Russland-Ukraine-Krieg Ticker vom Sonntag: Selenskyj besucht Frontgebiet Charkiw

29. Mai 2022, 22:29 Uhr

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat das Frontgebiet in Charkiw besucht. Experten zufolge könnten der Ukraine-Krieg, Handel und Spekulationen die Preise für Lebensmittel noch weiter nach oben treiben. Während die russische Offensive im Osten der Ukraine weitergeht, hat Kremlchef Putin jetzt Deutschland und Frankreich vor der weiteren Belieferung der Ukraine mit Waffen gewarnt. Mehr hier im Live-Blog.

Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig verifiziert werden können.

22:29 Uhr | Musikshow für Ukraine am Brandenburger Tor

Mit einer Show vor dem Brandenburger Tor in Berlin haben Musikstars aus der Ukraine an den Krieg in ihrer Heimat erinnert und um Spenden für Krankenhäuser geworben. Rund 15.000 Zuschauer verfolgten den Spendenmarathon vor Ort, schätzten Veranstalter und Polizei. Während der Show wurden Videobotschaften zahlreicher internationaler Prominenter sowie von Politikern eingeblendet, darunter von Bundeskanzler Olaf Scholz. An die Menschen in der Ukraine gerichtet, sagte er in englischer Sprache: "Wir stehen an eurer Seite."


Einen vom Live-Publikum umjubelten Auftritt hatten die diesjährigen Gewinner des Eurovision Song Contest (ESC), das Kalush Orchestra. Sie performten ihr Lied "Stefania", mit dem sie vor zwei Wochen den 66. ESC in Turin gewannen.

21:07 Uhr | Selenskyj feuert Geheimdienstchef von Charkiw

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach eigenen Angaben den Geheimdienstchef der ostukrainischen Stadt Charkiw entlassen. Er habe festgestellt, dass dieser sich von Beginn des russischen Angriffskriegs an nicht um die Verteidigung der Stadt gekümmert habe, "sondern nur an sich selbst dachte", sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Welche Motive dahinter standen, würden nun die Strafverfolgungsbehörden untersuchen.

20:46 Uhr | Ukrainische Eurovision-Sieger versteigern Trophäe

Die ukrainischen Sieger des Eurovision Song Contest (ESC) haben nach eigenen Angaben ihre Trophäe des Wettbewerbs zugunsten der Armee ihres Heimatlandes versteigert. "Einen besonderen Dank an das Team Whitebit, das die Trophäe für 900.000 US-Dollar gekauft hat und jetzt rechtmäßiger Besitzer unserer Trophäe ist", teilte die Band Kalush Orchestra am Sonntagabend mit. Bei Whitebit handelt es sich um ein ukrainisches Unternehmen, das eine Online-Handelsplattform für Kryptowährungen betreibt. Kalush Orchestra hatte Mitte Mai mit dem Lied "Stefania" den 66. ESC in Turin gewonnen.

19:59 Uhr | Scholz erleichtert über Haltung der Industrie

Olaf Scholz auf der Hannover Messe
Bundeskanzler Olaf Scholz bei der Eröffnung der Hannover Messe Bildrechte: IMAGO/localpic

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat den Rückhalt der Industrie bei den Sanktionen gegen Russland begrüßt. Die Hannover Messe finde auch vor dem Hintergrund des "furchtbaren Krieges" Russlands gegen die Ukraine statt, sagte Scholz zur Eröffnung der Messe. "Deshalb ist es ganz wichtig zu wissen, dass die Wirtschaft, die Industrie, hinter den Maßnahmen steckt und steht, die wir ergriffen haben, um Russland zu überzeugen, diesen Krieg zu beenden, zum Beispiel auch die Sanktionen."

Scholz sprach sich erneut dagegen aus, den internationalen Handel wegen der aktuellen Krisen zurückzudrehen. "Gleichzeitig ist das, was wir heute erleben, ein Zeichen dafür, dass wir miteinander zusammenarbeiten müssen und die wirtschaftliche Transformation unserer Gesellschaft voranbringen müssen."

