Der Parteichef der sozialdemokratischen PSD und rumänische Regierungschef Marcel Ciolacu liegt in den Umfragen zur Präsidentschaftswahl derzeit vorn.
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Präsidentschaftswahl Illustre Runde von rumänischen Präsidentschaftskandidaten

23. November 2024, 15:07 Uhr

Am Sonntag wählen die Rumänen ein neues Staatsoberhaupt. Für die Präsidentschaft treten ein gutes Dutzend Kandidaten an, unter ihnen auch Premier Marcel Ciolacu. Umfragen sagen aber auch einem rechtspopulistischen Kandidaten gute Chancen voraus. Ein Überblick über die wichtigsten Bewerber.

Am Sonntag wird in Rumänien ein neuer Präsident gewählt. Nach zwei Mandaten darf der rumäniendeutsche Amtsinhaber Klaus Iohannis nicht noch einmal antreten. Insgesamt konkurrieren bei der Wahl 13 Kandidaten um seine Nachfolge.

In den Umfragen liegt derzeit Premierminister und gleichzeitiger Parteichef der sozialdemokratischen PSD, Marcel Ciolacu, vorn. Die PSD kann auf eine treue Wählerschaft aus Staatsbeamten und Rentnern zählen. Die rumänische Presse wirft ihm Klientelismus vor, seine Familie soll von Staatsaufträgen profitiert haben. In seinem Wahlprogramm verspricht der 56-Jährige, Rumänien zu reindustrialisieren und das Land für Investoren attraktiver zu machen. Aufgaben, die nicht zu den Befugnissen eines Präsidenten gehören, da müsste er schon Premier bleiben.

Ein Mann in Anzug steht vor der rumänischen Flagge an einem Redner*innenpult.
Rumäniens Premierminister Marcel Ciolacu will ins Präsidentenamt wechseln. Bildrechte: IMAGO / Xinhua

Ultranationalistin vom Verfassungsgericht ausgeschlossen

Als Zünglein an der Waage gelten bei der Präsidentschaftswahl die Anhänger der ultranationalistischen Europa-Abgeordneten Diana Sosoaca, auch wenn sie nicht mehr im Rennen ist. Im Oktober schloss das Verfassungsgericht die Parteichefin der rechtsextremistischen Kleinpartei "S.O.S Rumänien" als Mitbewerberin aus. Sosoacas politische Ziele seien nicht mit dem Grundgesetz vereinbar: Die 49-jährige Anwältin hatte mehrfach den Austritt Rumäniens aus der EU und der Nato gefordert. Mit zwei orthodoxen Priestern lief sie unlängst durch den Sitz des EU-Parlamentes, um "den Satan aus Brüssel zu vertreiben". In den Umfragen zur Präsidentenwahl war Sosoaca vor ihrem Ausschluss auf gut zwölf Prozent gekommen. Die Stimmen ihrer Anhänger könnten am Sonntag durchaus wahlentscheidend sein.

Die Parteichefin der ultranationalistischen S.O.S.-Partei Diana Şoşoacă wirbt auf einem Wahlplakat in Bukarest mit dem Slogan „Frieden für Rumänien“. Şoşoacă wurde von der Präsidentschaftswahl ausgeschlossen, die russlandfreundliche Politikerin tritt aber am 1. Dezember bei den Parlamentswahlen an.
Von der Präsidentenwahl ausgeschlossen: Ultranationalistin Diana Sosoaca, hier noch auf einem Wahlplakat. Bildrechte: MDR/Annett Müller-Heinze

Rechtspopulist mit Einreiseverbot

Wahlforscher erwarten, dass der Parteichef der rechtspopulistischen, euroskeptischen AUR-Partei, George Simion, vor allem die Wählerschaft von Sosoaca mobilisieren kann. In Umfragen lag der 38-Jährige zuletzt auf Platz zwei. Vor vier Jahren holte Simion bei der Parlamentswahl mit seiner frisch gegründeten Protestpartei aus dem Stand heraus gut neun Prozent: Erfolgreich war er damals vor allem bei Pandemie-Verdrossenen. Die AUR-Partei – übersetzt "Allianz zur Vereinigung der Rumänen" – wirbt in ihrem Statut für ein "Großrumänien" in den Grenzen von 1940, als Teile der heutigen Republik Moldau und der Ukraine zum Land gehörten. In beide Länder hat Simion deswegen ein Einreiseverbot.

