Russland-Ukraine-Krieg Ticker vom Mittwoch: Offenbar nur wenige Evakuierungen aus Mariupol

20. April 2022, 22:10 Uhr

In Mariupol laufen die Evakuierungen nach ukrainischen Angaben nur schleppend an. Die Verteidiger in Mariupol geben offenbar auf und bitten um Abzug in einen sicheren Drittstaat. Dem ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk reicht die Zusage von Bundeskanzler Olaf Scholz zu Waffenlieferungen nicht aus. Die aktuellen Entwicklungen zum Krieg in der Ukraine im Ticker.

Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, weil wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig verifiziert werden können.

22:10 Uhr | Ukraine schlägt Verhandlungen in Mariupol vor

Angesichts der katastrophalen Lage im seit Wochen umkämpften Mariupol hat die Ukraine eine "besondere Verhandlungsrunde" mit russischen Vertretern in der strategisch wichtigen Hafenstadt im Süden des Landes vorgeschlagen. Es könnten Verhandlungen "ohne Vorbedingungen" stattfinden, schrieb der ukrainische Chefunterhändler und Präsidentschaftsberater Mychailo Podoljak auf Twitter. Ziel sei es, die ukrainischen Kämpfer, Soldaten und Zivilisten zu retten.

21:39 Uhr | Waffenlieferungen: Kritik an Scholz' Blockadehaltung

Um die Großoffensive Russlands abwehren zu können, benötigt die Ukraine schwere Waffen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) blockiert allerdings derzeit Lieferungen. Die Kritik an seiner Haltung wird immer lauter, von einer "großen Enttäuschung" spricht etwa der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk. Ob Scholz beim Thema Waffenlieferungen noch eine Mehrheit der Bundestagsabgeordneten hinter sich hat, ist unklar.

Mehr Informationen im Video.

20:47 Uhr | Schwesig wegen Nord Stream 2 unter Druck

Manuela Schwesig, SPD, Ministerpraesidentin von Mecklenburg-Vorpommern,aufgenommen im Rahmen einer Pressekonferenz im Willy-Brandt-Haus in Berlin
Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern Bildrechte: imago images/photothek

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) gerät wegen ihrer Russland-Politik weiter unter Druck. Wie "Die Zeit" in ihrer Online-Ausgabe berichtete, gab es bereits im Frühjahr 2016 Anfragen der Gazprom-Tochter Nord Stream 2 an die Landesregierung. Es sei um eine politische Flankierung beim Genehmigungsverfahren gebeten worden. Dem Bericht zufolge schrieb das Energieministerium eigens zwei Stellen aus, um den Zeitplan der Nord Stream 2 AG erfüllen zu können.

Schwesig verteidigte ihr Eintreten für den Bau der Pipeline. Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel habe wegen Nord Stream zuletzt sogar mit US-Präsident Biden persönlich verhandelt, so Schwesig: "Deutschland hat viele Jahrzehnte bei der Energieversorgung stark auf Erdgas aus Russland gesetzt."

20:12 Uhr | Klima-Expertin Kemfert lehnt neue Fracking-Debatte ab

Fracking in Deutschland ist aus Sicht der Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kemfert kein geeigneter Weg, die Abhängigkeit von Erdgas aus Russland zu reduzieren. Kemfert sagte im MDR AKTUELL-Klima-Podcast, sie sei froh, dass der Bundeswirtschaftsminister Vorschläge von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gleich wieder eingefangen habe. "Es kommen immer sämtliche ollen Kamellen wieder aus der alten Schublade heraus."

Kemfert meinte weiter, Fracking helfe Deutschland bei seiner Versorgung kurzfristig gar nicht. Da sollte man eher aus anderen Ländern Gas beziehen und alle Kräfte darauf bündeln, vom Erdgas wegzukommen.

Der ganze Podcast mit Claudia Kemfert im Audio.