Update 19:24 Uhr | EU-Insider: Keine Einigung auf Ölembargo

Die EU-Staaten haben einem Insider zufolge keine Einigung über ein Öl-Embargo gegen Russland erzielt. Die Verhandlungen sollen am Montagmorgen fortgesetzt werden, hieß es. Das Ölembargo soll Teil eines sechsten Sanktionspaketes sein.

Update 18:35 Uhr | Kämpfe um Sjewjerodonezk gehen weiter

Im Donbass gehen die Kämpfe nach ukrainischen Angaben mit unverminderter Härte weiter, vor allem im Raum Sjewjerodonezk. Der Feind "versucht, am nordöstlichen Stadtrand von Sjewjerodonezk Fuß zu fassen und führt Angriffsoperationen in Richtung Stadtzentrum durch", teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht mit. Die Bodenoffensive werde dabei von Artillerie und Luftwaffe unterstützt. Die einstige Großstadt ist der letzte Punkt, den das ukrainische Militär in der Region Luhansk noch unter Kontrolle hält.

17:32 Uhr | Habeck: Europäischer Zusammenhalt "fängt an zu bröseln"

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat kurz vor dem EU-Sondergipfel einen langsamen Verlust der europäischen Einigkeit beklagt. Man habe nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine gesehen, wozu Europa bei starkem Zusammenhalt in der Lage sei, sagte er bei einer Diskussionsveranstaltung zur Hannover Messe. Mit Blick auf das EU-Treffen am Montag mache er sich aber Sorgen: "Es fängt schon wieder an zu bröseln und zu bröckeln." Bei dem Sondergipfel wird unter anderem über ein Ölembargo gegen Russland verhandelt.

Habeck forderte, Deutschland müsse beim EU-Gipfel mit einer Stimme sprechen, die so häufigen Enthaltungen wegen unterschiedlicher Auffassungen in der Regierungskoalition müssten ein Ende haben. Das erwarte er selbst von Deutschland - aber auch die anderen EU-Staaten.

17:01 Uhr | Polen liefert Ukraine Haubitzen

Polen stellt der Ukraine 18 Haubitzen zur Verfügung, wie das polnische Radio unter Berufung auf Regierungskreise vermeldet. Etwa 100 ukrainische Soldaten seien ausgebildet worden, um die Haubitzen bedienen zu können. Von der polnischen Regierung und dem ukrainischen Verteidigungsministerium waren zunächst keine Stellungnahmen zu bekommen.

16:30 Uhr | Öl-Embargo: EU legt Kompromissvorschlag vor

Im Streit über die Pläne für ein europäisches Öl-Embargo gegen Russland hat die EU-Kommission einen neuen Kompromissvorschlag präsentiert. Der Entwurf sieht nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur vor, zunächst nur die Einfuhr von per Schiff transportiertem Öl auslaufen zu lassen. Über die Druschba-Pipeline transportiertes Öl würde demnach bis auf Weiteres von dem Embargo ausgenommen werden. Nach EU-Angaben floss zuletzt rund ein Drittel der Gesamtliefermengen durch die Druschba-Pipeline.

Ob der am Wochenende präsentierte Kompromissvorschlag Aussichten auf Erfolg hat, war zunächst unklar. Über die Pläne für ein Einfuhrverbot für russisches Öl gibt es in der EU bereits seit Wochen Streit, weil Ungarn bislang nicht gewillt war, das Projekt zu unterstützen.

16:14 Uhr | Thüringens Innenminister Maier: Müssen Ukraine schwere Waffen liefern

Thüringens Innenminister Georg Maier will sich verstärkt für die schnelle Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine einsetzen. Deutschland müsse begreifen, dass die Demokratie in der Ukraine ums Überleben kämpfe, sagte der SPD-Politiker MDR THÜRINGEN.

