Ein Geschütz vom Typ Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr der NATO
Bundesverteidigungsministerin Christina Lambrecht hatte Anfang Mai die Abgabe von sieben Panzerhaubitzen 2000 aus Bundeswehr-Beständen an die Ukraine angekündigt. Bildrechte: picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Russland-Ukraine-Krieg Ticker vom Dienstag: Erste deutsche Panzerhaubitzen in der Ukraine

21. Juni 2022, 23:26 Uhr

Die Ukraine hat die ersten Panzerhaubitzen aus Deutschland erhalten. Gleichzeitig will, die Bundesregierung jetzt weitgehend offen über an die Ukraine gelieferte Waffen informieren. Moskau stellt sich auf eine längere Krise der Beziehungen zum Westen ein, während die Sorgen um Gaslieferungen wachsen und der Streit um Güter-Lieferungen in die russische Exklave Kaliningrad an Schärfe zunimmt. Mehr hier im Ticker.

Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig verifiziert werden können.

23:26 Uhr | EU-Rat schlägt Kandidatenstatus für Ukraine und Moldawien vor

EU-Ratspräsident Charles Michel schlägt vor, die Ukraine und Moldawien zu EU-Kandidaten zu machen. Im jüngsten Entwurf der Abschlusserklärung des bevorstehenden EU-Gipfels heißt es: "Der Europäische Rat hat beschlossen, der Ukraine und der Republik Moldau den Status eines Kandidatenlandes zu verleihen." Damit würden die 27 Staats- und Regierungschefs, die sich am Donnerstag und Freitag in Brüssel treffen, der Empfehlung der EU-Kommission folgen.

Zudem heißt es in dem Entwurf vom Dienstag, dass man bereit sei, auch Georgien den Kandidatenstatus zu verleihen. Dazu müssten jedoch die von der EU-Kommission genannten Prioritäten erfüllt werden. Alle drei Länder hatten sich kurz nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine um die Mitgliedschaft in der Europäischen Union beworben. Die Entscheidung über den Kanidatenstatus muss von den 27 EU-Staaten einstimmig getroffen werden.

23:00 Uhr | Russland blockiert Dutzende Schiffe in der Ukraine

In sechs Häfen der Ukraine sind nach russischen Angaben derzeit 70 Schiffe aus 16 Staaten blockiert. Das russische Verteidigungsministerium warf der Ukraine am Dienstagabend vor, dass die Schiffe wegen ukrainischen Beschusses und der hohen Minengefahr nicht ungehindert aufs Meer fahren könnten. Die Ukraine - einer der größten Getreideexporteure der Welt - kritisiert hingegen, dass Russland durch eine Blockade ukrainischer Häfen die Ausfuhr von Getreide verhindere und damit eine Lebensmittelkrise hervorrufe. Beide Länder gehören zu den größten Weizenexporteuren und spielen eine wichtige Rolle für die Ernährungssicherheit in der Welt. Wie Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischne Nachrichtenagentur Tass sagte, soll in der kommenden Woche eine türkische Delegation nach Moskau reisen, um Fragen zu den Getreideexporten aus der Ukraine zu klären.

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums ist der Hafen in Mariupol im Süden der Ukraine inzwischen wieder funktionsfähig. Als erstes ausländisches Schiff habe ein türkisches Schiff den Hafen am Dienstag verlassen, schrieb die russische Agentur Tass. Für die Häfen in Cherson, Mykolajiw, Tschornomorsk, Otschakiw, Odessa und Juschne seien humanitäre See-Korridore eingerichtet.