Nachrichten

Kemferts Klima-Podcast 54 min
Bildrechte: MDR / Oliver Betke

19:46 Uhr | Jüdische Gemeinde: Holocaust-Überlebende stirbt in Mariupol

In der schwer umkämpften südostukrainischen Hafenstadt Mariupol ist nach Angaben der jüdischen Gemeinde eine 91-jährige Überlebende des Holocaust gestorben. "Mit zehn Jahren überlebte Wanda Semjonowa Objedkowa die Deutschen, indem sie sich in einem Keller in Mariupol versteckte. 81 Jahre später starb sie in einem Keller in der gleichen Stadt, als sie sich infolge des fürchterlichen Krieges vor den Russen versteckte", teilte das Auschwitz Museum auf seinem Twitter-Kanal mit.

Objedkowa ist demnach schon am 4. April gestorben. Ihre Tochter Larissa berichtete, sie und ihr Ehemann hätten die 91-Jährige anschließend in einem Stadtpark begraben müssen, während die Stadt bombardiert worden sei.

19:25 Uhr | Guterres bittet Putin und Selenskyj um persönliche Gespräche

UN-Generalsekretär António Guterres will sich bei Treffen mit Kreml-Chef Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj für eine Deeskalation der Lage in der Ukraine einsetzen. Er habe die beiden Staatschefs in Briefen darum gebeten, ihn zu Gesprächen in Moskau und Kiew zu empfangen, teilte Guterres' Sprecher Stéphane Dujarric mit. Der UN-Generalsekretär wolle mit den beiden Präsidenten über "dringende Maßnahmen zur Wiederherstellung des Friedens in der Ukraine und die Zukunft des Multilateralismus auf der Grundlage der Charta der Vereinten Nationen und des Völkerrechts diskutieren". Bislang spielte die UNO bei den Bemühungen um eine Beendigung des Kriegs eine untergeordnete Rolle.

Update 19:06 Uhr | Pentagon korrigiert Angaben zu Kampfjet-Lieferungen

Das US-Verteidigungsministerium hat Angaben zu einer angeblichen Lieferung von Kampfjets aus dem Ausland an die Ukraine korrigiert. "Ich habe mich getäuscht", sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. "Sie haben nicht ganze Flugzeuge von einem anderen Land erhalten." Vielmehr habe die Ukraine "Ersatzteile und zusätzliche Ausrüstung" erhalten und dadurch mehr eigene Kampfjets einsatzfähig machen können. Er habe fälschlicherweise gedacht, dass das Angebot eines Landes, der Ukraine Kampfjets zu liefern, umgesetzt worden sei, sagte Kirby weiter. "Ich bedaure den Irrtum."

18:54 Uhr | Ukraine: Weniger Evakuierungen aus Mariupol als geplant

Die geplanten Evakuierungen von Zivilisten aus Mariupol sind nach ukrainischen Angaben geringer als geplant ausgefallen. Weniger Busse als vorgesehen hätten die Flüchtlinge abgeholt, teilte der Gouverneur des Bezirks Donezk mit. Es seien nicht viele Menschen in Sicherheit gebracht worden.

Zwei Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters hatten zuvor gesehen, wie dutzende Menschen in Evakuierungsbusse eingestiegen waren. Die Behörden der Küstenstadt hatten erklärt, etwa 6.000 Menschen über einen Korridor herausbringen zu wollen.

18:35 Uhr | Ex-General verteidigt Scholz' Zögern bei Waffenlieferungen

Der frühere Bundeswehr-General Erhard Bühler hat davor gewarnt, die Entscheidungen von Bundeskanzler Olaf Scholz bezüglich der Waffenlieferungen an die Ukraine zu zerreden. Bühler sagte im MDR AKTUELL-Podcast "Was tun, Herr General?", die Streitkräfte der Nato und insbesondere der Bundeswehr dürften nicht geschwächt werden. Die militärische Führung habe sich zurecht dagegen ausgesprochen, Material aus einsatzbereiten Batallionen zu nehmen. Diesem militärischen Ratschlag habe sich der Kanzler als Oberbefehlshaber angeschlossen.

Mehr Einschätzungen von Ex-General Bühler zum Ukraine-Krieg im Podcast.