Maier ist derzeit bei der Parlamentarischen Versammlung der NATO in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Dort sind über den Bundesrat auch alle Länder-Innenminister Mitglied. Er habe dort gespürt, dass die anderen NATO-Länder skeptisch auf Deutschland schauen, weil die zugesagten Waffenlieferungen noch nicht in der Ukraine angekommen seien, so Maier. Deshalb wolle er das Thema im SPD-Bundesvorstand und auch in Bundesrat und Bundestag ansprechen.

15:27 Uhr | Selenskyj besucht Soldaten in Charkiw

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist an die Front in der Region Charkiw gefahren. Das teilte sein Büro mit. "Ihr riskiert euer Leben für uns und für euer Land", sagte er zu den Soldaten, die er auszeichnete und denen er Geschenke übergab. Seit der Invasion Russlands am 24. Februar hat Selenskyj damit erstmals die Region um die Hauptstadt Kiew verlassen.

Der Staatschef kündigte an, "in Charkiw und allen anderen Städten und Dörfern, über die das Böse hereinbrach", würden die zerstörten Häuser wieder aufgebaut. Ein Video der staatlichen ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform zeigt Selenskyj beim Truppenbesuch:

14:56 Uhr | Russland liefert weiter günstiges Gas an Serbien

Serbien bekommt weiter Erdgas zum günstigen Tarif aus Russland. Das vereinbarten Präsident Aleksandar Vucic und sein russischer Kollege Wladimir Putin in einem Telefonat. Vucic erklärte, man habe sich darauf geeinigt, dass die Laufzeit des neuen Vertrages drei Jahre und nicht wie bisher ein paar Monate betragen solle.

Serbien ist in hohem Maße von russischen Gaslieferungen abhängig. Russland gewährt Serbien bislang nach Belarus europaweit den zweitniedrigsten Gaspreis. Auch im neuen Vertrag werde der Preis "äußerst günstig" sein, sagte Vucic serbischen Medien zufolge. Serbien unterhält traditionell enge Beziehungen zu Russland.

14:02 Uhr | Erdogan weiter gegen Nato-Beitritt

Der türkische Präsident lehnt eine Nato-Aufnahme von Schweden und Finnland weiter ab. "Solange Tayyip Erdogan an der Spitze des türkischen Staates steht, können wir nicht Ja zu einem Nato-Beitritt von Ländern sagen, die den Terror unterstützen", sagte er nach Angaben der Zeitung "Hürriyet". Gespräche mit Vertretern der Länder seien nicht wie erwartet verlaufen.

Die Türkei blockiert derzeit als einziges Nato-Land ihre Nato-Aufnahme, wegen angeblicher Unterstützung für "Terrororganisationen" – etwa die verbotene kurdische PKK und die Kurdenmiliz YPG in Syrien.

Erdogan verlangte auch die Auslieferung angeblicher Terroristen, ohne zu erklären, wen er meint. Türkischen Medien zufolge könnte es auch um den regierungskritischen Verleger Ragip Zarakolu gehen, der in Schweden lebe.

13:41 Uhr | Belagerungsring im Osten wird enger

Im Donbass im Osten der Ukraine ziehen russische Truppen einen immer engeren Belagerungsring um die Städte Sjewjerodonezk und Lysytschansk. Die beiden letzten von ukrainischen Soldaten gehaltenen Städte der Region wurden auch heute wieder massiv angegriffen. Nach neuen Angaben von Gouverneur Serhij Hajdaj gibt es bereits Straßenkämpfe in Sjewjerodonezk. Bürgermeister Olexander Stryuk schlug Alarm wegen der humanitären Lage in der Stadt, die vor dem Krieg 100.000 Einwohner zählte. Nach Schätzungen sind dort noch etwa 15.000 Zivilisten. Hajdaj berichtete, in Lysytschansk sei ein russisches Geschoss in ein Wohnhaus eingeschlagen: "Ein Mädchen war sofort tot, vier Menschen mussten ins Krankenhaus gebracht werden."

