Nachruf Adamowicz war überaus beliebt
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14. Januar 2019, 18:28 Uhr
Mit dem Tod Paweł Adamowiczs hat nicht nur die Stadt Danzig einen äußerst beliebten Bürgermeister verloren. Für manche war er ein guter Freund, ein wertvoller Mitarbeiter, der beste Chef, den man sich vorstellen kann. Die Autorin Katarzyna Tuszynska kannte Paweł Adamowicz und hat einen sehr persönlichen Nachruf verfasst.
Ich kannte Paweł Adamowicz seit dem Jahr 2000. Damals habe ich meine Karriere als Journalistin in der Nachrichtenredaktion des regionalen Senders "Radio Gdansk" begonnen. Zuerst als Praktikantin, später als Reporterin habe ich mehrere Interviews mit Adamowicz geführt oder für meine deutschen Journalistenkollegen organisiert und übersetzt. Paweł Adamowicz war immer hilfsbereit, aufgeschlossen, immer geduldig und humorvoll. Er war stets gut vorbereitet und wusste über jedes Thema Bescheid. Und er konnte auch recht gut Deutsch, zumindest verstand er sehr viel. Die Gespräche mit ihm waren hochinteressant und meine deutschen Kollegen waren tief beeindruckt von ihm.
Er wird mir sehr fehlen
Meine letzte Begegnung mit dem Bürgermeister war im September 2018. Ich bin eine begeisterte Freizeitsportlerin und habe am Westerplatte-Lauf teilgenommen. Am Ziel gratulierte Adamowicz allen Teilnehmern persönlich und hängte ihnen die Medaillen um den Hals. Er nahm mich in den Arm und begrüßte mich herzlich, wie einen Freund. Er wird mir sehr fehlen und ich denke, so geht es jetzt sehr vielen Danzigern. Denn Adamowicz war bei der Bevölkerung überaus beliebt, weil er sich den Problemen der Menschen gegenüber stets aufgeschlossen zeigte. Immer wieder suchte er das Gespräch mit dem "Volk" auf der Straße. Auch zahlreiche Wohltätigkeitsveranstaltungen unterstützte er – zuletzt eben auch die Benefizveranstaltung des "Großen Weihnachtshilfswerks".
Urgestein der polnischen Politik
Der studierte Jurist arbeitete zunächst einige Jahre an der Universität Danzig und war deren Prorektor für studentische Angelegenheiten. Später wechselte er in die Kommunalpolitik, zunächst als Stadtrat, später als Stadtratsvorsitzender. Seit 1998 war er schließlich ununterbrochen als Bürgermeister im Amt und war damit ein Urgestein der polnischen Politik, weit über Danzigs Grenzen hinaus bekannt. Bei den Kommunalwahlen im vergangenen Herbst wurde er als Kandidat des Bündnisses "Alles für Danzig" zum fünften Mal zum Stadtoberhaupt gewählt. Adamowicz war als parteiloser Kandidat angetreten – unterstützt von einem breiten Bündnis, an dem sich auch seine ehemalige Partei Bürgerplattform beteiligte, die er im Jahr 2015 verlassen hatte. Er setzte sich im zweiten Wahlgang gegen den Kandidaten der PiS-Partei, Kacper Plazynski, durch.
"Ihr seid lieb"
Seine letzten Worte vor dem Attentat waren: "Ihr seid lieb. Danzig ist die wunderschönste Stadt auf der Welt. Ich danke Euch." Nach der Bekanntgabe seines Todes läuteten die Glocken der berühmten St.-Marien-Kirche. Alle Fahnen wurden auf Halbmast gesetzt. Viele Danziger zünden vor dem Magistratsgebäude Kerzen an. Paweł Adamowicz hinterlässt seine Frau Magdalena und zwei Kinder.
Über dieses Thema berichtete MDR Aktuell auch im: TV | 14.01.2019 | 08:48 Uhr