Der frühere NATO-General und Generalleutnant a.D. Erhard Bühler 42 min
Bildrechte: MDR / Erhard Bühler

Update 17:36 Uhr | Selenskyj: Weiß nichts von russischem Dokument

Dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj liegt nach eigenen Angaben kein russisches Dokument zu den Verhandlungen über ein Ende der Kämpfe vor. Er habe auch nicht davon gehört, sagte Selenskyj. Der russische Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow hatte erklärt, seine Regierung warte auf eine Antwort der ukrainischen Seite zu dem überreichten Text. Er machte zudem die Ukraine für ein langsames Tempo bei den Gesprächen verantwortlich.

17:14 Uhr | Russland testet neue Rakete

Russland hat eine neue ballistische Interkontinental-Rakete getestet. Anderswo gebe es nichts Vergleichbares, sagte Präsident Wladimir Putin. Sie werde jenen zu denken geben, die Russland zu bedrohen versuchten. Putin wurde im Fernsehen gezeigt, wie er über den Raketentest informiert wurde. Das Geschoss wurde demnach von Plesetsk im Nordwesten Russlands abgefeuert und traf Ziele auf der Kamtschatka-Halbinsel im Fernen Osten des Landes.

16:29 Uhr | Finnisches Parlament debattiert über Nato-Beitritt

Das finnische Parlament hat vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs über einen Nato-Beitritt des Landes debattiert. Finnland müsse nun schnell entscheiden, ob es einen Aufnahmeantrag bei dem Militärbündnis stelle oder nicht, sagte die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin. "Geschlossenheit ist die beste Garantie für Sicherheit", fügte sie hinzu.  Finnischen Medienberichten zufolge unterstützt vermutlich rund die Hälfte der 200 Parlamentsabgeordneten eine Nato-Mitgliedschaft. Die Grünen und die Zentrumspartei, Koalitionspartner von Marins Sozialdemokraten, unterstützen einen Beitritt zur Nato. Das Linksbündnis, ebenfalls Teil der Regierungskoalition, warnte dagegen vor einem solchen Schritt.

Bisher ist Finnland EU-, aber nicht Nato-Mitglied. Die militärische Neutralität des Landes hatte lange großen Rückhalt in der Bevölkerung, seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges hat sich die Zustimmung der Finnen zu einem Nato-Beitritt in Umfragen nun aber auf rund 60 Prozent verdoppelt.

16:13 Uhr | Analyse: Das Schweigen des Kanzlers

Die Debatte um deutsche Waffenlieferungen analysiert MDR AKTUELL-Hauptstadtkorrespondent Torben Lehning: Aus Deutschland gibt es finanzielle Hilfen und warme Worte. Panzer, Kriegsschiffe und Kampfjets – Fehlanzeige. Es wird klar: Die Ängste der Bundesregierung sind größer als ihre Hilfsbereitschaft.

Die ganze Analyse zum Nachlesen:

16:00 Uhr | Mehr als eine Million Geflüchtete in die Ukraine zurückgekehrt

Mehr als eine Million Ukrainer sind seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in ihre Heimat zurückgekehrt. 1,1 Millionen ukrainische Staatsbürger seien seit der am 24. Februar gestarteten Invasion eingereist, sagte der Sprecher des ukrainischen Grenzschutzes, Andrij Demtschenko. Er machte keine näheren Angaben dazu, wie viele von ihnen wegen des Kriegs geflohen waren oder schon vorher im Ausland gelebt hatten.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) teilte am Mittwoch mit, dass bereits mehr als fünf Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen seien. Es handelt sich um die größte Flüchtlingsbewegung in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Innerhalb der Ukraine sind nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zudem weitere 7,1 Millionen Menschen auf der Flucht.

15:29 Uhr | Baerbock sichert baltischen Staaten Beistand zu

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat den baltischen Staaten Beistand gegen eine mögliche Bedrohung durch Moskau zugesichert. Baerbock sagte nach einem Treffen mit ihrem lettischen Amtskollegen Edgars Rinkevics, die Nato werde ihr Bündnisgebiet verteidigen und jeden Winkel schützen. Lettland, Estland und Litauen könnten sich als Nato-Verbündete zu 100 Prozent auf Deutschland verlassen. Die Beistandsverpflichtung der Nato gelte ohne Wenn und Aber, ebenso die europäische Beistandsklausel. Das Treffen in Riga ist der Auftakt für einen dreitägigen Besuch Baerbocks in Lettland, Estland und Litauen.