Mitten in der Innenstadt von Bukarest hat der Chef der rechtspopulistischen AUR-Partei, George Simion, eine Filiale für seinen Wahlkampf eröffnet. Er wirbt hier mit dem Bau bezahlbarer Wohnungen. Sie sollen aber nur entstehen, wenn er Präsident wird und seine Partei – im Falle eines Wahlsieges - die Regierung stellen darf.
Wahlwerbung von George Simion von der rumänischen AUR-Partei. Bildrechte: MDR/Annett Müller-Heinze

Einzige Frau im Rennen

Einzige weibliche Kandidatin für das Präsidentenamt ist Elena Lasconi. Die 52-jährige Chefin der Protestpartei USR (Union zur Rettung Rumäniens) hat vor allem in Großstädten ihre Anhängerschaft. Wahlforscher rechnen ihr Chancen aus, in die Stichwahl zu kommen. Die frühere Journalistin und derzeitige Bürgermeisterin der Stadt Campulung zeigte sich in mehreren Interviews im Wahlkampf bei Verteidigungs- und außenpolitischen Fragen nicht treffsicher – ausgerechnet die Bereiche, in denen ein Staatsoberhaupt firm sein muss. Sie konterte, sie werde im Präsidentenamt gute Berater haben.

Eine Frau steht an einem Redner*innenpult.
Gute Chancen in die Stichwahl zu kommen: Kandidatin Elena Lasconi. Bildrechte: IMAGO / Pond5 Images

Einstiger Vize-Generalsekretär der Nato tritt an

Als redegewandt und mit internationaler Expertise ausgestattet gilt Mircea Geoana. Der 66-jährige Parteilose war in den vergangenen fünf Jahren Vize-Generalsekretär der Nato. In den Umfragen fiel der einstige Außenminister zuletzt zurück – auch weil herauskam, dass sein früherer Wahlkampf-Manager umstrittene Kontakte zu Russland unterhält. 2009 kandidierte Geoana schon einmal für das Präsidentenamt – jedoch erfolglos. Damals war er Chef der sozialdemokratischen Partei PSD, die er 2011 nach parteiinternen Streitigkeiten verlassen musste.

Plagiatsverdächtiger Ex-Premier kandidiert

Die nationalliberale PNL – die frühere Partei von Präsident Iohannis – geht mit ihrem Parteichef Nicolae Ciuca ins Rennen. Der 57-Jährige war zunächst Chef des Generalstabs der rumänischen Streitkräfte, später Verteidigungsminister, in der Corona-Pandemie schließlich Premier. 2022 erhob die rumänische Plagiatsjägerin Emilia Sercan Vorwürfe gegen Ciuca. Seine Doktorarbeit sei zu gut einem Drittel plagiiert. Ciuca bestreitet die Vorwürfe, ein Gerichtsverfahren dazu läuft noch.

Ungarische Minderheit nominiert Ex-Minister

Ebenso tritt Kelemen Hunor – der Chef des Ungarnverbandes UDMR – an. Der 57-Jährige hat jahrelange Politikerfahrung als Minister. Er gehört zur ungarischen Minderheit im Land, die von der Fidesz-Partei des ungarischen Premierministers Viktor Orban finanziell unterstützt wird. In Rumänien ist die Angst, Siebenbürgen falle womöglich an Ungarn zurück, weit verbreitet. Kelemen kann mit seiner Kandidatur die ungarischsprachige Minderheit mobilisieren, in der rumänischen Wählerschaft findet der Kandidat jedoch kaum Unterstützung. Sie zweifelt an seiner Loyalität.

Drei Wahlsonntage in Folge möglich

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