Kosovo-KonfliktSerbiens Präsident Vucic verspricht Truppenrückzug
Serbiens Präsident Aleksandar Vucic hat Berichte über eine bevorstehende Militärintervention im Kosovo zurückgewiesen. Er sagte in einem Interview, er werde den Befehl zum Rückzug der serbischen Truppen geben. Doch die USA und Außenministerin Annalena Baerbock sehen die Gefahr noch nicht gebannt.
- Außenministerin Baerbock warnt vor anhaltender Kriegsgefahr
- Kosovarische Führung in Pristina sieht sich von drei Seiten bedroht
- Wer steckt hinter der Attacke des serbischen Extremisten Radoicic?
Serbiens Präsident Aleksandar Vucic hat Berichte über eine bevorstehende Militäraktion gegen die kleine Nachbarrepublik Kosovo zurückgewiesen. Vucic sagte der "Financial Times", Serbien wolle keinen Krieg. Er habe nicht die Absicht, den Streitkräften zu befehlen, die Grenze zu überschreiten.
Vucic zufolge hat Serbien seine Truppenzahl in der Grenzregion bereits von 14.000 auf 7.500 reduziert. Nun werde man weiter runter gehen auf 4.000 Mann. Eine Eskalation wäre kontraproduktiv für Belgrads EU-Bestrebungen. In einem Video auf Instagram warf der serbische Präsident dem Westen eine "Lügenkampagne" vor.
Baerbock warnt vor anhaltender Kriegsgefahr
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warnte indes vor einer weiteren Verschärfung des Konflikts. Sie sagte am Sonntag auf einem kleinen Parteitag der Grünen in München, Serbien müsse seine Truppe an der Grenze reduzieren. Der politische Prozess müsse fortgesetzt werden. Die Sicherheit des Kosovos sei für Deutschland und Europa von zentraler Bedeutung.
Am Freitag hatte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, John Kirby, von einer beispiellosen Stationierung von Artillerie, Panzern und Infanterieeinheiten nahe der Grenze zu Kosovo gesprochen. Die Nato plant, ihre Präsenz in dem Westbalkan-Land zu erhöhen. Stationiert sind im Kosovo derzeit etwa 3.400 KFOR-Soldaten, davon rund 70 Bundeswehr-Angehörige.
Führung in Pristina sieht sich von drei Seiten bedroht
Am Samstag hatte die kosovarische Führung in Pristina erneut Alarm geschlagen: Serbische Truppen rückten aus drei Richtungen vor. Serbien habe Militär und Polizei in 48 vorgeschobene Operationsbasen geschickt – wenige Kilometer von der Grenze entfernt. Der Nachbar habe Flugabwehrsysteme und schwere Artillerie in Stellung gebracht – "für eine mögliche militärische Aggression gegen die Republik Kosovo".
Was steckt hinter dem Angriff serbischer Paramilitärs?
Hintergrund der jüngsten Spannungen ist ein Angriff serbischer Paramilitärs in Nord-Kosovo am vergangenen Sonntag. Dabei waren drei serbische Angreifer sowie ein kosovarischer Polizist getötet worden. Der kosovo-serbische Spitzenpolitiker und Geschäftsmann Milan Radoicic bekannte sich zu diesem Überfall. Er behauptete, die Aktion auf eigene Faust verübt zu haben. Die Regierung in Pristina bezweifelt das.
Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 1999 mit Nato-Hilfe von Serbien abgespalten und 2008 für unabhängig erklärt. Mehr als 100 Länder, darunter auch Deutschland, erkennen die Unabhängigkeit an. Serbien verweigert bislang die Anerkennung und fordert seine einstige Provinz zurück.
dpa, AFP (ans)
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 13. Oktober 2023 | 18:33 Uhr