15:13 Uhr | Reportage: Ostdeutsches Verhältnis zu Russland beschädigt?

In Ostdeutschland ist die Verbindung zu Russland traditionell stark - und nun auch die Verstörung angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine. Seit Beginn des Krieges nimmt die Ablehnung "der Russen" immer mehr zu. Hält die russisch-deutsche Freundschaft? Mehr dazu im Video von "Exakt - Die Story".

14:51 Uhr | Treffen zwischen Esken und Melnyk: Stillschweigen vereinbart

Die SPD-Ko-Vorsitzende Saskia Esken und der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk haben sich zu einem rund einstündigen Gespräch getroffen. Aus Teilnehmerkreisen hieß es danach nur, dass Vertraulichkeit vereinbart worden sei, es aber ein "angenehmes und zugewandtes" Gespräch gewesen sei. Man wolle weiter im guten Austausch bleiben. Melnyk hatte der SPD zuvor zu große Russland-Nähe und der Bundesregierung eine zu zögerliche Haltung etwa bei Waffenlieferungen an sein Land vorgeworfen.

14:20 Uhr | Baerbock verspricht Ukraine Militärhilfe

Deutschland wird der Ukraine im Kampf gegen Russland mittel- und langfristig militärisch helfen. Das versicherte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock nach einem Treffen mit ihrem lettischen Amtskollegen in Riga. Kurzfristig könne die Bundeswehr aber nicht mehr Waffen liefern. Aktuell könne Deutschland Geld bereitstellen und ukrainische Soldaten ausbilden. Baerbock bot auch einen sogenannten "Ringtausch" an. Partnerländer mit schweren Waffen sowjetischer Bauart könnten diese zur Verfügung stellen. Deutschland werde dann die Arsenale bei den Alliierten wieder auffüllen.

13:36 Uhr | Kreml stellt schriftlich Bedingungen

Russland hat nach eigenen Angaben der Ukraine ein schriftliches Angebot für eine Verhandlungslösung übergeben. Kremlsprecher Dmitri Peskow sprach von "klaren und ausgefeilten Formulierungen", Details nannte er nicht. Jetzt liege der Ball auf Seite der Ukrainer.  Zuvor hatte die Außenamtssprecherin Maria Sacharowa erklärt, Russland habe kein Vertrauen mehr in die ukrainischen Unterhändler. Diese änderten ständig ihren Standpunkt und hielten sich nicht an Absprachen.

Bei den bisherigen Verhandlungen hatte Russland unter anderem die Neutralität der Ukraine und die Abtretung der Gebiete Donezk und Luhansk sowie die Anerkennung der Halbinsel Krim als russisch gefordert. Kiew lehnt Gebietsabtretungen kategorisch ab.

13:10 Uhr | Erleichterungen für Schulkinder und Abiturienten aus der Ukraine

Die Lernplattform "Schul-Cloud" ist ins Ukrainische übersetzt worden. Damit können ukrainisch sprechende Lehrkräfte Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine ortsunabhängig betreuen, z.B. über Online-Chats. Thüringens Bildungsminister Helmut Holter sagte, die schnelle Integration geflüchteter Kinder sei eine humanitäre Verpflichtung. Die Software wurde von Niedersachsen, Thüringen und Brandenburg gemeinsam entwickelt.

Geflüchtete Abiturienten, die durch den Krieg ihre Abschlussprüfungen verpasst haben, sollen trotzdem in Deutschland studieren können. Das hat die Kultusminister-Konferenz beschlossen. Interessenten müssen sich beim jeweiligen Studienkolleg ihrer Wunsch-Hochschule bewerben, dort werden sie aufs Studium vorbereitet. Wer bereits studiert und das Studium in Deutschland fortsetzen möchte, muss sich direkt bei der Uni bewerben.

