Rauchende Wohngebäude
Laut ukrainischem Staatschef Wolodymyr SelenskyjRussland soll seit Beginn des Angriffkrieges rund 4.700 Rakten auf den Nachbarstaat gefeuert haben. Bildrechte: IMAGO/ZUMA Wire

Russland-Ukraine-Krieg Newsblog: Selenskyj: Russland hat 4.700 Raketen auf Ukraine gefeuert

20. November 2022, 21:40 Uhr

Im Osten der Ukraine finden weiterhin die schwersten Kämpfe statt. Russland soll seit Beginn des Angriffkrieges rund 4.700 Rakten auf den Nachbarstaat gefeuert haben. Die Ukraine wies zudem russische Vorwürfe zurück, das ukrainische Militär habe russische Soldaten getötet, nachdem diese sich ergeben hätten. Die aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Newsblog.

Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig überprüft werden können.

21:40 Uhr | Kiew weist Vorwürfe zurück, russische Soldaten getötet zu haben

Die Ukraine hat russische Vorwürfe zurückgewiesen, das ukrainische Militär habe russische Soldaten getötet, nachdem diese sich ergeben hätten.

Der Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Dmytro Lubinez, sagte, ukrainischen Truppen hätten sich vielmehr gegen russische Soldaten zur Wehr gesetzt, die ihre Kapitulation nur vorgetäuscht hätten. In dieser Woche waren in russischen Online-Netzwerken Videos von angeblichen Hinrichtungen aufgetaucht.

21:31 Uhr | Schwerste Kämpfe weiterhin in der Ostukraine

Die schweren Kämpfe im Osten der Ukraine dauern nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj weiter an. Die russischen Streitkräfte haben dort allein fast 400 Artillerie-Angriffe auf ukrainische Stellungen durchgeführt, sagt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. "Die heftigsten Gefechte finden nach wie vor in der Region Donezk statt. Obwohl es heute aufgrund der Wetterverschlechterung weniger Angriffe gab, bleibt der russische Beschuss leider extrem hoch", so der Präsident.

Auch der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte hatte zuvor von fortgesetzten Zusammenstößen an verschiedenen Frontabschnitten im Osten des Landes berichtet. Bei Luhansk seien mehrere russische Vorstöße abgewehrt worden, hieß es weiter.

Das Verteidigungsministerium in Kiew widersprach unterdessen Spekulationen westlicher Medien und Militärvertreter, wonach im Winter an den Fronten eine Kampfpause eintreten könnte. "Wer über eine mögliche "Pause der Feindseligkeiten" wegen der Minustemperaturen im Winter spricht, hat vermutlich noch nie im Januar ein Sonnenbad an der Südküste der Krim genommen", erklärte die Behörde am Sonntag über Twitter. Selenskyjs Berater Podoljak hatte am Sonntag erneut auf Vorschläge zu Verhandlungen mit Russland zurückgewiesen. Moskau wolle damit nur Zeit für neue Offensiven gewinnen.

20:20 Uhr | Russland soll bereits 4.700 Raketen auf Ukraine gefeuert haben

Russland soll seit dem Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine rund 4.700 Raketen auf Ziele im Nachbarland abgefeuert haben. Das sagte der ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj in einer Videobotschaft am Sonntag an die internationale Organisation der Frankophonie, deren Vertreter sich im tunesischen Djerba trafen. Demnach seien "praktisch Hunderte Städte niedergebrannt, tausende Menschen wurden getötet, Hunderttausende wurden nach Russland deportiert", erzählte Selenskyj.

Allein am vergangenen Dienstag habe Russland knapp 100 Raketen auf die Ukraine abgefeuert. Als Folge dieser Angriffe seien über 20 Millionen Menschen zeitweise ohne Stromversorgung gewesen. Selenskyj bat die Mitgliedsstaaten der Frankophonie um Hilfe.

19:00 Uhr | Russische Truppen bauen neue Abwehrstellungen aus

Russische Soldaten bauen in der Südukraine nach Angaben aus Kiew neue Abwehrstellungen aus. Gleichzeitig seien sie etwa im Bezirk Kachowka vermehrt dazu übergegangen, Fortbewegungsmittel der Zivilbevölkerung zu stehlen, teilte der ukrainische Generalstab mit. Derartige Raubzüge in besetzten Gebieten seien meist Vorboten weiterer Rückzüge der Truppen.