22:34 Uhr | Ukraine bestätigt Angriffe auf Ölbohrinseln

Die Ukraine hat Angriffe auf drei Ölbohrinseln im Schwarzen Meer bestätigt. Nach Darstellung des Militärgouverneurs von Odessa, Serhij Bratschuk, handelte es sich jedoch um militärische Ziele. Die russische Armee habe auf den drei Plattformen vor der Küste der Krim unter anderem Ausrüstungen zur Luftabwehr gelagert. Die russischen Behörden hatten gestern berichtet, bei den Angriffen seien drei Arbeiter verletzt worden. 94 Menschen seien in Sicherheit gebracht worden, sieben würden noch vermisst. Es war der erste gemeldete Angriff auf Ölförderanlagen im Schwarzen Meer seit Kriegsbeginn. Hören Sie dazu den Radiobeitrag.

21:40 Uhr | Lindner: "Putin hat uns nicht in der Hand"

Deutschland ist nach Ansicht von Finanzminister Christian Lindner trotz "der Gefahr einer sehr ernstzunehmenden Wirtschaftskrise" Russland nicht hilflos ausgeliefert. "Nein, Putin hat uns nicht in der Hand, sondern wir sind die Gestalterinnen und Gestalter unseres Schicksals", sagte er im ZDF. Deutschland könne seine Energieversorgung diversifizieren, andere Lieferketten schließen und frei handeln. Zudem könnten heimische Gas und Ölvorkommen genutzt werden.

20:15 Uhr | Habeck wirft Russland "wirtschaftlichen Angriff" vor

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat Russland einen ökonomischen Angriff auf Deutschland vorgeworfen. Beim Tag der Industrie in Berlin bezog der Grünen-Politiker das auf die Drosslung der Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 in der vergangenen Woche. Habeck sprach von einer neuen Dimension. Moskau wolle die Preise nach oben treiben und damit in Deutschland und Europa eine Debatte über Not und Angst der Menschen auslösen. Das sei kein Zufall, sondern eine Strategie. Die dürfe nicht erfolgreich sein. Habeck betonte, es gehe in dem Konflikt nicht nur um Solidarität mit der Ukraine. Vielmehr müsse der Westen auch sein Verständnis von politischer Kultur, offener Gesellschaft und freier Marktwirtschaft verteidigen.

18:45 Uhr | Polens lieferte mehr als 240 Panzer an die Ukraine

Polen hat bislang mehr als 240 Panzer und 100 gepanzerte Fahrzeuge an die Ukraine geliefert. Präsident Andrzej Duda sagte, außerdem habe das östliche Nachbarland auch Raketensysteme, Maschinengewehre sowie Munition erhalten. Er betonte erneut, Polens militärische Unterstützung für die Ukraine habe einen Umfang von mehr als 1,6 Milliarden Dollar. Ziel dieser Hilfe sei es, die russische Aggression zu stoppen und sie noch auf ukrainischem Gebiet abzuwehren, damit sie sich nicht auf Polen ausweite.

18:45 Uhr | 170.000 IT-Spezialisten verlassen Russland

Der russische Angriff auf die Ukraine hat zu einer Massenausreise von russischen IT-Spezialisten geführt. Russlands Vize-Innenminister Igor Subow sagte auf einer Sitzung des Föderationsrats, rund 170.000 IT-Spezialisten hätten das Land verlassen. Die Abwanderung der Spezialisten sei erheblich gewesen. Insgesamt würden in der Branche etwa eine Million Menschen arbeiten. Subow bat den Föderationsrat, eine Gesetzesinitiative zu unterstützen, die es ausländischen IT-Spezialisten leichter macht, eine Aufenthaltsgenehmigung in Russland zu erhalten. So solle die Lücke gestopft werden.

17:25 Uhr | Fast 140.000 ukrainische Schüler an Schulen

Mehr als 138.000 ukrainische Schülerinnen und Schüler lernen inzwischen an deutschen Schulen. Das teilte die Kultusministerkonferenz mit. Etwa 10.150 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine sind an Berufsschulen aufgenommen.