12:36 Uhr | Politologin Major zum deutschen Zögern bei Lieferung schwerer Waffen

Die Politikwissenschaftlerin Claudia Major sieht in der Ukraine-Politik der Bundesregierung keinen deutschen Alleingang. Die Expertin von der Stiftung Wissenschaft und Politik sagte MDR AKTUELL, die Abstimmung etwa von Waffenlieferungen mit den EU- und Nato-Staaten sei enorm wichtig. Die Nato habe klar Waffenhilfe zugesagt, auch schwere Waffen und westliches Material. Einige Partner machten es bereits, diesen Beispielen könnte man noch mehr folgen. Major räumte ein, Deutschland stehe da nicht unbedingt an der Spitze. Einen Alleingang sehe sie aber nicht. Der Grünen-Politiker Anton Hofreiter hatte das deutsche Zögern bei der Lieferung schwerer Waffen als unzureichend und als Alleingang kritisiert.

11:50 Uhr | Erzeugerpreise im März in Rekordtempo gestiegen

Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte in Deutschland sind im März um durchschnittlich 31 Prozent zum Vorjahresmonat gestiegen. Dem Statistischen Bundesamt zufolge war das der stärkste Anstieg seit Beginn der Erhebung 1949. Die neuen Daten zeigen demnach bereits deutliche Auswirkungen des Ukraine-Kriegs. Hauptpreistreiber war Energie, die im März um durchschnittlich 83,8 Prozent teurer wurde. Beim Erdgas waren es sogar 145 Prozent, bei leichtem Heizöl mehr als 130 und beim Strom gut 85 Prozent. Klammert man Energie aus, lagen die Erzeugerpreise nur um 14 Prozent über dem Vorjahreswert. Doch auch viele andere Güter wie Nahrungsmittel wurden deutlich teurer. Ökonomen halten einen weiteren Anstieg der Inflation für möglich.

11:18 Uhr | Fluchtkorridor aus Mariupol vereinbart - Neues Ultimatum an Asow-Brigade

Die Ukraine und Russland haben nach ukrainischen Angaben einen Fluchtkorridor für Zivilisten aus der umkämpften Hafenstadt Mariupol vereinbart. Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk erklärte auf Telegram, Frauen, Kinder und ältere Menschen könnten am Nachmittag die Stadt verlassen. Busse und Autos sollten die Menschen nach Saporischschja bringen.

Das russische Militär stellte den in Mariupol verbliebenen ukrainischen Soldaten erneut ein Ultimatum. Sie sollten bis 14 Uhr Ortszeit die Waffen niederlegen. Ein ukrainischer Kommandeur hatte am Morgen in einem Facebook-Video um Evakuierung der auf dem Gelände des Asow-Stahlwerks verschanzten Kämpfer in einen sicheren Drittstaat gebeten. Die Stellung sei nicht mehr zu halten, die russischen Angreifer zu überlegen.

09:57 Uhr | EU-Ratspräsident Michel in Kiew

EU-Ratschef Charles Michel ist zu einem nicht angekündigten Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen. Der Belgier veröffentlichte von seiner Begrüßung auf dem Bahnhof durch die ukrainische Vize-Premierministerin Olga Stefanischina ein Foto auf Twitter und schrieb: "Im Herzen des freien und demokratischen Europas." Michel will heute den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treffen.

09:08 Uhr | Bundeswehr-Maschine holt weitere Verwundete

Ein Sanitätsflugzeug der Bundeswehr ist unterwegs in die polnische Stadt Rzeszow, um von dort weitere Verletzte aus der Ukraine auszufliegen. Der Spezial-Airbus A310 MedEvac soll Schwerstverletzte zur Versorgung nach Deutschland bringen. Die Maschine hatte schon zuvor verwundete ukrainische Soldaten und Zivilisten zur Behandlung nach Deutschland geholt.

08:48 Uhr | Hoffnung auf Fluchtkorridor aus Mariupol

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben mit Russland eine vorläufige Vereinbarung über die Einrichtung eines Fluchtkorridors für Frauen, Kinder und ältere Menschen aus der umkämpften Hafenstadt Mariupol erzielt. Das teilte Vize-Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk auf Facebook mit. Bürgermeister Wadym Boischenko zufolge sollen 90 Busse bis zu 6.000 Frauen, Kinder und ältere Menschen aus der völlig zerstörten Großstadt herausbringen. In den vergangenen Tagen war kein humanitärer Korridor zustande gekommen.

