nicht wenige geglaubt, in Berlin könnte die SPD die nächste Regierung anführen.
Der Kreml rechnet mit keinem Machtwechsel
Der Grund für die Ignoranz in den Staatsmedien liegt offenbar auch daran, dass selbst russische Beobachter des Politbetriebes in Deutschland davon ausgehen, dass sich dort nach der Wahl im Grunde wenig ändern wird. Und die Fortsetzung der großen Koalition scheint für die russische Führung eine gute Option zu sein. Die SPD, mit der man sich aus Moskauer Sicht am schnellsten einig wird, bliebe so in der Regierung. Die Grünen, die wohl kremlkritischste Partei, insbesondere wenn es um Energieprojekte wie Nord Stream 2 geht, wären von der Regierung ausgeschlossen. Auch Merkels Kritik an den US-Sanktionen, die das Russlandgeschäft deutscher Energiekonzerne treffen könnten, kam in Russland gut an.
Russland als Wahlkampfthema in Deutschland
So wenig in Russland über den Wahlkampf in Deutschland berichtet wird, so viel ist Russland dagegen derzeit Thema in Deutschland. Man diskutiert die Rolle der Russlanddeutschen für die AfD, den Einfluss russischer Staatsmedien in Deutschland, Gesprächsangebote an Russland seitens der Liberalen, Altkanzler Schröders Engagement im Aufsichtsrat des russischen Ölkonzerns Rosneft: Die Liste der Themen ist lang. Und der Verdacht, russische Hacker hätten vor zwei Jahren das Netzwerk des Bundestags gehackt und empfindliche Daten abgegriffen, nährt die Angst vor einer russischen Einflussnahme auf die anstehende Wahl in Deutschland.
Über dieses Thema berichtete MDR AKTUELL auch im: TV | 31.08.2017 | 19:30 Uhr