17:10 Uhr | EU stellt 600 Mio Euro gegen Lebensmittelkrise bereit

Die EU-Kommission will 600 Millionen Euro bereitstellen, um der drohenden Hungerkrise durch den Ukraine-Krieg entgegenzuwirken. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte, die Mittel sollten Ländern in Afrika, der Karibik und dem Pazifikraum zugute kommen. Konkret seien 150 Millionen Euro für humanitäre Hilfe vorgesehen, 350 Millionen für die nachhaltige Produktion von Lebensmitteln und weitere 100 Millionen für die wirtschaftliche Unterstützung. Weil durch den russischen Angriffskrieg die Seewege über das Schwarze Meer blockiert sind, hängen in der Ukraine Millionen Tonnen Getreide fest.

16:30 Uhr | Ex-General besorgt über Kaliningrad-Konflikt

Der ehemalige Bundeswehr-General Erhard Bühler sieht den Konflikt um die russische Exklave Kaliningrad mit Sorge. Bühler schloss im Podcast "Was tun, Herr General?" von MDR AKTUELL zwar aus, das Russland militärische Schritte zur Absicherung des Korridors zwischen dem Kernland und Kaliningrad unternimmt. Auf längere Sicht müsse man jedoch mit einer zunehmenden Bedrohung der baltischen Staaten rechnen. Der Ex-General betonte zugleich, Litauen setze mit der Beschränkung der Landtransporte lediglich die EU-Sanktionen um. Es handle sich nicht um eine Blockade. Auf dem Seeweg könne Kaliningrad weiterhin beliefert werden. Seit drei Tagen dürfen durch Litauen keine Waren mehr mit der Bahn nach Kaliningrad transportiert werden, die auf westlichen Sanktionslisten stehen. Die Ostsee-Exklave gehört zu Russland.

15:55 Uhr | Erste Panzerhaubitzen aus Deutschland in der Ukraine

Knapp vier Monate nach Kriegsbeginn sind die ersten schweren Artilleriegeschütze aus Deutschland eingetroffen. Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow bedankte sich auf Twitter für die Lieferung der Panzerhaubitzen 2000. Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk bestätigte, dass die modernen Geschütze in der Ukraine eingetroffen sind. Von deutscher Seite gibt es bislang keine Bestätigung. Bundesverteidigungsministerin Christina Lambrecht hatte Anfang Mai die Abgabe von sieben Panzerhaubitzen 2000 aus Bundeswehr-Beständen angekündigt. Die Niederlande wollten fünf weitere Exemplare der auf einem Panzerfahrgestell montierten Haubitzen bereitstellen. Deutschland hatte zudem die Ausbildung der ukrainischen Soldaten an den Haubitzen übernommen. Sie begann am Mitte Mai und sollte nach rund 40 Tagen abgeschlossen sein, also in dieser Woche.

15:03 Uhr | Bundesregierung will Waffenkäufe erleichtern

Die Bundeswehr soll einfacher neue Waffen kaufen können. Die Bundesregierung will dafür die Regeln lockern. Sie billigte nach Angaben des Verteidigungsministeriums einen Entwurf, der die Hürden für die Vergabe von Rüstungsaufträgen für zunächst dreieinhalb Jahre senkt. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht sagte, die Mittel aus dem neuen 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen sollten so schnell wie möglich bei der Truppe ankommen. Den genauen Gesetzestext müssen allerdings die Fraktionen im Bundestag ausarbeiten. Das bisherige Vergaberecht der Bundeswehr gilt seit langem als bürokratisch, schwerfällig und reformbedürftig.

14:15 Uhr | EU-Sanktionen gegen Gold möglich

Die EU-Staaten erwägen weitere Sanktionen gegen Russland und haben Diplomaten zufolge erstmals auch Gold im Blick. "Wir werden weitermachen mit Sanktionen", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters aus einem Entwurf für die Abschlusserklärung des EU-Gipfels am Donnerstag und Freitag. In einer früheren Version sei davon nicht die Rede gewesen. Nun aber könne auch Gold ein mögliches Ziel sein, hieß es, wobei unklar blieb, ob Goldexporte nach Russland, Importe aus Russland oder beides sanktionert werden könnte. Gold ist ein wichtiger Vermögenswert der russischen Zentralbank. Durch bisherige Sanktionen ist ihr Zugriff auf viele Vermögenswerte schon eingeschränkt.