12:30 Uhr | Russischer Botschafter: Keine Atomaffen

Der russische Botschafter in Großbritannien, Andrej Kelin, rechnet nicht damit, dass sein Land in der Ukraine auch Atomwaffen einsetzt. Dergleichen sei nur vorgesehen, wenn Russlands Existenz bedroht sei, sagte Kelin in einem BBC-Interview (englisch): "Das hat nichts mit der aktuellen Operation zu tun." Er verneinte die Frage, ob er glaube, dass Präsident Wladimir Putin im Fall einer Ausweitung des Kriegs bereit zu einem nuklearen Angriff sei.

11:55 Uhr | Ukraine braucht Raketenwerfer

Am inzwischen 95. Kriegstag und angesichts schwerer Kämpfe um den Donbass im Osten hat die Ukraine den Westen erneut zur weiteren Lieferung schwerer Waffen aufgerufen. Präsident Wolodymyr Selenskyj will sich an den EU-Sondergipfel am Montag und Dienstag in Brüssel wenden, auch um das russische Vorgehen als terroristisch einzustufen: "Ich werde die Welt immer wieder erinnern, dass Russland endlich offiziell als ein Terrorstaat anerkannt werden muss", sagte Selenskyj und sprach von Terror in der Ukraine, auf dem Energiemarkt und auf dem Lebensmittelmarkt. Bei dem EU-Gipfel geht es vor allem um einen möglichen Boykott von russischem Erdöl.

Selenskyj-Berater Mychajlo Podoljak forderte moderne Raketenwerfer mit hoher Reichweite. Auf Twitter schrieb Podoljak (ukrainisch): "Es ist schwer zu kämpfen, wenn man aus einer Entfernung von 70 Kilometern angegriffen wird und nichts hat, womit man sich wehren kann." Die US-Regierung erwägt laut Medienberichten, solche Raketenwerfer zu schicken. Nach Berichten der ukrainischen Agentur Unian sprach sich Berater Olexij Arestowitsch auch für die Lieferung von Raketen aus, mit denen Schiffe vor der Küste angegriffen werden können, um die Blockade ukranischer Häfen zu durchbrechen.

11:03 Uhr | Russland: Waffenarsenal zerstört

Die russischen Truppen haben nach Angaben aus Moskau ein größeres Waffenarsenal der ukrainischen Armee in Krywyi Rih zerstört. Raketen hätten das Lager getroffen, meldet die russische Nachrichtenagentur Tass und zitiert das Verteidigungsministerium. Krywyi Rih ist eine Großstadt im südlichen Zentrum der Ukraine. Zudem wurde nach russischen Angaben in der Region Dnipro ein ukrainisches Kampfflugzeug vom Typ SU-25 abgeschossen.

10:30 Uhr | Spenden-Show am Brandenburger Tor

Eine Musikshow mit Videobotschaften soll heute Abend am Brandenburger Tor in Berlin die Aufmerksamkeit auf den Ukraine-Krieg lenken. Dazu werden ukrainische Musiker erwartet, etwa die diesjährigen Gewinner des Eurovision Song Contests, das Kalush Orchestra. Daneben sind Videobotschaften von Präsident Wolodymyr Selenskyi und internationalen Regierungschefs geplant, auch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Es geht dabei um Spenden, um medizinische Ausrüstung für Krankenhäuser in der Ukraine zu finanzieren.

10:00 Uhr | Kuleba widerspricht Russland

Die Ukraine widerspricht der russischen Behauptung, dass westliche Sanktionen gegen Moskau der Grund für die erwartete Knappheit bei Lebensmitteln in der Welt seien. Außenminister Dmytro Kuleba schrieb auf Twitter: "Der einzige Grund für Engpässe, steigende Preise und drohenden Hunger ist, dass das russische Militär 22 Millionen Tonnen ukrainischer Lebensmittelexporte in unseren Seehäfen physisch blockiert."

