Russland-China-Pipeline Mega-Deal: Russland nimmt Gasleitung von Sibirien nach China in Betrieb
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Russland versorgt ab heute China mit Gas. Das Megaprojekt "Stärke Sibiriens" kostet umgerechnet 50 Milliarden Euro und ist rund fünfmal so teuer wie die umstrittene neue Ostseepipeline Nord Stream 2. Es ist eines von vielen Projekten mit denen Russland den chinesischen Markt erobern will.

Präsident Wladimir Putin und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping haben am Montag das Megaprojekt "Sila Sibiri" (Stärke Sibiriens) per Videobrücke in Betrieb genommen. Die "Sila Sibiri" vom sibirischen Teil Russlands nach China ist das mit Abstand größte Energieprojekt Russlands. Beide Länder hatten nach langem Ringen um die Kosten einen Gasliefervertrag für 30 Jahre mit einem Volumen von 400 Milliarden US-Dollar (363 Milliarden Euro) geschlossen. Jährlich sollen demnach durch die Leitung 38 Milliarden Kubikmeter Gas nach China transportiert werden.
EU zögerlich, China Großabnehmer
Der Widerstand in Teilen der EU gegen neue Leitungen aus Russland hat dazu beigetragen, dass Gazprom vor einigen Jahren China als neuen Großabnehmer für Gas aus Sibirien gewonnen hat. Kurz nach der Annexion der Krim und mitten in der Ukraine-Krise unterzeichnete Gazprom einen Vertrag über "Sila Sibiri"/"Stärke Sibiriens" mit China.
In Betrieb genommen wird zunächst ein Teilstück mit 2157 Kilometern Länge. Die Gesamtlänge soll am Ende bei 3000 Kilometern liegen. Russland setzt vor allem auf den wachsenden Energiehunger in China. Europa bleibt aber für Gazprom der wichtigste Exportmarkt - mit 201,7 Milliarden Kubikmetern im vergangenen Jahr.
Weitere russische Großprojekte in Asien
Ein weiteres Großprojekt für die Region ist die Gasverarbeitungs-Anlage Amur GPZ, die ebenfalls von Gazprom gebaut wird. Produziert werden sollen Helium und andere Gasprodukte für Kunden in China. Kosten für beide Projekte: umgerechnet etwa 35 Milliarden Euro.
Zusätzlich führt Russland Gespräche über eine zweite Leitung, die jährlich bis zu 30 Milliarden Kubikmeter Gas aus Westsibirien über die Altai-Region nach China transportieren könnte. Noch gibt es jedoch keine festen Verträge. Auch wenn Russland sich dadurch einen neuen Absatzmarkt erschließt, hagelt es Kritik wegen der hohen Investitionskosten. So warf der ehemalige Chefanalyst der Sberbank, Alexander Fak, Gazprom in einer offiziellen Analyse der Bank vor, nicht im Interesse des Konzerns, sondern im Interesse von Baukonzernen und Röhrenlieferanten zu agieren. Ein Vorwurf, den man im Kreml nicht gern hörte, denn Fak musste kurz darauf seinen Posten räumen.
Russland als Newcomer im Flüssiggas
Zuspruch erntet ein Großprojekt, dass Russland innerhalb weniger Jahre vom Außenseiter zum wichtigen Spieler auf dem Weltmarkt für Flüssiggas katapultiert hat. Ein Grund, dass es hier Kritik gab: Der Gaskonzern Novatek befindet sich in privater Hand.
Der andere Grund: Novatek schaffte es, Russlands größte LNG-Anlage auf der Jamal-Halbinsel in Nordsibirien ein Jahr vor dem geplanten Termin fertigzustellen. Die Produktion in der Anlage läuft bereits. Frankreich und China mischen mit: Anteilseigner zu jeweils 20 Prozent sind der französische Energiekonzern Total und der chinesische Energiekonzerne CNPC, der chinesische Seidenstraßen-Fonds hält 9.9 Prozent. Insgesamt belaufen sich die Investitionskosten auf umgerechnet etwa 23 Milliarden Euro.
Energie für Asien
Nach Novateks Angaben sind fast 90 Prozent der jährlich produzierten 16 Millionen Tonnen Flüssiggas für Abnehmer in Asien gedacht. Weil die Anlage jedoch vorzeitig fertiggestellt wurde, fließt russisches Flüssiggas vorübergehend vor allem nach Europa, wo die Preise für Flüssiggas zuletzt angezogen haben.
(dpa/adg)
Dieses Thema im Programm: MDR Fernsehen | 25. Oktober 2019 | 17:45 Uhr