13:40 Uhr | Bohrinsel im Schwarzen Meer brennt

Das Feuer auf einer von ukrainischen Raketen getroffenen Gasförder-Plattform im Schwarzen Meer hat sich nach russischen Angaben weiter ausgebreitet. "Es hat sich in der Nacht dem Bohrloch genähert", zitierte die Nachrichtenagentur Interfax heute die russische Senatorin Olga Kowitidi. Sieben vermisste Menschen werden demnach weiter mit Flugzeugen gesucht, drei Verletzte in Krankenhäusern behandelt. Gestern waren drei Bohrinseln, die ehemals der Ukraine gehörten und im März 2014 nach der Annexion der Krim von Russland besetzt wurden, mit Raketen attackiert worden.

13:00 Uhr | Berlin beendet Geheimhaltung bei Waffen

Die Bundesregierung hat erstmals deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine offengelegt. Man passe sich der Praxis der engsten Verbündeten wie den USA an, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Die Liste enthält demnach alle Waffen und Rüstungsgüter, die der Ukraine schon geliefert wurden oder deren Lieferungen geplant sind. Öffentlich gemacht hatte die Regierung die Waffenlieferungen bisher nur punktuell. Allerdings wurden sie nach ihrem Eintreffen in der Ukraine oft von ukrainischer Seite veröffentlicht.

12:33 Uhr | Putin kündigt Aufrüstung an

Der russische Präsident Wladimir Putin hat eine weitere Aufrüstung angekündigt. In seinen im Fernsehen übertragenen Äußerungen hieß es heute auch, neue Interkontinentalraketen, die mehrere Atomsprengköpfe und Täuschkörper tragen könnten, seien bis Ende des Jahres einsatzbereit.

12:20 Uhr | Friedensforscher warnen vor Atomkrieg

Friedensforscher warnen vor einer Eskalation bis hin zum Atomkrieg. Der Ukraine-Krieg steigere das nuklearen Eskalationsrisiko massiv, heißt es im heute in Berlin vorgestellten Friedensgutachten 2022. Führende deutsche Friedensforschungsinstitute schlagen darin auch vor, dass die Nato ihren Verzicht auf nuklearen Ersteinsatz erklärt. Auch raten sie, im Konflikt mit Russland Schritte zur Entspannung zu kommunizieren, unter welchen Bedingungen die Sanktionen teilweise oder ganz zurückgenommen werden könnten. Eine erste Voraussetzung sei sicherlich ein Waffenstillstand.

Unterdessen beraten in Wien mehr als 80 Länder über eine Welt ohne Atomwaffen. Sie gehören zu den Staaten, die den Atomwaffenverbotsvertrag unterschrieben haben. Zum Auftakt des Treffens warnte UN-Generalsekretär Antonio Guterres heute vor der alles zerstörenden Kraft der Atomwaffen.

12:18 Uhr | Asselborn: EU-Einigkeit bei Ukraine-Kandidatur

Laut Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn lehnt aktuell kein EU-Staat eine EU-Kandidatur der Ukraine ab. Die EU sei einig, sagte Asselborn bei dem Treffen mit seinen Kollegen heute in Luxemburg.

12:06 Uhr | Streit um Kaliningrad verschärft

Russland hat eine baldige Reaktion auf das litauische Transitverbot für bestimmte Waren in die russische Exklave Kaliningrad angekündigt. Man werde sicherlich auf solche "feindlichen Handlungen" reagieren, sagte der Sekretär des russischen Sicherheitsrats, Nikolaj Patruschew, heute der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Dies werde dann schwerwiegende negative Auswirkung auf die litauische Bevölkerung haben, hieß es.