17:00 Uhr | Entwicklungsministerin sichert weitere Hilfe zu

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze sagt der Ukraine angesichts der russischen Angriffe auf die Infrastruktur weitere Hilfen zu. "Ja, wir werden von Deutschland aus massiv mithelfen, dass die Ukraine diesem Krieg standhält. Wir liefern Generatoren. Wir helfen Stromleitungen, Wasserleitungen, Gasleitungen zu reparieren", sagt Schulze der ARD.

14:30 Uhr | Zweites Todesopfer des Raketenanschlags in Polen beigesetzt

In Polen ist das zweite der beiden Todesopfer des Raketeneinschlags im Grenzgebiet zur Ukraine mit einem Staatsbegräbnis beigesetzt worden. Die Beerdigung des 59-jährigen Traktorfahrers in dem kleinen Dorf Przewodow fand auf Wunsch der Angehörigen ohne Beteiligung des Militärs statt, wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete.

Bereits am Samstag wurde ein 60-jähriger Lagerverwalter beigesetzt. Sein Begräbnis wurde mit einer Ehrenkompanie der polnischen Armee begleitet.

13:14 Uhr | IAEA: Explosionen am Atomkraftwerk Saporischschja

Am ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja hat es nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wieder mehrere starke Explosionen gegeben. IAEA-Experten vor Ort hätten von Dutzenden Einschlägen in der Nähe und auf dem Gelände der größten europäischen Atomanlage berichtet, teilte die Behörde am Sonntag mit. Die Vorfälle am Samstag und Sonntag hätten eine Periode relativer Ruhe in der von Russland besetzten Anlage abrupt beendet, sagte Generaldirektor Rafael Grossi laut Mitteilung.

Das russische Verteidigungsministerium beschuldigte die ukrainischen Streitkräfte, das Kernkraftwerk seit Samstag massiv mit Artillerie zu beschießen. "Wer auch immer dahintersteckt: Es muss umgehend aufhören", verlangte IAEA-Chef Grossi. "Wie ich schon oft gesagt habe: Ihr spielt mit dem Feuer!" Grossi appellierte erneut an beide Seiten, eine Sicherheitszone um die Anlage einzurichten, in denen von Angriffen und Kämpfen abgesehen wird. Intensive Verhandlungen darüber mit beiden Seiten hätten leider bislang zu keiner Einigung geführt.

11:36 Uhr | Immer mehr Beweise für russische Gräueltaten

Die ukrainischen Behörden stoßen in befreiten Gebieten rund um Cherson, Charkiw und Donezk nach eigenen Angaben auf immer mehr Beweise für russische Gräueltaten. Generalstaatsanwalt Kostin sagte im ukrainischen Fernsehen, in den vergangenen zwei Monaten seien in diesen Gebieten über 700 Leichen gefunden worden. In 90 Prozent der Fälle habe es sich um Zivilpersonen gehandelt.

Zudem habe man etwa 20 Orte entdeckt, an denen Zivilisten gefangen gehalten und verhört worden seien. Kostin erklärte, man habe in der Region Charkiw praktisch in fast jedem Dorf Stellen gefunden, an denen die Besatzer friedliche Zivilisten getötet hätten. Eine ähnliche Situation fänden die Ermittler jetzt in der Region Cherson vor.

10:49 Uhr | Experten: Führungsschwäche und Vertuschungskultur in Russlands Truppen

Trotz eines relativ geordneten Rückzugs der russischen Truppen aus dem ukrainischen Gebiet Cherson sind Moskaus Streitkräfte nach Einschätzung britischer Militärexperten von Führungsschwäche und einer Kultur der Vertuschung geprägt. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums in London am Sonntag hervor. Demnach mangelt es auf mittlerer und unterer Befehlsebene an militärischer Führung.

Während des Rückzugs aus dem Gebiet und der Stadt Cherson hätten die Russen zwar eher wenige Fahrzeuge verloren und einen Großteil der zurückgelassenen Ausrüstung zerstört, damit sie nicht in die Hände der Ukrainer falle. Auf unterer und mittlerer Führungsebene sehe es anders aus: "So sind beispielsweise in den letzten Monaten zwei dem östlichen Militärbezirk unterstellte Kompanien geflohen, nachdem ihr Kommandeur getötet worden war", hieß es in dem Bericht der Briten. "Andere Offiziere haben wahrscheinlich gelogen, um den Vorfall zu vertuschen."

10:05 Uhr | Kiew: Russland verlegt Einheiten in die Ostukraine

Die russischen Streitkräfte verlegen offenbar nach Erkenntnissen des ukrainischen Generalstabs aus dem Gebiet Cherson abgezogene Einheiten in die Gebiete Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine. In Luhansk richteten die russischen Besatzer zusätzliche Kontrollpunkte ein, um Deserteure zu identifizieren und festzunehmen, teilte der ukrainische Generalstab am Sonntag mit.