In Mariupol halten sich noch etwa 100.000 Zivilisten auf. Die strategisch wichtige Hafenstadt am Asowschen Meer ist fast völlig unter russischer Kontrolle. Die letzten Verteidiger haben sich auf dem Gelände eines Stahlwerks verschanzt. Sie stehen vor der Aufgabe und bitten um freien Abzug.

08:16 Uhr | Bundeswehr – brauchen unsere Panzer als Ersatzteillager

Die Bundeswehr hat Aussagen des ukrainischen Botschafters Andrij Melnyk widersprochen, dass sie sofort einen Teil ihrer schweren Waffen an die Ukraine liefern könnte. Generalinspekteur Markus Laubenthal sagte im ZDF, das würde die Einsatzfähigkeit innerhalb der Nato-Verpflichtungen gefährden. Ein Großteil etwa der Schützenpanzer Marder werde quasi als Ersatzteillager benötigt. Diese Panzer dienten als Materialreserve für jene Kräfte, die zur Absicherung der Nato-Ostflanke einsatzbereit sein müssten. Zudem sei zur Bedienung dieser komplizierten Gefechtssysteme eine gründliche Ausbildung nötig. Die Technik sei keineswegs in allen Schützenpanzern ähnlich.

07:39 Uhr | Berichte über Kämpfe im Donbass

Der ukrainische Generalstab hat von russischen Versuchen berichtet, die Städte Rubischne und Sjewjerodonezk im ostukrainischen Gebiet Luhansk zu stürmen. Bei der Abwehr der Angriffe seien 130 gegnerische Soldaten verletzt worden und in das örtliche Krankenhaus von Nowoajdar eingeliefert worden. Zudem berichtete die ukrainische Militärführung von russischen Vorstößen nahe der Kleinstadt Isjum im Gebiet Charkiw und schweren Gefechten um Marjinka, Popasna, Torske, Selena Dolyna und Kreminna. Die prorussischen Separatisten hatten zuvor mitgeteilt, die Kontrolle über Kreminna erlangt zu haben.

07:15 Uhr | Russischer Milliardär fordert Ende des "irrsinnigen Krieges"

Der russische Milliardär Oleg Tinkow hat der russischen Armee vorgeworfen, "Massaker" in der Ukraine zu verüben. In einer Botschaft im Onlinedienst Instagram forderte Tinkow ein Ende des Kriegs gegen das Nachbarland. 90 Prozent der Russen seien gegen diesen Krieg", schrieb der im Ausland lebende Gründer der Tinkoff-Bank. Die zehn Prozent Unterstützer seien "Idioten". Er selbst sehe "keinen einzigen Profiteur dieses irrsinnigen Kriegs", der nur dazu führe, dass "unschuldige Menschen und Soldaten sterben". Auf Englisch richtete sich Tinkow an den Westen: "Bitte zeigen Sie Herrn Putin einen klaren Ausweg, mit dem er sein Gesicht wahren kann und durch den dieses Massaker gestoppt wird. Bitte seien Sie rationaler und menschenfreundlicher." Tinkow gehört zu jenen russischen Oligarchen, die wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine mit westlichen Sanktionen belegt wurden.

06:22 Uhr | USA melden Lieferung von Kampfjets an Ukraine

Die Ukraine hat nach US-Angaben zusätzliche Kampfjets erhalten. Was genau geliefert wurde, blieb offen. Angaben zur Herkunft und Bauart wurden nicht gemacht. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Nato zur Lieferung von Kampfflugzeugen aufgerufen. Im Gespräch waren Jets vom sowjetischen Typ MiG-29. Inzwischen kündigte Kanada eine Lieferung von schweren Artilleriewaffen an. Zudem bereiten die USA Medienberichten zufolge ein weiteres Militär-Paket vor.

Update (19:06 Uhr): Das Pentagon hat die Angaben mittlerweile korrigiert.