Litauen verbietet wegen EU-Sanktionen, die am Samstag in Kraft getreten sind, den Transit bestimmter Güter, etwa von Baumaterialien, Metallen und Kohle. Von dem Verbot betroffen ist die einzige Zugstrecke zwischen Russland und Kaliningrad, an der Ostsee zwischen den EU- und Nato-Staaten Litauen und Polen. Nach Angaben von Kaliningrads Gouverneur Anton Alichanow sind 40 bis 50 Prozent aller bisherigen Transitgüter blockiert. Der EU-Botschafter in Moskau, Markus Ederer, rief zu einer diplomatischen Lösung auf.

11:41 Uhr | Russischer Radio-Journalist bei "Bild"

Der ehemalige Vize-Chefredakteur des Anfang März geschlossenen russsischen Radiosenders Echo Moskwy, Maxim Kurnikow, arbeitet jetzt für "Bild". Der 38 Jahre alte Journalist soll laut Medienkonzern Axel Springer unter anderem das russischsprachige News-Format "Bild Review" moderieren.

11:40 Uhr | Baltische Staaten fordern mehr EU-Gelder

Die baltischen EU-Staaten fordern von Brüssel jetzt mehr finanzielle Unterstützung bei der Versorgung aus der Ukraine geflüchteter Menschen. Das sagte der litauische Präsident Gitanas Nauseda heute. Bisher seien die finanziellen Lasten auf die EU-Länder noch eher ungleich verteilt.

11:37 Uhr | EU-Botschafter in Moskau einbestellt

Der EU-Botschafter in Moskau, der deutsche Diplomat Markus Ederer, hat Russland aufgerufen, den Streit mit Litauen über die Lieferung bestimmter Waren nach Kaliningrad diplomatisch zu lösen. Nach seiner Einbestellung in das russische Außenministerium betonte er laut Nachrichtenagentur RIA, dass nicht sanktionierte Waren weiter transportiert würden.

11:00 Uhr | Ukraine meldet "extrem schwierige" Lage

Die Ukraine hat Schwierigkeiten bei den Kämpfen im Osten des Landes. Der Gouverneur der Region Luhansk, Serhji Hajdaj, sagte, die Lage an der Front sei "extrem schwierig". Die russische Armee habe Gebiete eingenommen und Reserven gesammelt. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete die Region um Sjewjerodonezk und Lyssytschansk weiterhin als Schwerpunkt der Kämpfe. Er hatte eine Verstärkung russischer Angriffe vor dem EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag dieser Woche erwartet, bei dem über eine EU-Beitrittskandidatur der Ukraine entschieden werden soll.

Gestern hatten ukrainische Behörden drei durch russischen Beschuss in der Region Donezk getötete Zivilisten und weitere drei in der Region Charkiw im Nordosten gemeldet. In Odessa, der ukrainischen Hafenstadt am Schwarzen Meer im Süden des Landes, zerstörte nach Angaben der ukrainischen Armee eine russische Rakete gestern auch ein Lebensmitteldepot.

10:51 Uhr | Klingbeil: Deutschland als Führungsmacht

SPD-Chef Lars Klingbeil hat vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine eine Neuausrichtung der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik gefordert. Deutschland müsse jahrzehntelange Zurückhaltung aufgeben und auch militärisch stark werden, sagte Klingbeil in einer Grundsatzrede auf einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung heute in Berlin.

Europa müsse im Wettstreit internationaler Beziehungen "das attraktivste Zentrum der Welt" werden, hieß es weiter. Hier habe Deutschland eine Schlüsselrolle und müsse daher "den Anspruch einer Führungsmacht haben".