Die russische Armee greife zwar massiv mit Raketen an, es sei aber wahrscheinlich noch zu früh, von einer neuen Großoffensive zu sprechen, sagte der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, dem Internetportal "Ukrajinska Prawda" zufolge im ukrainischen Fernsehen. Es komme aber im Donbass in der Ostukraine zu schweren Kampfhandlungen. Die russischen Truppen hatten erst vor kurzem die Großstadt Cherson und das umliegende Gebiet nordwestlich des Flusses Dnipro geräumt und sich unter dem Druck der ukrainischen Streitkräfte auf die östliche Seite des Dnipro zurückgezogen.

08:14 Uhr | Estland schickt Busse und Stromgeneratoren in die Ukraine

Estland unterstützt die von Russland angegriffene Ukraine bei der Wiederherstellung seiner kriegszerstörten Transportinfrastruktur. Nach Angaben des Außenamts in Tallinn wird das baltische EU- und Nato-Land 27 Linienbusse des öffentlichen Nahverkehrs an Kiew übergeben. Die Fahrzeuge sollen im November und Dezember geliefert werden, teilte das Ministerium mit. Estland hatte bereits zuvor im Sommer 17 gebrauchte Busse in die Ukraine geschickt. 

07:32 Uhr | Russland will iranische Angriffsdrohnen selbst produzieren

Russland hat laut einem US-Medienbericht ein Abkommen mit dem Iran geschlossen, um iranische Angriffsdrohnen für den Krieg gegen die Ukraine im eigenen Land herzustellen. Derzeit werde daran gearbeitet, die Produktion binnen Monaten in Gang zu bringen, schrieb die "Washington Post" am Samstag unter Berufung auf Geheimdienstinformationen. Die Vereinbarung sei Anfang November im Iran ausgehandelt worden.

Russland setzte im Angriffskrieg gegen die Ukraine bereits hunderte sogenannte Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Schahed-136 ein. Sie können einige hundert Kilometer weit fliegen, kreisen eine Zeit lang über einem Zielgebiet und stürzen dann mit einer Sprengladung auf ein Ziel herab. Die russische Armee setzt die Drohnen unter anderem für Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur ein. Mit einer eigenen Produktion könnte Russland die Attacken ausweiten.

Nachrichten

Der frühere NATO-General und Generalleutnant a.D. Erhard Bühler 56 min
Bildrechte: MDR / Erhard Bühler

03:49 Uhr | Ministerium: Stromversorgung unter Kontrolle

Die Ukraine sieht die Versorgung mit Strom im Land trotz der zahlreichen russischen Angriffe auf die Stromerzeugungsinfrastruktur unter Kontrolle. "Wir dementieren die in sozialen Netzwerken und Online-Medien verbreiteten Panikmeldungen und versichern Ihnen, dass die Lage zwar schwierig, aber unter Kontrolle ist", erklärte das ukrainische Ministerium für Energie. Zuvor hatten die Kiewer Behörden erklärt, dass eine vollständige Abschaltung des Stromnetzes in der Hauptstadt nach den russischen Angriffen nicht auszuschließen sei.

00:00 Uhr | Newsblog am Sonntag, 20. November 2022

Guten Morgen, in unserem Newsblog halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.

Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 20. November 2022 | 06:00 Uhr

Mehr Politik in Osteuropa

Mehr aus Osteuropa

Feuerwehrleute löschen ein Feuer nach einem russischen Angriff. 1 min
Bildrechte: picture alliance/dpa/AP | Yevhen Titov
1 min 14.04.2024 | 20:22 Uhr

Bei einem russischen Angriff auf Charkiw sind nach Angaben ukrainischer Behörden 17 Menschen verletzt worden. Demnach schlugen zwei Raketen im Zentrum der zweitgrößten Stadt der Ukraine ein und zerstörten Wohngebäude.

Mi 17.01.2024 08:33Uhr 00:34 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/video-ukraine-angriff-charkiw100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video
Ein überschwemmte Stadt und Rettujngskräfte 1 min
Bildrechte: Reuters
1 min 10.04.2024 | 08:57 Uhr

In Russland weitet sich die Hochwasserlage südlich des Ural weiter aus. In der Region Orenburg gilt der Ausnahmezustand. Tausende Menschen mussten bereist ihre überschwemmten Häuser verlassen.

Mi 10.04.2024 08:45Uhr 00:43 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/video-russland-kasachstan-hochwasser-ural-uralgebierge-orenburg100.html

Rechte: CCTV, Reuters

Video