MiG-29 Kampfflugzeug in der Luft
Kampfjet MiG-29 Bildrechte: imago/StockTrek Images

05:40 Uhr | Hilferuf der Verteidiger in Mariupol

Die in der Hafenstadt Mariupol eingeschlossenen ukrainischen Kämpfer haben in einem dramatischen Appell um Evakuierung in einen Drittstaat gebeten. Man rufe alle führenden Politiker der Welt auf, die Soldaten, mehr als 500 verwundete Kämpfer und Hunderte Zivilisten in ein Drittland in Sicherheit zu bringen. "Wir sehen hier vielleicht unseren letzten Tagen, wenn nicht Stunden entgegen", sagte der Marinekommandant Serhij Wolyna in einem Facebook-Video am Mittwochmorgen. Der Feind sei in einem Verhältnis von 10:1 überlegen. Dem US-Fernsehsender CNN sagte Wolyna, eine Evakuierung könne etwa per Schiff oder per Helikopter erfolgen. Die ukrainischen Soldaten in Mariupol hatten sich zuletzt in einem Stahlwerk verschanzt und leisten von dort aus Widerstand gegen die russischen Angreifer.

03:50 Uhr | Melnyk kritisiert Scholz

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hat die Ankündigung weiterer Waffenlieferungen von Bundeskanzler Olaf Scholz als unzureichend kritisiert. Die Äußerungen des SPD-Politikers seien in der ukrainischen Hauptstadt Kiew "mit großer Enttäuschung und Bitterkeit" zur Kenntnis genommen worden, sagte Melnyk .

Positiv sei zwar die Bereitschaft Deutschlands, zusätzliche Finanzmittel für Rüstungsgüter zur Verfügung zu stellen. "Die These, dass die Bundeswehr der Ukraine nichts mehr zu liefern imstande wäre, ist nicht nachvollziehbar", sagte Melnyk. Die Truppe habe mehr als 400 Marder-Schützenpanzer, von denen etwa 100 für Ausbildung und Training benutzt würden und daher sofort an die Ukraine übergeben werden könnten. Kanzler Scholz hatte am Dienstagabend erklärt, dass Waffenlieferungen in die Ukraine aus Bundeswehrbeständen kaum noch möglich seien.

02:40 Uhr | Explosionen in Mykolajiw

Die südukrainische Großstadt Mykolajiw meldet erneut Beschuss. "Wieder Explosionen in Mykolajiw", schrieb der Bürgermeister der Stadt am frühen Mittwochmorgen auf Telegram. Er forderte die Einwohner der Stadt dazu auf, an sicheren Orten zu bleiben. Der ukrainischen Nachrichtenagentur Unian zufolge berichteten Bewohner der Stadt zudem davon, dass stellenweise Feuer ausgebrochen sei.

00:30 Uhr | Britische Regierung: Russland macht kaum Fortschritte

Die Ukraine wehrt nach Erkenntnissen des britischen Verteidigungsministerium zahlreiche Vorstöße russischer Truppen ab. Russlands Fortschritte würden weiterhin durch das Gelände sowie logistische und technische Probleme behindert. Dazu komme auch die Widerstandsfähigkeit der hochmotivierten ukrainischen Armee. Dass es Russland nicht gelungen sei, den Widerstand in der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol zu brechen sowie die wahllosen russischen Angriffe gegen Zivilisten seien weitere Hinweise darauf, dass Moskau seine Ziele nicht so schnell wie erhofft erreiche.

00:05 Uhr | Fünf Millionen Menschen aus Ukraine geflohen

Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) geht davon aus, dass mehr als fünf Millionen Menschen aus der Ukraine vor dem russischen Angriffskrieg ins Ausland geflohen sind. "Das sind fünf Millionen Einzelschicksale voller Verlust und Trauma", sagte die UNHCR-Vizechefin, Kelly Clements, bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats am Dienstag in New York.

00:00 Uhr | Ticker am Mittwoch, 20. April 2022

Guten Morgen, in unserem Ticker halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem Laufenden. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.

Übersichtskarte Ukraine
Bildrechte: MDR

Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 19. April 2022 | 06:00 Uhr

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