Der Ukraine-Krieg werde Auswirkungen auf die Politik "der nächsten 20 Jahre haben", sagte Klingbeil. Der Westen habe sich nach dem Ende der Sowjetunion "zu sicher gefühlt", dass sein Staats- und Gesellschaftsmodell sich durchsetzen werde. Klingbeil räumte dabei ein, dass in Deutschland auch "Fehler gemacht" wurden.

10:21 Uhr | Gas-Frühwarnstufe in Schweden

Schweden hat für Teile des Landes die erste von drei Alarmstufen wegen möglicher Probleme bei der Gasversorgung aus Russland ausgerufen. Die Stufe gilt laut Energiebehörde ab heute für Landesteile im Westen und Süden, um auf potenzielle Liefer-Unterbrechungen vorzubereiten. Das benachbarte Dänemark hatte gestern eine ähnliche Warnung ausgesprochen. Schon seit Ende März gilt auch in Deutschland die Frühwarnstufe, als erste von drei.

09:32 Uhr | Müller gegen höchste Gas-Notfallstufe

Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller ist dagegen, die höchste Gas-Notfallstufe in Deutschland sofort auszurufen. Im Bayerischen Rundfunk sagte Müller heute, würde man die von Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) geforderte dritte und höchste Alarmstufe jetzt ausrufen, hätte das Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Wertschöpfungsketten und Industrieanlagen. Daher dränge "ihn nichts danach", dies schon zu tun. Er werbe vielmehr für zunächst "mildere Maßnahmen", sagte Müller.

Derzeit gilt die Frühwarnstufe als erste im Notfallplan Gas. Die zweite gilt als Alarm-, die dritte als Notfallstufe. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte die Frühwarnstufe am 30. März ausgerufen. Ein Krisenstab sorgt seither vor, um auf mögliche Einschränkungen der Gas-Lieferung oder Ausfälle vorzubereiten. Gestern hatte Müller stärkere Anstrengungen gefordert. In der Notfallstufe entscheidet die Bundesnetzagentur, wer noch Gas bekommt.

09:01 Uhr | Cherson auf russisches Fernsehen umgestellt

In der Region um die besetzte südukrainische Stadt Cherson werden nun überall russische statt ukrainische Fernsehsender ausgestrahlt. Das teilte das Verteidigungsministerium heute in Moskau mit. Rund eine Million Menchen in dem Gebiet hätten nun "kostenlos" die wichtigsten russischen Sender. In der Region hatte Russland kürzlich auch russische Pässe eingeführt und den Rubel als Zahlungsmittel. Ein Vertreter der pro-russischen Führung in Cherson sagte heute der der russischen Nachrichtenagentur Tass, das Gebiet könne noch "vor Jahresende" zu Russland gehören, nach einem Referendum.

08:47 Uhr | Auch Georgien will in die Nato

Georgiens Ministerpräsident Irakli Garibaschwili hat bekräftigt, sein Land weiter einen Nato-Beitritt anstrebe. Zunächst müsse Georgien aber seine Gebietsstreitigkeiten mit Russland lösen, sagt er bei der Ankunft zu einer Wirtschaftskonferenz in Katar. In Tiflis, der Hauptstadt der Ex-Sowjetrepublik im Südkaukasus hatten am Vorabend tausende Menschen für eine stärkere Annäherung an Europa demonstriert. Einer der Organisatoren erklärte, es sei ihnen darum gegangen zu zeigen, dass die Bürger "eine europäische Wahl getroffen haben und bereit sind, diese Wahl zu verteidigen".

08:00 Uhr | Ex-US-Soldaten in Gefangenschaft

Kremlsprecher Dmitri Peskow hat sich im US-Fernsehen auch zum Fall der beiden Ex-US-Soldaten geäußert, die in der ukrainischen Armee kämpften und gefangen genommen wurden. Sie seien "Söldner" und fielen nicht unter den Schutz der Genfer Konvention, meinte Peskow. Er ließ weiter offen, ob sie in der Hand russischer Soldaten oder pro-russischer Separatisten sind.