09:30 Uhr | Schwere Kämpfe um Sjewjerodonezk

Russische Truppen haben ihre Angriffe auf Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine weiter verstärkt. Der Beschuss sei so intensiv, dass es unmöglich sei, Opfer und Schäden abzuschätzen, sagte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Haidai. Schon am Freitag hatte er erklärt, russische Soldaten seien in die Stadt eingedrungen. Möglicherweise müssten sich ukrainische Truppen zurückziehen, um nicht eingekesselt zu werden. Ob sie dies tun, war unklar. Vom ukrainischen Generalstab hieß es, die Kämpfe gingen weiter.

Inzwischen rechnet der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nicht mehr damit, dass die von Russland eingenommenen Staatsgebiete mit Gewalt zurückzuholen wären. "Ich glaube nicht, dass wir unser gesamtes Territorium mit militärischen Mitteln zurückgewinnen können", sagte Selenskyj. Denn bei einem solchen Vorgehen würden Hunderttausende von Menschen getötet.

08:45 Uhr | Bundesnetzagentur: Noch mehr Gas nötig

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, mahnt eine weitere Aufstockung der deutschen Erdgas-Vorräte an. Die Gasspeicher füllten sich "besser als in den Vorjahren" und seien voller als noch Anfang Mai, sagte Müller im Deutschlandfunk. Sie seien aber "noch nicht gut genug gefüllt, wenn wir kurzfristig weniger oder kein russisches Gas mehr bekommen".

08:10 Uhr | Lebensmittel könnten noch teurer werden

In Deutschland könnten sich Lebensmittel demnächst um weitere zehn Prozent verteuern. Dies konstatiert eine Studie vom Kreditversicherer Allianz Trade. Umgerechnet entspreche das rund 250 Euro an Mehrkosten pro Kopf und Jahr. Der Lebensmittel-Einzelhandel sei noch weit von tatsächlichen Preisanstiegen entfernt, sagte der Allianz-Handelsexperte Aurélien Duthoit: "Das Schlimmste kommt auf die Haushalte also erst noch zu."

Während die Erzeuger ihre Preise seit Anfang 2021 um durchschnittlich 16,6 Prozent angehoben hätten, seien die Preise im Lebensmittel-Einzelhandel nur um rund sechs Prozent gestiegen, heißt es in der Studie. Dabei entstünden im Handel 75 Prozent aller Kosten im Einkauf. Es gebe also Nachholbedarf.

07:25 Uhr | NZZ: Hohe Weizenpreise durch Spekulation

In einem Kommentar der "Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag" werden Börsen für die Verteuerung von Weizen auf dem Weltmarkt verantwortlich gemacht. Weniger der Ausfall der ukrainischen Weizenexporte mit einem Weltmarktanteil von etwa 8,5 Prozent könne eine Hungerkrise auslösen, als vielmehr der Umstand, "dass die Börsen pro zehn Prozent erwartetem Ausfall den Preis um 20 Prozent anhoben". Hilfreicher sei hier eher eine robustere Landwirtschaft, als "ständig neue Hungerteufel an die Wand zu malen".

06:33 Uhr | Kämpfe um Sjewjerodonezk gehen weiter

Die Kämpfe um Sjewjerodonezk halten nach Angaben des ukrainischen Militärs an. Russische Einheiten hätten am Samstag ihre Angriffe auf das Stadtgebiet fortgesetzt, teilte der Generalstab heute Morgen mit.

06:00 | Grundsicherung für Geflüchtete

Kurz vor dem Start des Grundsicherungs-Anspruchs für aus der Ukraine geflüchtete Menschen sind laut "Bild am Sonntag" in Deutschland 352.545 von ihnen mit biometrischen Daten registriert. Das habe auf eine Anfrage hin das Bundesinnenministerium erklärt, berichtet das Blatt. Laut Bundesagentur für Arbeit haben sich bislang rund 44.000 bei den Jobcentern als Arbeit suchend gemeldet. Bislang waren Ausländerbehörden und Sozialämter für Leistungen zuständig. Ab 1. Juni sind es nun bundesweit die Jobcenter.