Dmitri Peskow
Peskow "kann nichts garantieren" Bildrechte: imago/ITAR-TASS

Auf die Frage, ob er garantieren könne, dass den Männern nicht die Todesstrafe drohe, wie sie kürzlich in Donezk gegen zwei Briten und einen Marokkaner verhängt wurde, antwortete Peskow: "Ich kann nichts garantieren." Es werde ermittelt.

Das UN-Menschenrechtsbüro in Genf sprach von Kriegsgefangenen, die Anspruch auf Schutz hätten. Laut Peskow haben sich die früheren US-Soldaten Alexander Drueke und Andy Huynh "an illegalen Aktivitäten auf dem Territorium der Ukraine beteiligt", an Beschuss und Bombardierung "unseres militärischen Personals". Sie hätten so das Leben von Russen "bedroht", was Peskow als Verbrechen wertete, für die sie "zur Verantwortung gezogen werden" müssten. Auf das Recht welchen Landes sich diese Einschätzung bezieht, blieb bei dem Interview offen.

07:25 Uhr | BDI: Unternehmen sparen Energie

Der Chef des Industrieverbands BDI, Siegfried Russwurm, berichtet von Energiespar-Bemühungen der deutschen Unternehmen. Er sagte heute im Deutschlandfunk, alle deutschen Unternehmen setzten dazu "jeden Hebel" in Bewegung. Manches gehe relativ schnell, manches nicht. Wie viel gespart werden könne, lasse sich derzeit aber noch nicht sagen.

06:55 Uhr | Kreml: "Es wird eine lange Krise werden"

Gut vier Monate nach dem Überfall auf die Ukraine sieht die russische Regierung die Beziehungen zum Westen als langfristig beschädigt an. "Ja, es wird eine lange Krise werden", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in einem Interview des US-Fernsehsenders MSNBC: "Wir werden dem Westen nie wieder vertrauen." Russland erhebt seit Beginn seines Kriegs immer wieder Vorwürfe gegen westliche Staaten – wegen der militärischen Unterstützung für die angegriffene Ukraine und wegen der Sanktionen gegen Russland.

05:38 Uhr | USA sprechen über Erdölpreis-Deckelung

Die USA und verbündete Staaten verhandeln nach Angaben von US-Finanzministerin Janet Yellen über eine Preisobergrenze für Erdöl, um die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs einzudämmen und russische Einnahmen aus Öl-Exporten zu senken. Bei einem Besuch in Kanada sagte die frühere US-Notenbankchefin, ein solcher Schritt könne die westlichen Sanktionen verstärken, den Preis für Öl drücken und so die Einnahmen der russischen Regierung, gleichzeitig aber mehr Öl auf den Markt bringen. Wie eine solche Preislimitierung umzusetzen wäre, sagte Yellen noch nicht.

04:01 Uhr | US-Bürger stirbt in der Ukraine

Nach Angaben des US-Außenministeriums ist ein US-Bürger in der Ukraine umgekommen. Der 52 Jahre alte Mann aus New York sei dort schon Mitte Mai bei Kämpfen getötet worden, hieß es in einem Nachruf in der Zeitung "The Recorder". Das Ministerium bestätigte dies nun. Auch Freiwillige aus den USA und anderen Ländern kämpfen seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine.

04:25 Uhr | Tafeln kritisieren unzureichende Hilfe

Die Tafeln in Deutschland werfen den Behörden vor, aus der Ukraine geflüchteten Menschen zu wenig zu helfen. Es dürfe nicht so sein, dass die Menschen im vierten Monat des Krieges immer noch an die Tafeln verwiesen werden, sagte der Vorsitzende der Tafel Deutschland, Jochen Brühl. Die Tafeln könnten nur "überbrückend und ergänzend" unterstützen, "aber wir können nicht die erste und einzige Anlaufstelle sein". Verwiesen die Ämter direkt an sie, entstehe das Missverständnis, die Tafeln seien dafür zuständig, arme Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen. Sie seien aber eine freiwillige, keine staatliche Einrichtung.