03:09 Uhr | Berichte über Tote und Verletzte

Bei weiteren russischen Angriffen auf ukrainische Orte sind örtlichen Behörden zufolge mehrere Zivilisten getötet oder verwundet worden. Besonders umkämpft ist nach wie vor die Großstadt Sjewjerodonezk im Donbass im Osten des Landes. Nach Angaben des Regionalgouverneurs Serhij Haidai ist sie weiter unter ukrainischer Kontrolle. Er widersprach damit russischen Berichten über eine vollständige Einnahme der Stadt, erklärte dabei allerdings auch: "Die kommende Woche wird sehr schwer."

01:45 Uhr | Putin warnt vor weiteren Waffenlieferungen

Der russische Präsident Wladimir Putin hat Deutschland davor gewarnt, weitere schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Nach einem Telefonat mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach Putin vom Risiko einer zusätzlichen Destabilisierung und Verschärfung der humanitären Krise. Scholz und Macron forderten dagegen, Putin müsse mit dem ukrainischen Präsidenten über einen Waffenstillstand verhandeln und die Blockade ukrainischer Häfen beenden.

Putin wiederholte laut Kreml sein Angebot, Getreideausfuhren aus der Ukraine zu ermöglichen. Zugleich forderte er demnach erneut die Aufhebung der westlichen Sanktionen gegen Russland, wie bereits am Vortag in einem Telefonat mit dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi.

01:14 Uhr | Indien deckelt seine Zuckerexporte

Nach dem Exportstopp für Weizen schränkt Indien nun auch seine Zuckerausfuhren ein. Das kann weitreichende Folgen für den Weltmarkt haben, denn Indien exportiert nach Brasilien am meisten Zucker weltweit. Grund für die Exportbeschränkung ist nach Angaben der Regierung in Neu-Delhi, dass "die einheimische Verfügbarkeit und Preisstabilität" gewährleistet werden solle. Auch der Zuckerpreis war zuletzt gestiegen. So verteuerte sich Zucker an der Börse in Stuttgart seit dem Kriegsbeginn um elf Prozent.

Mitte Mai hatte Indien bereits ein Exportverbot für Weizen verhängt. Hier verschärft eine extreme Hitzewelle die Versorgungslage im Land und Indien rechnet mit einem deutlichen Rückgang bei der diesjährigen Ernte. Als Folge des russischen Kriegs gegen die Ukraine war der Weizenpreis weltweit schon stark gestiegen. Nach der Ankündigung des indischen Exportstopps für Weizen beschleunigte sich diese Aufwärtsbewegung noch.

00:25 Uhr | Selenskyj sieht technologische Überlegenheit

Die Ukraine nähert sich laut Präsident Wolodymyr Selenskyj militärisch zumindest einer technologischen Überlegenheit gegenüber Russland. In einem Video-Interview sagte er: "Natürlich hängt viel von unseren Partnern ab und ihrer Bereitschaft, die Ukraine mit allem zu versorgen, was zum Schutz der Freiheit benötigt wird." Er erwarte dazu "gute Nachrichten kommende Woche", sagte Selenskyj, ohne Einzelheiten zu nenen. Zur Lage im Donbass sagte Selenskyj, diese sei kompliziert. Die Verteidiger hielten an mehreren Orten die Stellungen, darunter Sjewjerodonezk und Lysytschansk.

00:00 Uhr | Ticker am Sonntag, 29. Mai 2022

Guten Morgen, in unserem Ticker halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem Laufenden. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.

Übersichtskarte Ukraine
Bildrechte: MDR

Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 29. Mai 2022 | 06:00 Uhr

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Rechte: CCTV, Reuters

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