03:28 Uhr | Experten erwarten steigenden CO2-Ausstoß

Durch die auch in Deutschland geplante intensivere Nutzung von Kohlekraftwerken zur Stromerzeugung rechnen Experten der Denkfabrik Agora Energiewende mit steigenden Treibhausgasemissionen. "Durch den kurzfristigen, vermehrten Einsatz von Kohle zum Ersatz von Gas werden die Emissionen in diesem, aber voraussichtlich auch in den kommenden Jahren zunächst steigen", sagte Simon Müller, Deutschland-Direktor von Agora, der "Rheinischen Post". Das Bundeswirtschaftsministerium plant, kurzfristig mehr Strom aus Kohle zu erzeugen, um trotz gedrosselter Gaslieferungen aus Russland die Speicher vor dem Winter schneller füllen zu können.

02:48 Uhr | Muratow versteigert Nobelpreis-Medaille

Der russische Journalist und Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow hat seine Nobelpreis-Medaille für 103,5 Millionen Dollar (ca. 98,4 Millionen Euro) versteigert. Der bei der Auktion am Montag in New York erzielte Erlös soll geflüchteten ukrainischen Kindern zugutekommen. Muratow führte die unabhängige russischen Zeitung "Nowaja Gaseta", die Ende März jedoch ihr Erscheinen einstellen musste. Er hatte 2021 mit seiner philippinischen Kollegin Maria Ressa den Friedensnobelpreis bekommen.

01:15 Uhr | Mehr als 200.000 Jobcenter-Registrierungen

Von den vor dem Krieg nach Deutschland geflohenen rund 800.000 Ukrainerinnen und Ukrainern haben sich bislang mehr als 200.000 in Jobcentern angemeldet, um eine Arbeit oder eine Ausbildung zu finden. Das berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland unter Berufung auf die Bundesagentur für Arbeit. Die mit gut 42.000 meisten Registrierungen gibt es demnach Bayern, vor Nordrhein-Westfalen mit rund 32.000 und 27.000 in Baden-Württemberg. In Berlin seien es rund 13.000 gewesen.

00:40 Uhr | Selenskyj: Ukraine gehört zu Europa

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat kurz vor einer Entscheidung über den EU-Beitrittskandidatenstatus des Landes bekräftigt, dass die Ukraine nach seiner Meinung bereits zu Europa gehört. Das von Russland attackierte Land beweise jeden Tag, dass es schon Teil eines europäischen Werteraums sei, sagte Selenskyj. Russland sei sehr nervös wegen der Bestrebungen der Ukraine, der EU beizutreten.

00:06 Uhr | Auch Niederlande setzen auf Kohlekraft

Nach Deutschland wollen nun auch die Niederlande wegen gedrosselter russischer Gaslieferungen verstärkt auf Kohlekraftwerke setzen. Energieminister Rob Jetten kündigte die Aufhebung aller zuvor beschlossenen Beschränkungen für Kohlekraftwerke an. Die Kraftwerke "können damit wieder mit voller Kapazität laufen statt mit maximal 35 Prozent", sagte er. Das Land befinde sich in der ersten Phase einer Gaskrise, warnte Jetten. Noch gebe es keine Engpässe. Doch durch Russlands Entscheidung, die Gaslieferungen in europäische Länder zu stoppen oder stark zu reduzieren, könne sich die Lage schnell verschlechtern. Der Minister rief Bürger und Betriebe dringend auf, so viel Energie wie möglich zu sparen.

00:00 Uhr | Ticker am Dienstag, 21. Juni 2022

Guten Morgen, in unserem Ticker halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.

Übersichtskarte Ukraine
Bildrechte: MDR

Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 21. Juni 2022 | 06:00 Uhr

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